Ein überaus kontroverser Cocktail: Der Foie Gras Flip
Stopfleber an der Bar – ein Politikum samt Alkohol! Das klingt nach hochprozentigem Zündstoff für Menschen mit ausgeprägtem ethischen Bewusstsein. Hinter der Kombination verbirgt sich jedoch auch ein mutiger, intensiver Cocktail, für all jene, die mit rohen Eiern sowieso keine Probleme haben. Marco Beier hat ihn probiert. Veganer: bitte lieber nicht lesen.
Nehmen wir es gleich vorweg. Der hier präsentierte Drink heißt nicht nur „Foie Gras Flip“, für die Zubereitung benötigt man auch die kulinarische Spezialität, die Connaisseure und Tierschützer spalten dürfte wie nur wenig andere Nahrungsmittel.
Bei MIXOLOGY ONLINE sollen allerdings alle Aspekte der Bar ihre Beachtung finden. Die Tatsache, dass es dadurch auch einmal Themen gibt, die – wortwörtlich – nicht jedem schmecken, bleibt dabei nicht aus. Wer sich also durch die Verwendung von Gänseleber in Drinks provoziert fühlt, dem sei ein anderer Drink empfohlen.
Neues aus dem Sündenpfuhl
New York, die Stadt, in der es alles gibt und die jeden reizt. Keine Metropole der Welt übt eine solche Anziehungskraft, speziell auf Bartender, aus. Kein Wunder also, dass aus dem Big Apple immer wieder neue Cocktailkreationen zu uns herüber schwappen. Einmal mehr ist es Eamon Rockey, Geschäftsführer der Betony Bar in New York, der mit einer ungewöhnlichen Mixtur auf sich aufmerksam macht.
Eamon hat uns bereits vor etwa eineinhalb Jahren mit dem Swedish Tart überzeugt und darf sich nun auf eine kontroverse Diskussion über die ethische Vertretbarkeit von Cocktailzutaten gefasst machen. Dabei wollen wir uns gar nicht lang mit der Herstellung von Gänseleber beschäftigen. Einen guten Überblick darüber bekommt man bereits im entsprechenden Wikipedia-Artikel, und wie immer gibt es solche Menschen, die es verurteilen und solche, denen es schmeckt.
Von Frankreich über Spanien nach New York
Nicholas Alexander, Bartender in besagter Betony Bar, kam im letzten Jahr mit der Idee eines Fat- Washing auf der Grundlage von Foie Gras zu seinem Vorgesetztem, der dieser Idee nur zu gern nachkam. Schließlich schreibt sich die Betony Bar neben ihrem Essen vor allem intensive Cocktails und ungewöhnliche Arten der Herstellung auf ihre Fahnen. Die Inspiration für den Foie Gras Flip fand sich damals auch im Bentons Old Fashioned der PDT Bar, in dem mit Bacon aromatisierter Bourbon zu einem Old Fashioned verrührt wird.
Rockey berichtet: „Wir haben lange überlegt, mit welcher Spirituose wir arbeiten sollen. Bourbon schien zu mächtig und am nächst liegenden wäre wohl etwas Französisches gewesen. Ich erinnerte mich aber an einen Urlaub in Spanien, in dem ich außergewöhnliche Kreationen mit Foie Gras essen durfte und wo ich meine Liebe zu spanischem Brandy entdeckte. Also entschlossen wir uns, mit spanischem Brandy und Sherry zu arbeiten.“
Der Brandy wird mittels Fat Washing mit dem Fett einer Gänseleber aromatisiert. Der Rest des Drinks ist ein klassischer Flip unter der Verwendung von Sherry, Zucker und einem ganzen Ei, also ein Cocktail, der vornehmlich nach dem Essen serviert werden sollte. Und ebenso empfiehlt die Betony Bar den Drink: „Ein mächtiger Drink, vollgepackt mit Aromen, der sich nach einem guten Essen hervorragend und über längere Zeit trinken lässt. Wer Foie Gras mag, wird diesen Drink lieben.“ Allen Furchtlosen wünschen wir einen guten Appetit.
Robin
finde ich schade, wie man aus so einem tierleid-fördernden Gericht auch noch ein Cocktail macht. Was den Enten dort angetan wird ist entsetzlich und man sollte sich in der Gastronomie und vor allem in der Trinkkultur auch mindestens dafür einsetzen, dass die Produkte, die man verwendet mit so wenig wie möglich Tierleid verbunden sind (auch wenn das eigentlich nicht möglich ist). Ich persönlich als Bartender finde man sollte mit seinem Angebot auch ein Zeichen setzen und für wen sonst, wenn nicht für die Schwächeren unter uns! …Mehr Info zu Foie Gras :https://www.peta.de/themen/Stopfleber