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Die Weiterentwicklung des Genever? Bobby’s Gin

Aus der Heimat des Genever kommt Bobby’s Gin und will uns mit niederländischer Tradition und asiatischer Exotik betören. Wie es dazu kam und was dabei im Glas passiert, erklärt Marco Beier.

Dutch Courage. So nannten die Engländer den alkoholischen Zaubertrank, den sich holländische Truppen vor einer Schlacht gönnten, um furchtlos in den Kampf zu ziehen. Im Gegensatz zu eigenen Erfindungen – man denke an hohe britische Kochkunst oder den Fußball – zeigt man sich auf der Insel ja um einiges geschickter, wenn es darum geht, andere Dinge voranzubringen. Aus dem schwer zugänglichen Genever entwickelte man zum Beispiel mit dem Gin einen der Bar-Grundpfeiler.

Auch, wenn das Destillat mit der markanten Wacholdernote schon lang kein ureigenes Erzeugnis der Insel mehr ist, sind holländische Vertreter bisher rar gesät. Bisher, wohlgemerkt, denn nun möchte Bobby’s Gin aus Schiedam, einer der Hauptstädte des Genever, dieses Bild zurecht rücken.

Die Brücke in den fernen Osten

Die Ursprünge des Gin spielen die Karte der Familientradition aus. Namensgeber und Großvater des heutigen Herstellers ist Jacobus Alfons. Genannt wurde er allerdings nur Bobby, womit sich der Name des Gin erklärt. Jacobus Alfons war Holländer, wurde aber in der Stadt Naku im niederländisch kolonialisierten Indonesien geboren. Für den privaten Genuss kombinierte er die aromatischen Einflüsse seines Geburtsortes in Form verschiedener Botanicals mit dem bekannten Genever, ohne zu wissen, dass er damit die Grundlage für den jetzigen Bobby’s Gin liefern sollte.

Sein Enkel Sebastian war es, der 2012 eine alte Schnapsflasche des Großvaters fand, sich von der Geschichte und Rezeptur inspirieren ließ und sich mit der Brennerfamilie Jansen zusammenfand, die mittlerweile in siebter Generation in Schiedam Genever produziert. Aus der Destillerie „De Tweeling“ stammt zum Beispiel der klassische Genever Notaris.

Nach etwa einem Jahr voller Experimente und verworfener Ideen stand schlussendlich die Rezeptur für den jetzigen Bobby’s Gin fest. Klassischer Schiedamer Genever und indonesische Aromen sollen den Genießer in neue Geschmackswelten begleiten. Dabei werden klassische Botanicals wie Wacholder, Koriander und Orangenschale mit eher exotischen Aromen wie Nelke, Hagebutte oder Zitronengras kombiniert.

Funktioniert die Fusion-Küche?

Was am Ende in die Flasche kommt, ist ein sehr frischer, zitruslastiger Drink, der seinen Urahn, den Genever, erahnen lässt, aber weniger malzig daherkommt. Die Flasche ist in der Form an klassische Genever-Flaschen angelehnt und mit einem Muster bedruckt, das einer indonesischen Webtechnik entlehnt ist. Wer diese Formen kennt, versteht die Idee, für alle Anderen ist es eine weitere, nicht ganz alltägliche Flasche.

Was aber ja überzeugen soll, ist der Inhalt. In der Nase ganz klar Gin. Wacholder dominiert, begleitet von einer sehr frischen Note. Vor allem das Zitronengras kann sich sehr in den Vordergrund spielen. Im Nachgeschmack bleiben dann besonders die erdigen Noten von Pfeffer und Nelke auf der Zunge und ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Auf alle Fälle ein solider Gin, der sowohl mit Tonic Water als auch in verschiedenen Cocktails funktioniert und dabei seine eigene Note hinterlässt. Der Preis ist allerdings kein Schnäppchen und mit etwa vierzig Euro für die Flasche schon eher ein Liebhaberprodukt. Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass Bobby’s, im Gegensatz zu vielen anderen neuen Marken, in der 0,7-Liter-Flasche daherkommt, was den Preis schon wieder ein wenig relativiert.

 

Credits

Foto: Schiedam/Holland via Shutterstock

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