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Pot Still Bar

In der Pot Still Bar sagen sich Hinz & Kunz gute Nacht. Und wir meinen das genauso, wie wir es sagen

Mit der „Pot Still” Bar haben sich die Macher der Basler Institution „Hinz & Kunz“ noch ein Stück weiter in die Nachtlandschaft hinausgewagt. In einer Gegend, die nicht immer für Qualität in der Barkultur steht, zelebriert man Anspruch und taucht manchmal auch in andere Welten ab. MIXOLOGY ONLINE hat die Macher getroffen.

Wer über die kürzlich eröffnete Pot Still Bar in Basel sprechen will, der darf über das Hinz & Kunz nicht schweigen. Das Hinz & Kunz ist ein klassischer Hybrid – Bar, Pub, Salon und demokratisierter englischer Club in einem. Seit über fünf Jahren ein Treffpunkt, in dem die normativen Grenzen jeden Abend überwunden werden. Abends stürmen die Gäste in die Basler Markthalle mit ihrem spektakulären freitragenden Kuppeldach, bevölkern die vielen Foodstände und eben das dort ansässige Hinz & Kunz. Studenten, Angestellte, Anwälte, Szenetrinker und Platz-da-jetzt-komm-ich-Businessanzugwichtige: „Hey, Gin-Tonic!“

Pot Still Bar Basel
In der Pot Still Bar spielen Redundanz und englische Club-Opulenz miteinander.

Aus Quereinsteigern sind Vollprofis geworden

Zugleich ist man die wichtigste schweizer Whiskybar mit 480 verschiedenen Qualitäten. Es ist einer dieser Orte, an dem man alles bekommt. Vom einfach gezapften Bier, in der Schweiz „Stange“ genannt, über Kreativbier, Longdrinks, eine Auswahl von über 150 Rums oder einen perfekt servierten Boulevardier.

Die beiden Macher Pascal Kunz und Daniel Mumenthaler haben alle Hände voll zu tun. Wer nun denkt, dass mit der Eröffnung des neuen Projekts so etwas wie Überforderung droht, verkennt das Potential der beiden. Aus Quereinsteigern sind Vollprofis geworden. „Wir kennen uns schon so lange und Daniel war mal mein Mentor“, erzählt Pascal Kunz vom „Hinz“. Man habe mit der neuen Bar bewusst jetzt begonnen, da man eingespielte Prozesse und Synergien optimal nutzen könne und sowohl Stammgästen als auch Newcomern ein ganz anderes Angebot bieten wolle, ohne sich zu kannibalisieren.

Cocktail und Makkaroni

„Pot Still – Just a Classic Bar“ steht mit subtilem Understatement neben der gläsernen Eingangstür und verweist damit auch gleich auf die Programmatik und die Liebhaberei der Betreiber. Es soll sich um Destillate und dabei besonders um Whisky drehen, ganz ohne pompöse Inszenierung. Vor der Tür wird gerade gegen Erdogan demonstriert, die Massen wälzen sich durch die Fussgängerzone, Innenstadttreiben. Ein wenig wurde die exponierte Lage dem Vorgängerlokal „Peanuts Bar“ mit der stadtbekannten Barfrau Renate zum Verhängnis. Als nämlich die Szene-Bar immer öfter von Hooligans des Basler FC heimgesucht wurde, blieben nach und nach die Stammgäste weg, und somit war das Ende besiegelt.

Seit Oktober 2019 werden hier ausgewählte Spirituosen und Cocktails an Makkaroni-Trinkhalmen über den Tresen geschoben. Lokales Bier gezapft, Zigarren geraucht, Musik gehört und bis tief in die Nacht die Welt ein wenig neu erfunden.

Pot Still Bar ist ein Wohnzimmer mit Geschichte

Der erste Eindruck ist dominiert von der auffälligen Wohnzimmeratmosphäre. Niedrige weiße Decken, schwingender Holzfussboden, ein indirekt beleuchteter Tresen. An den Wänden im Hauptraum beruhigen Paisley-Tapeten den Raum, bevor er eine gewisse Wucht durch die schweren Chesterfield-Möbel verliehen bekommt. Allerdings ist das Ganze so komponiert, dass es in sich eine Balance findet. Redundanz und englische Club-Opulenz spielen miteinander.

In einem der Tische mit Glasplatte entdeckt man einen liegenden Setzkasten, in dessen Fächern nach und nach Preziosen des Barhandwerks Platz finden. Am hinteren Ende des Raums ein antiquarisches Schränkchen. „Da kommen die ganz besonderen Schätze im Laufe der Zeit hinein“, verspricht Daniel Mumenthaler maliziös. Mit einer gewissen Neugierde betrachtet man die Wand hinter dem Backbord. Sie besteht aus Feldsteinen, offensichtlich sehr alten Feldsteinen. Und tatsächlich: Am Humidor vorbei gelangt man in den Fumoir (schweizerisch für Raucherraum). Hier setzt sich die grobe, aber charismatische Struktur der Feldsteinwand in voller Präsenz fort, hier und da unterbrochen von kleinen Spitzdach-Aushöhlungen, in denen Kerzen stehen. Eine Rauchersakrale mit Lederbank.

„Das ist noch ein Rest der alten, inneren Stadtmauer“, werde ich aufgeklärt. Ein wenig Recherche und ein Blick in das „Grimmsche Wörterbuch der deutschen Sprache“ fördern erstaunliches zu Tage. Die innere Stadtmauer wurde im 13. Jahrhundert gebaut. Aus dem gleichen Säkulum stammt die erstmalige Erwähnung der Redewendung „Hinz und Kunz“ als Synonym für „Jedermann“. Mit etwas Sinn für versponnene Symbolik könnte man also die Interpretation wagen, dass sich mit Daniel Mumenthaler-Hinz und Pascal Kunz zwei gefunden haben, bei denen in Abwandlung einer biblischen Redewendung ein Stein auf den anderen passt.

Pot Still Bar Basel
Daniel Mumenthaler, Pascal Kunz und Marco Panhofer (v.l.n.r.)

Pot Still Bar

Kohlenberg 11
4051 Basel

Mi - Do 18 - 1 Uhr; Fr 18 - 4 Uhr, Sa 19 - 4 Uhr

Rausch und Genuss ohne Untergang

Das Konzept der Bar sieht in der Pot Still ebenfalls wieder eine Grenzüberschreitung vor. Der Fokus liegt zuerst auf der entschleunigten Pflege der gehobenen Barkultur. Auf die Zubereitung der Drinks wird höchstes Augenmerk gelegt, und nur die besten Zutaten finden den Weg in die Gläser. Großer Wert wird einem perfekten Service und kompetenter Beratung beigemessen.

„Wir haben hervorragend geschulte Mitarbereiter, und „unser Headbartender Marco Panhofer ist die beste Versicherung, dass dieser Anspruch jeden Abend umgesetzt wird“, sagt Mumenthaler selbstbewusst. Aber es werden keine Cocktailmessen gelesen, es gibt wie im Hinz und Kunz auch in der Pot Still Bar Brüche. Die Institution für anspruchsvolle Trinker kann sich durchaus in eine Dive Bar verwandeln. „Es gibt in Basel nicht viele Bars, die etwas länger geöffnet haben, das haben wir mit dem Pot Still aufgegriffen.“

Einfach laufen lassen, weil man es kann

An Wochenenden kann es durchaus bis in die frühen Morgenstunden gehen, und auch an den Wochentagen ist länger Betrieb als in den meisten anderen Bars. „Dann wird das Pot Still zum Treffpunkt der wirklichen Barflys, Nachtschwärmer und vor allem der Kollegen“, so Pascal Kunz. Und Mumenthaler ergänzt: „Manchmal haben wir auch einen DJ da und lassen es einfach laufen. Einfach weil wir Lust darauf haben und es können.“

Jedenfalls ist die Pot Still Bar keine Dive-Bar mehr für Hooligans, die Tauchen gerne mit Ersaufen verwechseln, sondern für Menschen, die den Rausch des Genusses suchen – ohne unter zu gehen.

Credits

Foto: Caroline Adam

Comments (1)

  • Martin von Wyl

    Wer Hinz&Kunz kennt, ist nicht erstaunt, dass ihnen mit der Pot Still Bar ein guter Wurf gelungen ist, fast schon Konkurrenz aus den eigenen Reihen 😉

    Mich persönlich freut es immer wieder, wie kompetent, freundlich, zuvorkommend ich bedient werde und wie die Jungs und Mädels es schaffen, immer wieder etwas Neues aus ihren Flaschen hervorzuzaubern, zu kreieren und dabei auch in hektischsten Zeiten nie den Überblick und die Gastfreundlichkeit verlieren

    Von meiner Seite nur: CHAPEAU und “guet Nacht”.

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