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Bars supporten mit System: Initiativen in der Corona-Krise

Bars und Gastronomien waren die ersten, die ihre Geschäfte in der Corona-Krise schließen mussten. In rascher Zeit haben sich aber mehrere Initiativen etabliert, die sich dem Schutz und der Rettung bedrohter Bars und Gastronomien verschrieben haben. Ein Überblick.

Etwa Mitte März kamen in den ersten Städten und Regionen offizielle Verbote für den Betrieb von Bars und Clubs. Etwa 48 Stunden später galt diese Regelung in ganz Deutschland. Und bald galt generell ein sogenanntes „Kontaktverbot“ – Bars sind also weiter davon entfernt als je zuvor, wieder zu ihrem Daily Business zurückzukehren.

Viele Barbetreiber haben unterdessen erkannt: Es kann teilweise helfen, sich mit Alternativangeboten wie z.B. einem hauseigenen Cocktail-Lieferservice zu behelfen. Doch gleichsam lässt sich damit bei weitem nicht der gesamte Umsatzausfall decken, überdies ist das Liefergeschäft aufwendig.

Demzufolge haben viele Barbetreiber erkannt, dass sie weitere Schritte tun müssen, dass sie mehr Unterstützung brauchen. Ob und in welcher Größenordnung Hilfe durch staatliche Unterstützung, Kredite oder Stundungen ankommen werden, ist von Einzelfall zu Einzelfall verschieden. Zudem bemängeln viele Gastronomen zu Recht: Mit der Stundung von Mieten oder auch Hilfskrediten würden die Probleme und Existenzängste der Bars nicht gelöst, sondern lediglich um ein paar Monate geschoben.

Bars supporten durch Initiativen und Plattformen

Es bleibt also dabei: Die Schließung aufgrund von Covid-19 stellt zahllose Bars vor existentielle Probleme. Vor allem für kleine, inhabergeführte Betriebe bedeutet der komplette Wegfall allen Umsatzes, dass eine Insolvenz in sichtbarer Nähe liegt – und zwar innerhalb weniger Wochen, nicht Monate.

Doch die Barszene wäre nicht die Barszene, hätten sich nicht quasi in Echtzeit mehrere Initiativen entwickelt und etabliert, die einen kleinen weiteren Teil Abhilfe in dieser misslichen Lage schaffen wollen. Initiativen und Plattformen aus unterschiedlichen Bereichen, die allesamt dabei helfen wollen, dass kleinen, unabhängigen Gastronomien jetzt geholfen wird. Und sei es nur mit einem kleinen Trinkgeld. Wir stellen die wichtigsten von ihnen kurz vor:

Tip am digitalen Tresen: Support Your Local Bar

Hinter Support Your Local Bar steht eine so spontan wie zielgerichtet aus der Taufe gehobene Vereinigung von Spirituosenherstellern, Vertrieben, Agenturen und Medienschaffenden, die gemeinsam den finanziell angeschlagenen Bars unter die Arme greifen wollen. Innerhalb einer knappen Woche wurde das Projekt – auch mit finanzieller Hilfe von Spirituosenproduzenten – aus dem Boden gestampft, u.a. federführend betreut durch Agenturbetreiber Joscha Henningsen (About Brand Communication), Hendrick’s-Markenbotschafter Coco Prochorowski, Sven Sudeck von Eggers & Franke, Axel Klubescheidt von Monkey 47 sowie Katja Supper (Proof & Sons). Auch MIXOLOGY hat dabei unter die Arme gegriffen.

Der Gedanke hinter „SYLB“: Über die Plattform kann jedermann einer registrierten Bar nach Wahl unkompliziert eine Spende in Form von Trinkgeld zukommen lassen: Per PayPal-Click schickt man ein Coronition-Tip an die Bar. Die Registrierung für Bars ist denkbar einfach und in zwei Minuten erledigt. Besonderer Pluspunkt: Für registrierte Bars verspricht die Plattform außerdem grundlegende Beratung in den jetzt akuten Rechtsthemen.

Ein Drink für später: Soligastro

Ein weiteres Modell kommt u.a. vom Frankfurter Steffen Hubert, den viele Angehörige der Barszene noch aus seiner Zeit bei Borco kennen dürften. Innerhalb weniger Tage hat Hubert mit wenigen Mitstreitern das Konzept der Seite entwickelt, die rechtlichen Rahmenbedingungen ausgelotet und Soligastro als gemeinnütziges Projekt mit .org-Adresse lanciert.

Der zentrale Unterschied etwa zu SupportYourLocalBar: Soligastro sammelt keine Spenden oder Trinkgelder, sondern versteht sich als Plattform für Bars, die Vouchers anbieten wollen – Gäste können also dort einen „Soli-Voucher“ nach Wahl für eine der teilnehmenden Bars erwerben, den sie dann zu gegebener Zeit einlösen können. Somit bietet auch Soligastro jetzt einen Weg, Bars zum Bestreit der Fixkosten mit ein wenig Cashflow zu versorgen.

Barback, helfen.berlin, vorfreude.kaufen – da kommt noch mehr!

Aufpassen muss man in der derzeitigen Aktion wohl vor allem auf einen Umstand: dass die unterschiedlichen Maßnahmen sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben, denn daran kann niemandem gelegen sein. Beruhigend sagte Soligastro-Gründer Steffen Hubert dazu aber schon gestern: „Wir haben schon mit einigen anderen gesprochen und werden unsere Kräfte teilweise bündeln.“

Bündeln scheint sinnvoll, denn es stehen noch weitere Initiativen im Raum: Auch Bar-Tausendsassa Stephan Hinz kündigte am Wochenende sein Programm „Barback“ an, das sich ebenfalls als Spendenplattform verstehen soll. Details sind für diese Woche angekündigt. Ferner stehen mit helfen.berlin (Berlin) und vorfreude.kaufen (Wien) noch weitere Konzepte zur Stelle, die sich allerdings jeweils auf eine Stadt fokussieren und zudem einen Blick auf Gastronomie im Allgemeinen werfen. Wer sich also dezidiert der Erhaltung von Bars widmen will, ist dort zwar nicht schlecht aufgehoben – aber er wird vielleicht mit einer der oben genannten Lösungen glücklicher.

 

Dieser Beitrag wird laufend aktualisiert. Wer Anregungen und Informationen hat, kann sie uns gerne per Email an [email protected] schicken. Die Redaktion

Credits

Foto: SupportYourLocalBar

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