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Inventur

Inventur am 17. März 2024 – Jede zehnte deutsche Gastronomie hat 2023 geschlossen

Happy St Paddy’s! Hierzulande kein großes Ding, ist der irische Nationalfeiertag, an dem des Heiligen Patrick gedacht wird, in Teilen der englischsprachigen Welt einer der wichtigsten Party-Tage im Jahr, insbesondere in den Metropolen der US-Ostküste und des Nordens, die einen riesigen Anteil irischstämmiger Einwohner:innen haben: Die Paraden, bei denen zehntausende Menschen trinkend durch Boston oder New York streifen, werden im Fernsehen übertragen. Stout und Whiskey fließen in Strömen. In Chicago wird gar der Chicago River irisch-grün gefärbt.

Ein wenig grün geärgert haben wir uns diese Woche angesichts einer entfernt gastronomischen Schlagzeile, die mustergültig für den Begriff „Clickbaiting“ steht: Die Bahnhofs-Imbiss-Kette Yorma’s, so titelte zunächst Spiegel Online, führe demnächst die Drei-Tage-Woche ein – bei vollem Gehalt. Andere Medien zogen nach. Klingt natürlich toll, „wie machen die das wohl?“, fragt man sich. Leider verbirgt sich dahinter: Die so klangvolle neue Regelung betrifft ausschließlich die rund 30 Büro-Angestellten in der Firmenzentrale. Die Verkaufs-Mitarbeiter:innen der zahlreichen Filialen wiederum sind, so berichtete darauf t-Online, lediglich auf Stundenbasis angestellt – erhalten somit also nichtmal ein festes Gehalt. In den Schlagzeilen steht das leider nicht…

Bevor wir uns nun weiter aufregen, werfen wir lieber einen Blick auf die Thesen und Themen der Bar-Woche.

Valide Krisen-Zahlen: Jede zehnte Gastronomie in Deutschland musste 2023 schließen

Schön liest sich das nicht: Wie die Tagesschau diese Woche mit Verweis auf eine Erhebung von Creditreform mitteilte, haben letztes Jahr in Deutschland rund 14.000 Gastronomien geschlossen, was etwa 10 Prozent der Gesamtbranche bedeute. Zwar liege die Zahl damit noch unter dem Vor-Corona-Niveau, doch genau dort liege ein großes Gefahrenpotential, heißt es weiter: Die staatlichen Corona-Hilfszahlungen, die zwischen 2020 und 2022 gezahlt worden waren, hätten dazu geführt, dass die Quoten sowohl von Schließungen als auch Insolvenzen während der Pandemie stark gesunken seien. Das führt zu dem Schluss, dass viele Betriebe „gerettet“ wurden, die auch ohne Pandemie hätten schließen müssen. Es leben demnach noch viele angeschlagene, unrentable Läden gewissermaßen „auf Pump“.

Fürs kommende Jahr rechnen die Experten mit weiter steigenden, hohen Schließungsraten. Besonders gefährdet seien etwa Caterer, aber auch kleine Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitenden – was auf sehr viele Bars zutrifft. Ein erhebliches Problem sei der real gesunkene Umsatz: Preisbereinigt sei der Umsatz der Branche in den letzten vier Jahren um 13 Prozent gesunken – wirtschaftliches Arbeiten wird also immer schwieriger. Weitere Details gibt es hier.

Spitzenbars als Franchise – Pro’s & Con’s

Lässt sich ein erfolgreiches, international renommiertes Barkonzept einfach anderswo installieren? Das wird immer wieder kontrovers debattiert. Die letzten Jahre zeigen allerdings: Teilweise scheint das zu gehen, wie die zahlreichen Spin-offs von weltberühmten Kalibern à la Death & Co, Employees Only sowie die kaum noch zu überblickenden Ableger des Lyan-Kosmos zeigen.

Jake Emen hat sich daher das Thema für VinePair in einem großen Beitrag ausgiebig zur Brust genommen. Unter einem nicht ganz unzutreffenden Vergleich mit dem Marvel-Universe und dessen Sequel-Erfolgen im Kino unterzieht Emen das Geschehen der letzten Jahre einer umfassenden Analyse. Dabei steht immer wieder die Frage im Zentrum: Ist es möglich, eine New Yorker oder Londoner Bar in Barcelona oder Singapur zu eröffnen, und dabei gleichzeitig das Konzept zu wahren und sich an die andere Umgebung anzupassen? Unbedingte Lese-Empfehlung!

Bacardi verliert Rechtsstreit um „Freepour“-App

Der Bacardi-Konzern wird seine an professionelle Barleute gerichtete „Freepour“-App möglicherweise umbenennen müssen, das meldete der Branchendienst The Spirits Business am Mittwoch. Bacardi habe den Namen der App in der EU als Marke schützen lassen wollen. Dagegen habe allerdings der französische Telekommunikationsdienstleister „Free“ einen Wiederspruch eingelegt. Free vertreibt neben Dienstleistungen u.a. auch den Router „Freebox“ und sah sich durch den Namen von Bacardis App in seinem Markenschutz beeinträchtigt. Eine Beschwerde von Bacardi wurde nun durch den zuständigen Berufungsausschuss abgelehnt. Eine Stellungnahme durch Bacardi steht noch aus.

Bacardi hatte seine edukative Freepour-App im Herbst 2020 auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie lanciert, um Bartender:innen kostenlose Bildungs- und Networking-Angebote zu machen. Die App steht in den regulären Appstores z.B. von Apple und Google zur Verfügung.

Skurriler Streit um Wurst-Herkunft

Und weil’s so schön ist, bleiben wir gleich bei Gericht. In einem launigen Kommentar ging F.A.Z.-Kolumnist Timo Frasch diese Woche auf einen slightly absurden Rechtsstreit ein, mit dem sich das Münchener Landgericht I befassen muss. Um eins der bekanntesten Sprichtwörter ins Buchstäbliche zu überführen: Es geht um die Wurst.

Genauer gesagt, klagt der Schutzverband Nürnberger Bratwürste (ja, den gibt es wirklich) gegen einen niederbayerischen Hersteller sogenannter „Mini Rostbratwürstchen“. Zwar stehe auf deren Verpackung nirgendwo der Begriff „Nürnberg“, dennoch sieht der Schutzverband aufgrund von Größe und sonstiger Eigenschaften der Würste eine schwerwiegende Verletzung der geschützten Herkunftsbezeichnung vorliegen. Das Gericht wird in dieser epischen juristischen Auseinandersetzung also definieren müssen, was eine Wurst zur einer Nürnberger Wurst macht. Wir hätten da einen Vorschlag, aber… naja.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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