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Veritable ist der neue Importeur von Chartreuse für Deutschland

Veritable ist der neue Importeur von Chartreuse: „Der Fokus wird auf den Bars liegen!“

Du grüne Neune! Erst fahren die Mönche die verfügbaren Mengen am Kräuterelixier Chartreuse zurück, dann verliert Borco (heute Stock Spirits) die Vertriebsrechte. Doch nun gibt es einen neuen Importeur für eine der kultigsten Barmarken überhaupt. Und „Veritable“ möchte seinen Fokus auch wieder ganz klar in den On-Trade legen, wie wir bei einem Interview erfahren haben.

„Veri … wer?“ Bislang kannte man Winzersohn Olivier Brun vor allem in den deutschen Vinotheken. Das „Château Brun“ steht bereits seit 1571 in Familienbesitz. Zudem importiert er gemeinsam mit Christian Ress, ebenfalls einem Weingut („Balthasar Ress“) entstammend, bei „Veritable“ Champagner und Wein. Doch schon letztes Jahr kamen erste Spirituosen hinzu. Für noch mehr Aufmerksamkeit als der Gin von Brad Pitt „The Gardener“ sorgte aber die Meldung, dass das Duo in Eltville ab April 2024 der neue Deutschland-Vertrieb des legendären Kräuterelixiers Chartreuse ist. Roland Graf sprach mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Olivier Brun und seinem „Head of Spiritueux“, Patric Roth, wie dieser Coup gelang. Und natürlich, ob die Verhandlungen auch mehr Ware für den deutschen Markt bedeuten.

MIXOLOGY: Monsieur Brun, Sie selbst stammen aus einem Bordeaux-Weingut. Redet man sich da leichter mit den Kollegen in der Charente und Grenoble?

Olivier Brun: Ob es immer leichter ist, weiß ich nicht. Aber zumindest verstehen wir die Sprache. Aber: Ja, die französische DNA von „Veritable“ kann an der einen oder anderen Stelle schon weiterhelfen.

MIXOLOGY: Für alle Bartender, denen „Veritable“ nichts sagen sollte: Wofür steht der neue Chartreuse-Importeur bislang?

Olivier Brun: Wir sind seit über 20 Jahren als Importeur tätig. Zuerst nur für französische Weine, später auch für Champagner – unter anderem Pol Roger – , englische Sparkling Wines wie Nyetimber sowie für spanische Familien-Weingüter wie Telmo Rodriguez, Remelluri oder italienische wie Pio Cesare oder Argentiera.

»Wir sprechen bei Chartreuse von einer Geschichte und Kontinuität, welche in diesem Ausmaß kein zweites Mal zu finden ist. Zudem fanden die Verhandlungen ja nicht mit den Mönchen statt. Natürlich sitzen einem hier auch Vertriebsprofis gegenüber.«

— Patric Roth

MIXOLOGY: Wie darf man sich die Verhandlungen vorstellen – auf der einen Seite die weltabgewandten Mönche, auf der anderen der Vertriebsprofi?

Patric Roth: Wenn wir von der vertriebstechnischen Seite sprechen, kommen immer verschiedene Blickwinkel zusammen. Somit ist auch diese Verhandlung unter einem anderem Blickwinkel zu sehen. Immerhin sprechen wir bei Chartreuse von einer Geschichte und Kontinuität, welche in diesem Ausmaß kein zweites Mal zu finden ist. Zudem fanden die Verhandlungen ja nicht mit den Mönchen statt. Natürlich sitzen einem hier auch Vertriebsprofis gegenüber. Sagen wir so: Es waren lehrreiche und zugleich außergewöhnliche Verhandlungen … Stichwort: Allokation (Roth lächelt).

MIXOLOGY: Gutes Stichwort! Die Bar Community interessiert natürlich vor allem eines: Wie sieht die Allokation für Deutschland aus, nachdem es zuletzt zu einer deutlichen Verknappung kam?

Patric Roth: Wie bereits kurz erläutert, waren das die lehrreichen und außergewöhnlichen Momente in den Verhandlungen. Wir reden hier nicht über Absatzsteigerungen oder Wachstum im Volumenbereich. Sondern eher wieder darum, dass die Bartender wieder Vertrauen haben. Die große Herausforderung liegt nun bei uns, die richtigen Entscheidungen zu treffen, so dass Chartreuse genügend Volumen für die Bars zu Verfügung stellt. Wir werden den Fokus zu 80 Prozent auf den On-Trade legen und somit eine Verbesserung der Verfügbarkeit erreichen. Das kann ich sagen! Hinzu kommt ein Produkt, das keiner Allokation unterliegt: „Genepi Chartreuse“. Dieses Liquid hat uns sehr überzeugt und wir sehen besonders mit diesem Produkt in Cocktails ein enormes Potential. Wir werden hier auf die Bars gesondert zukommen. Das wird zudem unterstützt durch unseren Sales Lead Adrian Baldino, der sehr stark in der deutschen Bar-Szene vernetzt ist.

»Da wir den Fokus ganz klar auf den On-Trade legen werden und uns von reinen Endkonsumenten-Online-Plattformen distanzieren, wird so ein gewisses zusätzliches Volumen für die Bars, Restaurants und Spezialitäten-Händler zu Verfügung stehen«

— Patric Roth

MIXOLOGY: Wie werden sie da im Vertrieb reagieren? Denn die Begehrlichkeiten der Bar-Szene sind da und natürlich wird Veritable Spiritueux nichts gegen Neukunden haben. Mit weniger Ware ist das schwierig…

Patric Roth: Da wir den Fokus ganz klar auf den On-Trade legen werden und uns von reinen Endkonsumenten-Online-Plattformen distanzieren, wird so ein gewisses zusätzliches Volumen für die Bars, Restaurants und Spezialitäten-Händler zu Verfügung stehen.

MIXOLOGY: Fast ein wenig untergegangen ist, dass Veritable auch der neue Vertrieb für Hine Cognac sind. Wie sehen da die Pläne in einer sehr schwierigen Kategorie aus?

Patric Roth: Wir sollten festhalten, dass Veritable Spiritueux in den letzten zehn Monaten ein beachtliches Portfolio aufbauen konnte. Gestartet mit Armagnac von Tariquet, danach The Gardener Gin der Winzerfamilie Perrin mit Brad Pitt und Brenner-Legende Tom Nichol. Dazu „Ardent Batchs” Premium Bottled Cocktails, Komos Tequila, Hine Cognac und Chartreuse. Was die Pläne bei Hine betrifft, kann ich nur eines antworten: Hine steht für Innovation und Zukunft, was die Cognac-Sparte betrifft. Es kommt dieses Jahr nicht nur ein neues Label-Design für „H by Hine“ oder „Hine Rare“. Das erste Mal nach 102 Jahren kommt im August auch ein komplett neues Liquid von „Hine Antique XO“ und eine neue Flasche. Wir haben also viel vor mit dieser tollen Marke. Darauf einen Hineball!

MIXOLOGY: Vorher aber noch eine logistische Frage: Wie werden Sie den großen Markt von Eltville am westlichen „Rand“ von Deutschland aus betreuen – vor allem die Bars?

Patric Roth: Es ist richtig, dass unser Firmen-Hauptsitz am Rande Deutschlands liegt, jedoch nur wenige Kilometer von Wiesbaden und Frankfurt entfernt. Zudem haben wir in Deutschland sechs Sales Manager in allen wichtigen Gebieten von Berlin bis München und einen Head of Sales, einen Sales Lead zusätzlich für die Spirituose und für den Süden des Landes kommt eine weitere Person mit September hinzu.

MIXOLOGY: Lieber Olivier, lieber Patric, vielen Dank für das Gespräch.

Credits

Foto: zVg

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