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House of Gin Berlin

Stay Gold im House of Gin Berlin

Das House of Gin im Palace Hotel demonstriert: In der Berliner City-West wird das trinken und die Barkultur immer faszinierender. Nun gibt es auch einen Käfig. Dieser ist das Motto der Bar, das sich durch Drinks sowie Atmosphäre zieht. Peter Eichhorn hat sich zwischen den goldenen Stäben umgesehen.

„Das einzige Mal, dass ich das Bügeln genossen habe, war, als ich aus Versehen Gin ins Bügeleisen füllte.“ Ein Zitat, das lange nur zum Schmunzeln anregte, mittlerweile aber durchaus zum Nachmachen animiert. Goldene Zeiten für Gin erleben wir nicht erst seit gestern. Und so überrascht es nicht, wenn die eine oder andere Bar das Wacholderdestillat zum Alleinstellungsmerkmal erkürt.

House of Gin 2.0 als Stay Gold

Das Palace Hotel im Herzen der Berliner City-West zwischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Zoologischem Garten und Kurfürstendamm schreibt sich den Gin bereits seit geraumer Zeit auf die Fahnen.
Aber: Es tut sich viel an der Nordseite des Europa-Centers, und das Haus entwickelt sich zeitgemäß und überraschend weiter. Das alte House of Gin hatte die bewährte „Sam’s Bar“ ersetzt und die fensterlosen Räumlichkeiten im Inneren des Hauses ein wenig aufgefrischt. Der klassische Hotelcharme der 1980er Jahre blieb erhalten mit gedeckten Farben und jener auf Hochglanz polierten Holzoptik, die es nur in klassischen Hotels zu geben scheint.
House of Gin Berlin

Drink statt drive im neuen House of Gin

Nun erfolgte im Haus der radikale Umbruch, die Bar wurde aus ihrem versteckten Winkel im Inneren als Aushängeschild an die Strassenfront versetzt. Das House of Gin ist nunmehr ein Glaskubus of Gin, gleich neben dem bewährten Eingang des Palace Hotels.
Zuvor wurden hier Autos angemietet, noch vor kurzem boten die Vermieter von Sixt hier ihre Karossen feil und es leuchtete orange in die Berliner Nacht. Die Autovermietung zog nun ins Nebengebäude, und aus dem Pavillon leuchtet es bläulich und goldfarben hinaus. „Stay Gold“ lautet ja auch der Schriftzug über dem Eingang.
House of Gin Berlin

Rücken an Rücken zwischen Drinks und Flights

Barmanager Sebastian Jaroljmek verantwortet nun die Geschicke der Bar und bringt seine gesamte Erfahrung nun erstmals in ein Barprojekt ein, das er von der ersten Planung über die gesamte Bauphase bis zur aktuellen Eröffnung mit der neuen Karte begleiten und gestalten konnte.
Ein rechteckiger schwarzer Marmortresen dominiert den Raum mittig, Rücken an Rücken gespiegelt, so dass zwei Mixstationen und zwei identische Rückbuffets sich doppeln. Rings um den Tresen stehen bequeme Barhocker parat. In Nischen warten intime, kuschelige Sessel und Sitzgruppen auf Gäste. Sollte es voll werden, beispielsweise am Wochenende, wenn DJs Elektro spielen, so finden sich kuriose, treppenartige Bänke hinter den Barhockern. Der Zwischenraum ist eher eng und die florale Ornamentik der Kissen hat etwas verwirrend Hippiehaftes. Aber auch dort schmecken die Drinks oder Flights.
Hotel Palace GinBar-Eröffnung

Gin-Fortbildung im Berliner Westen

Die alte Bar wurde von einem Wasserschaden hinfort gespült, dennoch wird selbstverständlich auch Wasser serviert. Lieber noch berät das internationale Barteam aber die opulente Gin Auswahl. Neben dem bewährten Gin & Tonic offerieren die Barleute diverse Gin-Flights. Vier mal zwei cl kommen als Set, hübsch präsentiert, zum Gast und werden auch gerne ausgiebig und sympathisch erläutert. Ein hauseigener Gin, dessen Rezeptur das Barteam gemeinsam austüftelte, darf dabei nicht fehlen. Geradlinig, mit nur fünf Botanicals.
Aber auch die Cocktails können sich sehen lassen. Herrlich abgestimmt war der Milk House Punch nach Londoner Vorbild mit selbstgeklärter Milch, niedlich serviert in einer Mini-Milchkanne. Zahlreiche Zutaten sind selbstgemacht, bei der Dekoration beweist das Team viel Fantasie und Geschick. Zu jedem Drink hält die Karte ein paar einladende und atmosphärische, beinahe lyrische Zeilen parat, um die Neugierde zu wecken; insbesondere auf die Eigenkreationen. So verspricht der „Eddy B“ Wärmung und Erfrischung mit einer Apfelstrudel im Glas. Die Preise der Drinks liegen zumeist um die 14-15 Euro. Ein Glas Heidsieck Rosé kostet 18.-

Sorglosigkeit die Freude eines Vogels im Käfig

Aufsehenerregend ist bei einigen Drinks die Präsentation. Auch das Auge trinkt gerne mit, insbesondere beim hervorragenden Signature Drink des Hauses, dem Clover Club mit Star of Bombay Gin und Edinburgh Rasperry Liqueur. Der Drink wird in einem Vogelkäfig mittlerer Größe an den Tisch gebracht, was bei den anderen Gästen durchaus für Aufsehen sorgt. Nun gilt es, die große Kuppel des Käfigs oben zu öffnen und den Drink zu entnehmen, was ein gewisses Maß an Geschick erfordert, insbesondere dann, wenn die Coupette einen großzügigen Füllstand aufweist.
Die Blicke ändern sich nun. Insbesondere, wenn neue Gäste den Raum betreten und auf den Menschen mit dem leeren Vogelkäfig blicken. Was mögen sie denken? Der arme Trottel braucht einen Drink. Sein Vogel ist ihm wohl entflogen! Aber wie bemerkte bereits der Dichter und Journalist Karl Ferdinand Gutzkow: „Frohmut ist die Freude eines Vogels auf dem Felde: Sorglosigkeit die Freude eines Vogels im Käfig.“
Und am Ende befinden sich alle Gäste in einer Art Käfig. Es ist der rote Faden durch die Gestaltung des Raumes. Messingfarbene Stäbe hängen in Käfig-Optik von der Decke, und die Gäste, die die Bar direkt vom Hotel aus betreten, kommen durch eine gigantische Käfigtür.

House of Gin kooperiert mit dem Restaurant Beef 45

Ebenfalls beachtenswert kommt das Barfood daher, welches aus dem kleinen, angeschlossenen Restaurant „Beef 45“ kommt. Auch dort gilt das Gin-Motto, und so werden beispielsweise einige der Soßen mit Wacholder abgeschmeckt. Charolais oder Black Angus werden Sous Vide gegart und mit Salat, aber leider ohne Kartoffeln serviert.
Auch die Salate sind schmackhaft und alles kann auch am Bartresen bestellt werden.
Eine völlig neue Bar mit einem engagierten Team, ausgefeilten Drinks und einer gehörigen Prise Kreativität. In der Berliner City-West wird das trinken und die Barkultur immer faszinierender. Auch im Käfig.

Credits

Foto: House of Gin / Palace Berlin , Teamfoto Credit: Harald Fuhr

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