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Inventur News 15. September 2019

Inventur am 15. September 2019 — Streikende Bars für Fridays for Future, die Roma Bar Show und die Whisky-Fass Drums von Lagavulin

No Politics“galt lange Zeit als Mantra in der Bar. Dass dieser Ansatz einigermaßen überholt ist, zeigen nicht zuletzt Aktionen wie der Verweis einer AfD-Politikerin aus der Goldenen Bar in München. In Berlin machen die beiden Bars Victoria Bar und Galander Bar vor, dass in der Hauptstadt der Demonstrationen auch Protestblut in den Adern ihrer Bar-Betreiber fließt: Anlässlich der globalen Klimademonstration am 20. September der Plattform Fridays for future bleiben die drei Bars von Dominik Galander (bis 22 Uhr) sowie die Victoria Bar (bis 24 Uhr) geschlossen. Stattdessen werden die Gäste ein Plakat sehen, auf dem die Solidarität mit der Schüler-Bewegung signalisiert wird.

„Unser Neffe engagiert sich stark für Fridays for Future, diese Schüler haben mit ihrem Schul-Alltag eine 60-Stunden-Woche. Wir haben gesehen, dass er etwas frustriert war, weil etwas Stillstand reingekommen ist. Also haben wir beschlossen, das zu unterstützen, das hat ihn wahnsinnig gefreut. Die Kids brauchen unsere Unterstützung”, so Kerstin Ehmer von der Victoria Bar. Bars, die diese Idee gut finden, können unter [email protected] das Plakat anfordern oder hier downloaden. Oder – wenn sie schon nicht die Bar geschlossen halten können oder wollen – vielleicht mit Solidaritätsbeiträgen helfen. Kann da also mehr kommen als der Verzicht auf Plastiktrinkhalme?

Roma Bar Show debütiert mit ambitioniertem Programm

In gut einer Woche, also am 23. und 24. September, geht in Rom die erste Roma Bar Show über die Bühne. Im monumentalen Palazzo dei Congressi unweit des Tiber bieten die Veranstalter zum Debüt an den zwei Tagen ein ziemlich ambitioniertes Programm mit einigen barkulturellen Hochkarätern: Unter anderem sind Remy Savage aus dem Londoner Artesian sowie die Legenden Desmond Payne und Dre Masso vertreten, dazu kommen mit Alex Frezza, Patrick Pistolesi oder Filipo Sisti ein paar der einflussreichsten Protagonisten der italienischen Szene.

Mit der Roma Bar Show bekommt einer der letzten großen europäischen Märkte eine eigene große Fachveranstaltung – einige Jahre nach Events wie der Lisbon Bar Show, der Athens Bar Show oder der Prague Bar Show. Gleichzeitig sind auch einige vergleichbare Veranstaltungen nach wenige Jahren wieder eingestellt worden, wie etwa an den Beispielen des Reykjavik Bar Summit oder der Nordic Bar Show (zunächst Oslo Bar Show) abzulesen ist. Die Zeit wird zeigen, wie viele recht ähnliche Events die europäische Branche braucht. Wer sich von der Premiere der Roma Bar Show überzeugen möchte, kann das zu sehr fairen Ticketpreisen von 20 Euro pro Tag oder 30 Euro für da Kombiticket tun.

Wenn eine Bar zehn Jahre zu früh kam

Artikel über neue Bars gibt es wie Sand am Meer. Gern auch zu Jubiläen. Und auch, wenn bestimmte, wichtige Bars schließen, widmen ihnen Zeitschriften oder Magazine einen Nachruf. Aber wie ist es mit einem Artikel über eine Bar, die schon seit vielen Jahren nicht mehr da ist?

Genau solch einen Text hat Joshua David Stein für PunchDrink geschrieben, und zwar nicht über irgendeine Bar: Das »Tailor« in New York war eine besondere Bar. Betrieben vom exzentrischen Koch Sam Mason und dem bis heute extrem einflussreichen Bartender Eben Freeman, war das Tailor für die Zeit seines Bestehens so etwas wie die Speerspitze der experimentellen Mixologie. Doch die Zeit war noch nicht reif, konstatiert Stein, wenn er schreibt: Das Tailor war großartig aber schlicht »10 years too early.« Doch das war nicht alles, auch die Bankenkrise trug ihren Teil dazu bei. Ein wunderschönes Stück kenntnisreich und liebevoll erzählter Bar-Geschichte.

Lagavulin freut sich über „hochprozentige“ Trommel

Ob es wirklich die erste ihrer Art ist, lässt sich wahrscheinlich nicht letztendlich beantworten. Wer weiß schließlich, was handwerklich begabte Whisky-Liebhaber alles schon in ihren Werkstätten gezimmert haben. Aber es ist ja auch alles immer eine Frage von Perspektive und Öffentlichkeitsarbeit.

Gemeinsam mit dem „Rhythm & Booze Project“ jedenfalls hat die Islay-Whiskybrennerei, die zum Diageo-Konzern gehört, die „world’s first“ Trommel aus einem Scotch-Fass hergestellt, wie die Kollegen von The Spirits Business berichten. Für alle Schlagzeuger hier: Es handelt sich um eine voll funktionsfähige Bass Drum, die aus einem ehemaligen Lagavulin-Cask gefertigt wurde. Wer sich ein wenig mit Trommelbau befasst hat, kennt allerdings die Gefahr, dass Bass Drums, deren Tiefe größer ist als ihr Durchmesser, dazu tendieren, etwas dumpf zu klingen. Aber das kann man ja mit einem Schlückchen Scotch ausgleichen. Zu kaufen gibt es die Trommel übrigens nicht, momentan wird sie vor Ort in der Brennerei ausgestellt. Hier kann man sich außerdem die Fertigung näher anschauen.

Credits

Foto: ©Fridays for Future / Lagavulin / Roma Bar Show

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