AnderBar und anders Trinken
Bochum: Kohlestaub, Fördertürme und verschrobener Glanz, so steht das Ruhrgebiet wahrlich nicht Pate für die Eleganz der Bar. Doch “Glück auf” in der AnderBar! Die Bar im Bochumer Bermuda-Dreieck rechnet mit dem anhaftenden und zugegeben reichlich staubigen Image von Unter Tage nun ab. Philipp Gaux hat durch den Staub des Reviers auf den Tresen geschaut.
Das Bermuda-Dreieck. Täglich strömen hier hunderte von feierwütigen Menschen durch die Aorta des abendlichen Trubels. Sie trinken viel, sie bleiben lange. Nicht selten steht hier Quantität statt Qualität an der Tagesordnung und jene Prämisse spiegelt sich auch in den die Bochumer Party-Meile pflasternden Schildern mit Happy Hour-Angeboten wider. Mit der Pearl’z Bar wird zwar schon Trinkkultur auf gehobenem Niveau geboten, im Verhältnis zur Übermacht jener anderen Trinkschuppen ist das jedoch nicht viel. Einen Schritt weiter geht nun die AnderBar
Wider die Flatrate!
Die AnderBar wiederum ist wirklich anders. Anders als jene sich der Barkultur nicht bewussten Flatrate-Buden, die den Wegesrand säumen. Head-Bartender Marius Köhne liegt es am Herzen, den Besuchern auch einmal eine andere Facette der Bar zu präsentieren. So arbeitet er mit aller Kraft daran, den Ruf des Dreiecks durch seine Cocktailkünste zu verbessern. Daher liegen bei Köhne interessante Twists auf teils verblichene Klassiker und Neuinterpretationen von bekannten Drinks an der Tagesordnung.
Auch die Inhaber Alexander Passow und André Mauer freuen sich über diese Entwicklung hin zur Qualität. Vor etwas mehr als einem Jahr haben sie die Bar eröffnet und anfänglich sowohl gegen falsche Erwartungen als auch gegen die Happy Hour der direkten Konkurrenten kämpfen müssen: „Wir wollten das einfach nicht. Wenn wir mit so etwas anfangen, wo enden wir dann? Wir wollten einfach nicht den Pfad verlieren. Aber dafür brauchte es schon einen langen Atem“, so Passow selbstbewusst.
Eigenständigkeit durch Einzigartigkeit
Um der Bar ihren ganz eigenen Charme zu verleihen, setzte man von Anfang an auf Individualität. Diese zeichnet sich beispielsweise durch selbstgebaute Barhocker, benäht mit Fahrplänen aus Bochum, aber auch durch Graffiti-ähnliche Zeichnungen auf der Wand mit Lokalkolorit aus. „Der Förderturm auf der Zapfanlage ist das Highlight“, so der Inhaber schmunzelnd. Wichtig war dem Bargespann jedoch vor allem die Gemütlichkeit. So kehrte man sich ab von der Vorstellung, eine neue prunkvolle Lounge schaffen zu wollen und integrierte eine Sitzecke als Raumteiler in die Mitte des Etablissements. Passow erklärt: „Auf der einen Seite befinden sich eher Sitzplätze, an denen man etwas essen kann, auf der anderen Seite dann Stehtische und ein großzügiger Freiraum, der die Kommunikation zwischen den Gästen gerade am Wochenende fördern soll“.
40-50 Drinks habe man noch auf der Karte, werde diese allerdings auf 25-30 Cocktails reduzieren. Im Fokus stehen dabei saisonale Zutaten, die sich auch in der Special-Karte bemerkbar machen sollen. Doch findet man in der hochwertig aus Metall gefertigten Barkarte nicht nur Drinks, sondern ebenfalls eine Vielzahl an Speisen, die das Wohlergehen der Gäste steigern sollen. So werden zum Beispiel kleine, puristische Mini-Burger vom Kettle-Rind angeboten.
AnderBar: die Bar, die nicht nur Bar sein will
Marius Köhne, Sieger im Deutschland-Finale der Disaronno-Competition 2015 und zukünftige Ergänzung im Team von Stephan Hinz’ Little Link in Köln, beschreibt die Bar immer als gemütliches, warmes Loft mit innovativem Rück-Buffet und seinem ganz eigenen Flair. Es sei zwar keine reine Cocktail-Bar, der Fokus liege jedoch ganz auf Cocktails. Die Gäste in ihrem Trinkverhalten zu schulen, ist für Köhne viel eher eine Chance, als dass er darin eine Herausforderung sieht. „Am Anfang hatte ich hier Narrenfreiheit, denn solange man etwas Neues macht, kann man auch Wenig falsch machen“, so der 26-Jahre alte Bochumer.
Für die Zukunft plane man, diese Richtung hin zum bewussten Trinken noch zu verschärfen. Auch werde es in absehbarer Zukunft in Kooperation mit Disaronno ein Terrassen-Event geben, so Köhne. Seinen Siegerdrink „The Merchant of Venice“ gebe es allerdings schon mit Einführung der neuen Karte Anfang Februar zu bestaunen.
Die AnderBar und ihr Team passen beim ersten Blick vielleicht nicht direkt in das Klischee, das dem Bochumer Bermuda-Dreieck anhaftet. Schaut man jedoch genauer hin, so wird auch hier Gastfreundschaft gelebt. Darüber hinaus weiß das Bar/Restaurant durch seine innovativen Ideen und herzliche Atmosphäre zu begeistern. Wie der Name es bereits sagt: einfach anders. Und das ist gerade in einem solchen Umfeld eine Wohltat.