Inventur am 16. Juli 2023 – Joerg Meyer erläutert Vorteile der Bargeldlosigkeit
Kommen Sie, kommen Sie! Man soll ja nicht vorgreifen mit Geburtstagswünschen, daher haben wir es vergangenen Sonntag nur angedeutet. Am Montag dieser Woche war es dann aber so weit: Die wichtigste deutsche Cocktailkreation hat einen runden Geburtstag gefeiert, und zwar den 15 Jahrestag. Genauer gesagt: Am 10. Juli 2008 wurde im der vielfach preisgekrönten Bar „Le Lion“ von Joerg Meyer der Gin Basil Smash ersonnen. Der leuchtend grüne Drink aus Gin, Zitrone und Basilikum wurde in rasantem Tempo vom Szenegeheimtipp zum weltweit bekannten Cocktail. Den Fotos und Videos zufolge war die Geburtstagssause auf dem Bürgersteig der hamburger Rathausstraße jedenfalls ein voller Erfolg. Auch wir sagen „Happy Birthday, Basil Smash“ und wir bleiben zum Beginn unseres wöchentlichen Themenüberblicks direkt vor Ort.
Joerg Meyer über die Nachteile von Bargeld
Das große Thema der ausklingenden Bar-Woche dürfte der jüngste Newsletter von ebenjenem Joerg Meyer, Barbetreiber und Unternehmer aus Hamburg, gewesen sein: Meyer wird, so teilt er mit, in Kürze in seiner preisgekrönten Bar das Bargeld als Zahlungsmittel abschaffen. In seinem Newsletter thematisiert er kurz u.a. auch, dass er persönlich und seine Bar für diesen Schritt bereits erste Anfeindungen erhalten hätten – Bargeld hat in Deutschland noch immer übermäßig viele Befürworter. Auch mehrere Zeitungen griffen seinen Schritt in ihrer Berichterstattung auf.
Extrem aufschlussreich und erhellend ist aber vor allem, wie detailliert Meyer sich in dem Text, der auch auf seinem Portal 7 cl Business abrufbar ist, mit den vielen Problemen und auch finanziellen Nachteilen auseinandersetzt, die entstehen, wenn ein Gastronomiebetrieb Bargeld akzeptiert – Trouble mit dem Finanzamt inklusive. Für ihn sei die Abschaffung von Bargeld als Zahlungsmethode deshalb überfällig und aus strategischen Gründen auch unumgänglich. Ein mehr als interessanter Beitrag für viele Gastronomen und erst recht für Menschen, die sich eventuell gerade mit den Plänen für die erste eigene Bar beschäftigen.
Alkoholfreier Wein: Deutschland als Role-Model?
Deutschland gleich Alkoholfrei-Land? Betrachtet man den Konsum von Reinalkohol pro Jahr und Kopf, ist das nicht der Fall. Anders sieht es aber bei der Entwicklung von Produkten aus. Schon vor einigen Wochen hatten wir hier einen Beitrag erwähnt, in dem es um die Pionierstellung deutscher Brauereien in Sachen alkoholfreiem Bier ging.
Diesmal steht der Wein im Fokus. Denn wie Valerie Kathawala in ihrem umfangreichen Artikel für SevenFiftyDaily aufzeigt, sind die deutschen Weingüter und Winzer:innen auch im Bereich entalkoholisierter Weine führend – und das übrigens schon seit über 120 Jahren. Ein Hauptgrund dafür? Die deutsche Affinität zur Technik, so wird zumindest ein Fachmann aus dem deutschen Weinbau zitiert. Doch lesen Sie selbst, wie dynamisch das Segment aktuell ist. Und wie stark der deutsche Impact darauf.
Nach 127 Jahren: Anchor Brewing schließt
Für die globale Szene der Bierliebhaber ist es ein trauriger Paukenschlag: Wie Mitte der Woche bekannt wurde, schließt die Brauerei „Anchor Brewing“ aus San Francisco nach 127 Jahren Aktivität ihre Türen. Wann genau der Braukessel das letzte Mal laufen soll, ist noch nicht bekannt.
Anchor Brewing ist eine der traditionsreichsten US-Brauereien und wurde immer wieder als „älteste Craft-Brauerei“ des Landes bezeichnet, da das Unternehmen auch in jenen Zeiten, als in den USA sonst nur dünne Industriebiere gebraut wurden, immer an seinem Qualitätsanspruch festgehalten hatte. Insbesondere durch das Dampfbier „Anchor Steam“ genoss Anchor Kultstatus unter vielen Bierfans. 2017 war Anchor vom japanischen Brauriesen „Sapporo“ übernommen worden. Vor Kurzem wurde zunächst bekanntgegeben, dass Anchor seinen Vertrieb von den gesamten USA auf die Westküste des Landes verkleinern wolle. Nun also die komplette Schließung, über die u.a. die New York Times kenntnisreich berichtet.
The next big thing? Neue Extraktionsmethode
Klassische Mazeration in kalt oder warm, Sous Vide, Fat Washing, Ultraschall – die Bar kennt inzwischen eine ganze Reihe etablierter Methoden zur Extraktion von Feststoffen in Spirituosen oder anderen Flüssigkeiten. Doch sie alle haben Nachteile. Bei Zufuhr von Wärme oder gar Hitze kann es schnell passieren, dass fragile chemische Verbindungen zerstört werden, was zu aromatischen Veränderungen oder Verlust führt. Andere Methoden wiederum kosten schlicht viel Zeit.
Ein noch recht junges Verfahren mit zugehörender Gerätschaft hat diese Woche Shane Eaton im Class Magazine vorgestellt. Die Methode lässt sich auf Deutsch in etwa als „Schnelle, dynamische Fest-Flüssig-Extraktion“ beschreiben. Entwickelt wurde sie vom italienischen Chemieprofessor Daniele Naviglio, sie soll sozusagen die positiven Eigenschaften der genannten Verfahren vereinen, ohne dabei viel Zeit in Anspruch zu nehmen. Ein erstes, nach Naviglio benanntes Gerät ist bereits konstruiert und erhältlich, ein Preis lässt sich allerdings noch nicht ermitteln.
Credits
Foto: everettovrk - stock.adobe.com