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Inventur

Inventur am 14. März 2021 – Aldi und BrewDog kooperieren & die Bar wird weiter schmerzlich vermisst

Es war mit Sicherheit ein Schock, vor allem für jene Gastronomen, die nach wie vor keine Zahlung der November- oder Dezemberhilfe erhalten haben: Aufgrund der Aufdeckung von betrügerischen Machenschaften im Zuge der Corona-Hilfen wurden diese von der Bundesregierung im Laufe der letzten Woche gestoppt, wie Medien wie die Welt berichtete. Betrüger hätten sich bereits Millionen an Zahlungen erschlichen, betroffen sind neben den November- und Dezemberhilfen auch die Überbrückungshilfen I bis III.

Eigentlich sind diese Corona-Hilfen nur durch sogenannte „prüfende Dritte“ wie Steuerberater zu beantragen. Doch die Betrüger hätten sich mit falschen Identitäten beim Wirtschaftsministerium als prüfende Dritte registriert und dann für echte Unternehmen Hilfen beantragt – und auf diese Weise kassiert. Mittlerweile ist der Zahlungsstop wieder revidiert – aber man kann sich den Schrecken von Gastronomen, die nach wie vor auf ihr Geld warten, nur ausmalen. Es ist zu hoffen, dass diese Löcher in den Hilfsprogrammen ein für allemal gestopft sind.

What Punk? BrewDog goes Aldi

Deutschland war früher nicht nur geteilt in Ost und West, sondern ist es nach wie vor in Nord- und Süd: Zumindest, wenn man sich den „Aldi-Äquator“ in Erinnerung ruft, der das Land in Aldi Nord und Aldi Süd trennt.

Bei Aldi Süd wird ab dem 12. März nun ein ganz besonderes Bier in den Regalen stehen: das „Ald IPA“, eine Kooperation der Discounter-Kette mit der bekannten Craft-Beer-Brauerei BrewDog. Diese Kooperation hat in der Tat eine brisante Vorgeschichte: In Großbritannien hatte Aldi UK eine Bier angeboten, dass dem bekannten Punk IPA von Brewdog zum Verwechseln ähnlich sah, wie die  W&V Marketing schreibt. BrewDog-Gründer James Watt reagierte darauf mit dem Entwurf eines Yaldi IPA, das wiederum stark der Optik von Aldi nachempfunden war. Die Lösung dieses „Konflikts“ war zum Schluss eben das erwähnte Ald IPA, auf der britischen Insel offenbar ein großer Erfolg. Nun dürfen sich auch deutsche Biertrinker auf die 0,5-Liter Dose zu € 1,29 freuen; aber eben nur jene im Einzugsbereich von Aldi Süd, und das wohl auch nur auf beschränkte Zeit: Vorerst ist das Ald IPA nur als Aktionsartikel geplant.

Eine Ode an die Bar und das Beisl

Apropos Bier: Das trinkt man auch gerne in einem Wiener Beisl. Oder eben auch in einer Bar. Im österreichischen Medium Der Standard hat die Autorin Julia Pühringer einen sehr gefühlvollen wie wahren Beitrag über das geschrieben, was wir alle seit nun schon einem Jahr mit mehr oder weniger geschlossenem Nachtleben vermissen. Die Gespräche. Den Zufall. Die Nacht. Die Unvernunft.

Ein Auszug aus dieser kleinen, lesenswerten Ode: „”Nach Mitternacht passiert nix”, hat meine Mutter mir einst erklärt, als sie wollte, dass ich früh nach Hause komme. Es war natürlich – aus besorgtem Herzen, vermutlich – die größte Lüge überhaupt. Alles passiert nach Mitternacht. Verlorene Schlüssel und Herzen und Telefonnummern, gefundene Freunde und Freundinnen fürs Leben, Erweckungserlebnisse, Momente völliger Wahrheit und Klarheit, zumindest vermeintlich. Es geht nicht so sehr um den Rausch als um die rein gedankliche Möglichkeit zur Unvernunft und dem Aus-der-Welt-Sein, derweil man mittendrin ist. Nie ist man so unfassbar klug und unsterblich wie hier, auch wenn beides Behauptung ist.“

Zu viel Konzept in der Bar?

Einer anderen Frage geht Damien Guichard nach, Barchef der Truffle Pig Bar in Berlin und Markenbotschafter des Bar Convent Berlin (BCB). Er beschäftigt sich in einem Beitrag über Bars und ihre Konzepte.

„Nach Jahren der Romantisierung hat die Bar-Welt den Status einer legitimen Industrie erreicht und sollte daher auch als solche behandelt werden. Bars müssen mit der Entwicklung der Branche Schritt halten, und wer schläft, verliert“, schreibt Guichard in seinem Text. Er stellt fest, dass ein starkes Konzept einer Bar helfen kann, sowohl in der Abgrenzung zu anderen als auch im Wiedererkennungswert für Publikum und Medien. Im Grunde leitet er damit aber auf eine Frage über, die er in das eigentliche Zentrum rückt: Ab wann drehen sich Bars um sich selbst? Sprich: Wann ist vor lauter Konzept und Dogmatik der Punkt erreicht, an dem man diejenigen aus den Augen verliert, um die es eigentlich geht, nämlich die Gäste? Im Augenblick der Pandemie und geschlossener Bars vielleicht eine Luxusfrage; aber eine, die nichtsdestotrotz gestellt werden darf.

Frauen, Küche, Sterne

Der 8. März war Weltfrauentag, und vor allem in den Sozialen Medien war die Dichte an Posts von Brands und Firmen, die ihre weiblichen Mitarbeiterinnen in den Fokus rückten, sehr hoch. Wir sind ja der Meinung: Frauentag schön und gut, aber vor allem geht es darum, nicht zu vergessen, dass das Thema Gleichberechtigung an den restlichen 364 Tagen des Jahres genauso wichtig ist!

In der FAZ wirft Celina Plag einen Blick auf das Thema Gleichberechtigung, das sie auch anhand der Spitzengastronomie beleuchtet; passend, wurden doch soeben erst die Michelin-Sterne vergeben. „Mit 25 Sternen leuchtet es nirgends heller als in Berlin, mit Dalad Khambu und Sonja Frühsammer haben nur zwei davon Frauen erkocht. Das macht eine Quote von acht Prozent — ein Prozent weniger, als es Bürgermeisterinnen in Deutschland gibt. Die gesamtdeutsche Sterneköchinnenquote liegt nochmal deutlich drunter“, schreibt Plag. Ein weiterer Beitrag zu einem Thema, das schon seit Längerem kritisch betrachtet wird.

Credits

Foto: Everett Collection - shutterstock.com

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