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News-Überblick der Barszene am 23. Juli 2023

Inventur am 23. Juli 2023 – Chivas Brothers teilt kohlenstoffreduzierende Technologie & French Press Sangria

Der Klimawandel und seine Folgen werden von Jahr zu Jahr spürbarer. Forscher errechneten unlängst die heißeste Durchschnittswoche des Planeten seit Beginn der modernen Wetteraufzeichnungen, in Südeuropa klettern die Temperaturen an im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende 50 Grad Celsius. Das wirft neben biologischen und medizinischen Herausforderungen auch soziologische Fragen auf, denn wer hätte sich vor zehn oder vielleicht auch nur fünf Jahren gedacht, dass in Deutschland eine Diskussion geführt wird, ob eine Siesta – die berühmte, in heißen Ländern zur kulturellen Selbstverständlichkeit zählende Mittagsruhe – auch hierzulande eingeführt werden könne? Kaum jemand, ist jetzt aber so. Ein Aperitifland ist Deutschland – kleinen lokalen Einzelbeispielen zum Trotz – nie geworden, aber kann es ein Siestaland werden? Wir hoffen jedenfalls, dass diese Inventur ausgeruht und im Schatten gelesen wird, und steigen direkt ein in unseren News-Rückblick.

Chivas Brothers teilt innovative, kohlenstoffreduzierende Technologie

Wenn wir schon bei Klimawandel sind: Wie The Spirits Business berichtet, hat Chivas Brothers verkündet, das Wissen aus seinen Technologien zur verbesserten Wärmerückgewinnung frei zur Verfügung zu stellen. Diese Entscheidung sei getroffen worden, nachdem die dementsprechende Technologie in der Glentauchers Destillerie implementiert worden war, wodurch die Kohlenstoffemissionen des Standorts um die Hälfte reduziert werden konnten. Zu den Wärmerückgewinnungstechnologien gehören die mechanische Brüdenkompression (MVR) und die thermische Brüdenkompression (TVR), die darauf ausgelegt sind, die während des Destillationsprozesses abgegebene Wärme, die andernfalls verloren geht, aufzufangen und wiederzuverwerten. Damit sei laut Angaben der Gesamtenergieverbrauch um 48 Prozent und die gesamten Kohlenstoffemissionen des Standorts um 53 Prozent gesunken. „Als Unternehmen mit einer langen Geschichte der Innovation glauben wir, dass dies der richtige Weg ist. Die Zusammenarbeit in unserer Branche ist von grundlegender Bedeutung, wenn wir unsere gemeinsamen Ambitionen im Bereich der Nachhaltigkeit erfüllen und die langfristige Zukunft unserer Produkte und unseres Planeten sichern wollen“, wird Jean-Etienn Gourgues, Vorsitzender und CEO des zu Pernod Ricard gehörenden Chivas Brothers, zitiert, „verständlicherweise ist diese Technologie nicht für jede Brennerei geeignet, aber wir ermutigen unsere Kollegen zu prüfen, ob sie das Potenzial hat, ihren eigenen Kohlenstoffausstoß zu verringern.“

Der Spirit von „The Banshees of Inisherin“ lebt

Wir bleiben auf den britischen Inseln und schwenken von schottischen auf irischen Boden. In Kilkerrin im Osten Irlands hat unlängst das Pub JJ Devine’s Public House eröffnet. Was aber macht dieses Pub so besonders, dass wir hier davon schreiben? Filmfans wissen es vielleicht bereits: Es war jener Pub, der eine so zentrale Rolle im Independent-Hit „The Banshees of Inisherin“ mit Colin Farrell und Brendan Gleeson gespielt hat. Für manche war es damals eine Enttäuschung, zu hören, dass weder die Insel Inisherin noch das Pub JJ Devine’s Public House im wahren Leben existiert. Nun, die Insel Inisherin gibt es nach wie vor nicht, wohl aber das Pub; dieses war für die Filmaufnahmen konstruiert und nach deren Abschluss komplett eingelagert worden, bis ein gewisser Luke Mee, Betreiber der Mee’s Bar in Kilkerrin, das Originalset erstanden und in seinem Heimatort detailgetreu wieder aufgebaut, wie Food & Wine berichtet. Man kann dort also jetzt Pints und Whiskey trinken und genauso knorrig und kanig aus dem Fenster blicken wie die Filmcharaktere, aber Spoiler für diejenigen, die den Film noch nicht gesehen haben: Es ist verboten, abgetrennte Finger zu werfen.

Verringert Social Media die Kreativität mit Cocktails?

Eine Frage, die in einem – mit dezenter Wut geschriebenen – Beitrag Jake O’Brien Murphy für das Class Magazine nachgeht. Seine zentrale These bzw. Frage des Textes: Warum sehen alle Cocktails auf Instagram gleich aus, und was macht das eigentlich mit dem Allgemeingeschmack? „Eine Anmerkung zu en Drinks-Influencern: Ich bin gefragt worden, warum ich es ihnen so schwer mache“, schreibt er vorneweg. „Vielleicht liegt es an ihren dürftigsten Erklärungen von Fachwissen, mit denen sie den größtmöglichen Nutzen aus einer Branche ziehen, die ich liebe und der sie nichts hinzufügen. Vielleicht liegt es an den beschissenen Getränken, die sie posten.“ Diese seien optisch makellose, ausgewogene Drinks, aber viele davon würden „eine verblüffend ähnliche visuelle Palette aufweisen. Knackige, transparente, klare Linien, binäre Farbpaletten mit einfachen Garnierungen. Sie wissen genau, wovon ich spreche.“ Trends kommen und gehen, aber erstmals in der Geschichte der Menschheit trage jeder von uns ein ausgeklügeltes Marketinginstrument in der Tasche. Sobald sich eine visuelle Identität etabliert habe, werde sie durch den Algorithmus wiederholt und würde letztlich die etablierte visuelle Norm verstärken. Die Folge: die stärkere Anziehungskraft eines sicheren Mittelweges, in dem nichts riskiert wird. Stimmen Sie zu?

French Press Sangria geht viral

Bleiben wir doch bei Social Media, in diesem Fall TikTok – jener Plattform, auf der Drinks immer häufiger viral gehen, siehe Espresso Martini Parmesan oder Negroni Sbagliato. Offenbar widmet sich der letzte Trend der Sangria, genauer gesagt: einer French Press Sangria. The Pionieer Woman verweist auf ein Video der Food Bloggerin und Moderatorin Ereka Vetrini, in der diese Sangria – die traditionelle, iberische Weinbowle – mit Aperol und Prosecco vermischt. Sie vermengt dies allerdings nicht in einer Schüssel, sondern in einer French Press, stellt diese für mehrere Stunden kalt und presst danach alles in ein Glas auf frisches Eis. Warum man den Prosecco schon vorab beimengt und nicht nach der „Pressung“, erschließt sich uns nicht ganz, aber nun wimmelt es auf TikTok von French Press Cocktails, in denen Früchte infusioniert werden, da die Machart der French Press diese sogleich als Strainer fungieren lässt. Klingt in der Tat nicht schlecht, aber Obacht, auch eine French Press will von zermatschten Himbeeren und Orangen gesäubert sein!

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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