Zwischen Driver und Dandys: Die Mixology-Verkostungsrunde im August 2023

Der August steht bei MIXOLOGY in diesem Jahr ein wenig unter dem Motto alkoholfreie Drinks und Zutaten. Auch in der Verkostung haben wir davon zwei Kandidaten: Einer davon ist der Designated Driver, die neueste Kreation von Companion, der die Aromen eines klassischen Bitterlikörs aufgreift. Optisch kommt die Flasche aufgeräumt daher, mit klarem, schlichtem Etikett und den wichtigsten Informationen auf der Rückseite.

Farblich spielt man einem leuchtenden Rot in der Liga der klassischen Bitter-Aperitfs schon mal perfekt mit. Überaus einladend strömt mit dem Öffnen der Flasche der Duft von Bitterorangen in die Nase. Begleitet von kräutrigen Noten ist ein typisches Aroma von Wermut zu erkennen und – Überraschung – laut Hersteller ist Wermutkraut auch einer der Kräuterauszüge, der neben Orangenschalen, Quassia-Bitterholz und Chirettakraut verwendet wird. Geschmacklich schafft der Designated Driver eine Punktlandung: Angenehm bitter, ohne überbordende Süße und mit einer gefühlten Ewigkeit am Gaumen hat man hier eine wirklich großartige Zutat für alkoholfreie Drinks an der Hand. Da ist man dann ganz gern der „Designated Driver“, auch wenn es natürlich noch viel mehr gute Gründe gibt, einen Abend alkoholfrei zu begehen.

Flaschengröße: 700 ml
Alkholgehalt: 0,0% Vol.
UVP / Flasche: ca. € 18,-
Vertrieb: Charles Hosie

Douglas Laing ist ein wohlbekannter und klingender Name, wenn es um Scotch – und vor allem Blended Malts – geht. Eine der neuesten Abfüllungen soll eine wahre Perle sein oder noch werden, zumindest suggeriert dies die geöffnete Muschel auf dem Etikett. Geblendet wurden vorrangig Malts von den Inseln Jura, Islay, Orkney und Arran. Keine Kühlfiltration und keine Farbkorrektur schreibt man aufs Etikett, und natürlich wird die Lagerung in ehemaligen Rumfässern proklamiert. Wie die Rückseite verrät, waren es Fässer, in denen vorher Plantation Rum lagerte.

Goldgelb und eher hell im Glas verrät der Duft direkt, wo die Reise hingeht. Rauch, trockene, dunkle Früchte und Toffee sind sofort erkennbar und werden von leichten Leder- und Tabaknoten begleitet. Die leichten Fruchtnoten wollen wir mal dem Rumfass zuschreiben, ansonsten macht sich dieses kaum bemerkbar. Auf der Zunge sind die 46,8 % Vol. überraschend mild. Sehr schön ausbalanciert und, für einen Blend nicht untypisch, nicht zu voluminös. Die rauchigen Anklänge bleiben, leichte Vanille, wieder trockenes Obst, und ganz am Ende ein kurzer Moment, der an Bananenchips erinnert. Ich bin ehrlich: Hätte ich es nicht gewusst, ich hätte kein Geld auf ein Rum-Cask-Finish gesetzt. Zu intensiv sind die komplexen Aromen der Insulaner, als dass das Rumfass wirklich durchkommen würde. Macht aber am Ende nichts. Der Blend macht Spaß und ist ein toller Sipping-Whiskey.

Flaschengröße 700 ml
Alkoholgehalt: 46,8% Vol.
UVP: ca. € 70,-
Vertrieb: Bremer Spirituosen Contor

Eines ist mittlerweile klar: Die Welt der Aperitifliköre ist schier unendlich. Ebenso wie die der witzigen URLs. Hinter suf-f.de verbirgt sich also „Scharf und Flüchtig Feindestillate“ – Dad-Joke, ich bin dir auf der Spur. Egal, es geht ja nicht um kreative Firmennamen hier, sondern um Flaschen und deren Inhalt. Peperito soll ein leicht salziger Bitter-Aperitif sein, mit vollem Zitronenaroma, leichter Fruchtigkeit von Agave und der Schärfe von seltenen Pfeffersorten. Ungewöhnlich ist die Empfehlung, den Likör nach dem Öffnen kühl zu lagern und in vier Wochen zu verbrauchen. Die 18 % Vol. sollten doch eigentlich für ausreichend Konservierung sorgen, oder?

Die Flasche ist milchig trüb, der Inhalt goldgelb und klar. In der Nase eher unauffällig, die Zitrone ist erkennbar, aber nicht übertrieben, es lässt sich eine leichte Schärfe ausmachen. Der Geschmack schließt sich diesem Eindruck an. Eine feine Zitrusnote wie in einem leichten Limoncello, dazu eine schöne, nicht übertriebene Süße, der Pfeffer erzeugt eine präsente, angenehme Schärfe. Ein sehr ausgewogener Likör, der vor allem in Kombination mit Mezcal oder gelagertem Tequila Spaß machen könnte. An der Stelle könnte man bei suf-f.de nochmal nacharbeiten, denn die Drinkempfehlungen werden dem Inhalt der Flasche leider nicht gerecht.

Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 18% Vol.
UVP: ca. € 19,90
Vertrieb: Peperito

Eine bewegte Geschichte liegt hinter den Destillaten von Podole Wielkie, ein Hof, dessen Geschichte sich bis ins 15. Jahrhundert verfolgen lässt. Von Beginn bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Händen deutscher Familien, wurde man Anfang der 1980er ein verstaatlichter Bauernhof, bevor das gesamte Anwesen von den aktuellen Besitzern gekauft wurde. Heute ist man eine der wenigen landwirtschaftlich arbeitenden Destillerien in Polen. Sprich alle Zutaten kommen aus dem eigenen Betrieb, und so ist es nicht verwunderlich, dass neben der Roggensorte auf der Flasche auch der Name des Feldes nebst Koordinaten sowie Bodenbeschaffenheit vermerkt sind (sandig, falls es hilft).

In der Flasche: Okowita, das polnische Pendant zu Aqua Vitae, also eine absichtliche Abgrenzung zum Vodka. Der klare Inhalt strotzt nur so vor Aromen. Roggen ist klar erkennbar, brotig und dunkel steigt der Duft in die Nase, mit Noten von getrocknetem Steinobst. Auch geschmacklich unterscheidet man sich deutlich von Vodka. Sehr weich und samtig, mit klarer Roggennote. Die fruchtigen Anklänge kommen durch und werden von Kakaonoten ergänzt. Ein hervorragendes Destillat, welches Abwechslung in den Purgenuss bringt. Die feinen Aromen lassen sich aber sicher auch in klassischen Zwei- oder Dreiteilern fein herausarbeiten.

Flaschengröße 700 ml
Alkoholgehalt 43% Vol.
UVP: ca. € 44,-
Vertrieb: Haromex

Angefangen mit alkoholfrei, wird auch in dieser Verkostungsrunde damit aufgehört. Eine der vielleicht komplexesten Dinge, die man auf eine alkoholfreie Spirituose übertragen kann, sind fassgelagerte Spirituosen mit ihrer hohen Aromendichte. Crossip Dandy Smoke stellt sich dieser Herausforderung: „Perfect for Old-Fashioned or Sour Lovers“ propagiert das Etikett und legt die Messlatte gleich hoch.

Neben Wasser beinhaltet die Flasche ein Mazerat von u.a. Lapsang, Enzian, Pfeffer und Zimt, dazu Ingwersaft, Orangenkonzentrat, Eukalyptus und Liquid Smoke. Goldbraun und trüb ist der erste Eindruck eher medioker. Allerdings kann der Duft überzeugen; Rauch dominiert und wird harmonisch von fruchtigen Tönen und feinen Teenoten untermalt. Das macht definitiv Lust auf mehr. Am Gaumen geben eine angenehme Süße, Ingwerschärfe und ein leicht rauchiges Aroma den Ton an. In dieser Kategorie muss man sich vielleicht von den klassischen Ideen eines gelagerten Whiskeys oder Rum verabschieden, diese Aromen kann Crossip nicht bedienen. Aber insgesamt ist Dandy Smoke eine Alternative, die im Sour durchaus Spaß macht. Vollmundig, aromatisch und recht lang präsent. Das passt schon so.

Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt 0,0 % Vol.
UVP: ca. € 29,-
Vertrieb: Charles Hosie