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Signatures von der Karte: Der „Alice Pleasance Liddell“ aus dem Timber Doodle in Berlin

In unserer Rubrik „Signatures von der Karte“ präsentieren wir Drinks aus der Praxis. Cocktails, die in Bars entworfen werden und dort funktionieren, Eigenkreationen am Puls der Zeit. Diesmal: Der „Alice Pleasance Liddell“ von Susanne Baró Fernández aus dem Timber Doodle in Berlin.

Für diesen Drink haben wir uns von „Alice im Wunderland“ inspirieren lassen. Wir arbeiten im Timber Doodle generell viel mit Storytelling, um die Genusserfahrung zu erweitern. Das heißt, dass der Gast schon vom Namen her eine Ahnung bekommt, was ihn bei der Bestellung erwartet.

Mit dem Alice Pleasance Liddell, benannt nach dem Mädchen, das Lewis Carroll zu dem literarischen Klassiker inspirierte, wollten wir den Sprung durchs Hasenloch wagen und uns aromatisch zwischen Mexiko und Frankreich bewegen. Wenn man es in Klassikern ausdrücken will, ist der Drink an einen Manhattan und einen Padovani angelehnt. Das bedeutet, wir haben leichte florale und Honignoten des Noilly Prat Ambré und die Süße des DOM Bénédictine auf der einen Seite, und den typisch-grasigen Tequila-Charakter mit seinen Vanille-Noten auf der anderen Seite. Abgerundet wird das Ganze von einem Sprüher Absinth Awen Rouge und einem Dash Peychaud’s Bitters.

Alice Pleasance Liddell

Alice Pleasance Liddell

Zutaten

3 cl Tequila Reposado (Patrón)
3 cl Noilly Prat Ambré
1,5 cl DOM Bénédictine
3 cl Supasawa
1 cl Himbeer-Basilikum Sirup
1 Tropfen Absinth Awen Rouge
1 Dash Peychaud’s Bitters
5 cl Soda oder Champagner

Allerdings haben wir den Drink noch ein wenig weiter von seinen Vorbildern entfernt, indem wir ihn mit Soda, Zitronenwasser und Himbeer-Basilikum-Sirup zu einem Highball hochgezogen haben. Den Sirup stellen wir selbst her, indem wir 500gr Himbeeren mit 250 ml Wasser und Basilikum aufkochen. Nach dem Aufkochen wird gestrained und 1:1 mit Zucker vermischt. Zu guter Letzt fügen wir noch 90-100 ml Zitronensaft hinzu. Damit verhindern wir gleichermaßen Verfärbungen als auch, dass uns der Sirup im Laufe der Zeit kippt. Bei der Säure, die wir in den finalen Drink geben, haben wir uns für Supasawa entschieden, weil diese pure Form mehr in den Hintergrund tritt als frischer Zitronensaft, der mit seiner Fruchtigkeit teilweise zu dominant werden kann.

Gereicht wird der Drink in einer Tasse, die wir als Original-Merchandise aus dem Disney-Shop beziehen. Diese sieht von außen aus wie drei ineinander gestapelte Tassen und ist schon für sich alleine ein Hingucker. Serviert wird die Tasse in einem extra angefertigten Schrank, den der Gast öffnen muss, um an den Cocktail zu kommen. Der Schrank ist, ganz wie im Wunderland, umkleidet mit ein wenig Moos und essbaren Blumen. (Um zu demonstrieren, wie der Drink aussieht, haben wir uns bei der Bebilderung für ein reguläres Glas entschieden, Anm. d. Red.) Dazu reichen wir einen selbst gemachten Loli mit Angostura-Aromen. Den kann der Gast dann entweder dazu schlecken oder noch ein wenig durch den Drink rühren, um bei Bedarf ein wenig mehr Tiefe in den Geschmack zu bringen.

Eine weitere Option, die wir unseren Gästen bieten, ist, den Drink statt mit Sodawasser mit Champagner aufzugießen. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, von Champagner-Drinks im Allgemeinen, da sie dem Drink nochmal eine elegante Säure und ein wenig mehr Körper verleihen. Aber natürlich ist das auch ein Kostenfaktor, den wir dem Gast kommunizieren müssen. In diesem Fall sind das zwei Euro extra, also nicht die Welt. Aber bei den seit Jahren steigenden Preisen für Drinks wollten wir nicht einfach mehrere Champagner-Cocktails auf die Karte setzen, sondern einen Drink entwickeln, der mit Soda wunderbar funktioniert und mit Champagner eben wahlweise noch das gewisse Etwas bekommt. Es bleibt also dem Gast überlassen, ob er lieber einen Soda-Highball möchte, bei dem die Spirituosen im Vordergrund stehen, oder einen Champagner-Drink, der zwar ein wenig mehr kostet, aber dafür auch nochmal ein komplexeres Erlebnis bietet.

Protokolliert und verfasst von Leon Disser

Credits

Foto: Sarah Swantje Fischer

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