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Revolte Rum Swedish Punch Daniel Gsöllpointner

Vom Suchen und Finden des Swedish Punch

Swedish Punch taucht in manch alter Rezeptur auf. Für Daniel Gsöllpointner wurde aus der Suche nach dem mysteriösen Stoff ein neues Produkt.  Im Interview erzählt der Bartender aus der Die Goldene Bar, wie Swedish Punch in Vergessenheit geriet und warum er ihn zusammen mit Revolte Rum aus der Versenkung holen möchte. 
Gibt es etwas Schöneres, als etwas Verlorenes wieder zu finden? Daniel Gsöllpointner (Die Goldene Bar, München) hat eigentlich gar nicht nach etwas Bestimmten gesucht, als er beim Durchforsten von alten Büchern auf das Rezept des Doctor Cocktails gestoßen ist. Dort stand: Rum, Limette und Swedish Punch. 

Vom Suchen und Finden des Swedish Punch

Simpel, aber was ist eigentlich Swedish Punch? Aus der ungerichteten Suche wurde eine mit genauem Ziel: Swedish Punch finden und erforschen. Der Markt bietet dafür kaum Produkte und das eine Produkt, das am einfachsten zu besorgen ist, gefiel ihm geschmacklich nicht ansatzweise. Daniel Gsöllpointner war zu Beginn noch nicht bewusst, dass er sich bald vom Swedish Punch-Lehrling zum absoluten Vollprofi entwickeln würde. Kurzzeitig wurde der Keller der Die Goldene Bar mit Mazerationen und kleinen Proben gefüllt, bis er zu einem zufriedenstellenden Finish kam. Im Gespräch sitzen wir mit einer Flasche Revolte Swedish Punch an der Bar und Daniel Gsöllpointner erzählt seine Geschichte.
MIXOLOGY ONLINE: Wie kam es überhaupt zu deiner Suche?
Daniel Gsöllpointner: Vor einem Jahr sollte ich für den BCB und Revolte Rum einen Drink kreieren. Dabei habe ich ein paar Bücher durchforstet und bin auf das Rezept vom Doctor Cocktail gestoßen – Rum, Limette, Swedish Punch. Klingt eigentlich geil, aber what the fuck ist Swedish Punch?! Dann habe ich mir gedacht, ich kaufe mir mal so eine Flasche, aber die, die ich gefunden habe, war geschmacklich eher furchtbar. Also habe ich mich herangetastet und über den Zeitraum von ein paar Wochen immer wieder verschiedene Ansätze gemacht, Sachen ausprobiert und mich immer weiter in das Thema eingearbeitet. 
MIXOLOGY ONLINE: Auf dem BCB trifft man ja manchmal spontane Entscheidungen. Wie kam es dazu, dass ihr das Ding zur Abfüllung gebracht habt?
Daniel Gsöllpointner: Ich habe Felix Kaltenthaler von Revolte Rum den Drink präsentiert, das war einfach ein abgewandelter Doctor Cocktail. Eigentlich mischt man den Doctor Cocktail besser mit Limette, aber bei dem frischen Revolte Rum kommt die Zitrone einfach besser, dazu noch ein paar Bitters und fertig. Dr. Greenthumb habe ich ihn genannt. Dabei hat Felix meinen Swedish Punch pur probiert und war begeistert. Er meinte, daraus müssten wir was machen. Die Entscheidung war jetzt nicht auf dem BCB getroffen, aber sagen wir im Rahmen des BCB. 
MIXOLOGY ONLINE: Swedish Punch ist ja über die Jahre etwas vergessen worden. Weißt du etwas von seiner Entstehungsgeschichte?
Daniel Gsöllpointner: Damals sind schwedische Seeleute nach China geschickt worden, um langfristige Handelsbeziehungen aufzubauen. Es ging um Tee, Porzellan und Kleider. Auf dem Weg zurück, zwischen Java und Sumatra, wurden sie von den Holländern gestoppt und gezwungen, mit ihnen nach Batavia zu kommen. Dort haben sich ihre Handelsbeziehungen weiter ausgedehnt und es kam Batavia Arrak dazu. Nach mehreren Monaten durften sie wieder heimwärts, mit reichlich Zeug im Lager. Das ist, was man sicher weiß. Meine Interpretation ist, dass sie unterwegs – aus dem, was sie zur Verfügung hatten – den Swedish Punch erfunden haben. Sie hatten Tee, Säure von Südfrüchten, Alkohol, Wasser, Zucker und geschmacksgebende Gewürze. Zu Hause in Schweden wurde der Punch immer beliebter, man hat in heiß oder kalt getrunken, und über die Seefahrt ist er dann in die USA gekommen. Dort ist er, vor allem während der Prohibitionszeit, in die Cocktailszene integriert worden. Es sind Cocktails entstanden wie der Astor Cocktail, der 12 Miles Out oder der Diki-Diki Cocktail. Zur damaligen Zeit war der Swedish Punch sicherlich bekannter als Falernum.


MIXOLOGY ONLINE: Wenn du sagst, dass dir das momentane Swedish Punch-Angebot auf dem Markt nicht gefallen hat, was macht Felix und dein Rezept speziell?
Daniel Gsöllpointner: Ich hatte damals keinen Arrak da, also hab ich den 60% Overproof Rum von Revolte genommen. Das leicht Knackige im Hintergrund, das ein Swedish Punch haben sollte, wollte ich mit dem rauchigen Lapsang Tee unterstreichen, und es hat perfekt gepasst. Dazu kam ein Earl Grey Tee, die beiden Tees bilden jetzt zusammen die aromatische Basis. Dazu kommen die Gewürze Muskat, Kardamom, Zimt, Sternanis und Nelke. Zitrone und Orange sind die Säurequellen. Die Limette passt für mich nicht zu 100 Prozent rein, sie hat andere Vorteile. Ich habe das alles ins richtige Verhältnis zusammengeschnitten und abgeschmeckt. Für mich war das finale Ergebnis super. Letztendlich haben Felix und ich dann in der Brennerei nichts anderes gemacht, nur eben in größerem Maßstab. Im Moment gibt es 300 Flaschen, aber wir werden auf jeden Fall versuchen, daraus was zu machen. Ich bin auch wirklich stolz auf das Produkt. 
MIXOLOGY ONLINE: Noch zum Abschluss: Man sagt so oft „Perfect Serve“ – hast du eine Trinkempfehlung für euren Swedish Punch?
Daniel Gsöllpointner: Es muss einfach schmecken. Einen Perfect Serve gibt es nicht, jeder soll mischen, wie er meint. Mein momentaner Favorit ist einfach frisch gepresster Orangensaft, unser Swedish Punch und ein kleiner Squeeze Limette. Man schmeckt kaum Alkohol und kann es einfach wegtrinken. Für den Sommer, die Mädels, einfach geil. Das ist jetzt wirklich keine Perfect Serve-Empfehlung, aber etwas, das definitiv jedem schmeckt und trotz der winterlichen Gewürze genau so auch im Sommer getrunken werden kann. 

Swedish Punch von Daniel Gsöllpointner und Revolte Rum zum Frühstück

Daniel Gsöllpointners Empfehlung ist unerwartet, aber definitiv massentauglich. Er schmeckt so, als könnte man ihn schon problemlos zum Frühstück trinken. Felix Kaltenthaler, der Revolte Rum eigentlich nur nebenher zu seinem Hauptberuf betreibt, ist zuversichtlich. Daniel Gsöllpointner und er sind ein gutes Team, und der Swedish Punch soll definitiv dauerhaft in das Angebot integriert werden, damit so bald wie möglich jeder die Möglichkeit hat, sich damit kreativ auszutoben.

Credits

Foto: Jan Kaltenthaler

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