Wie der Tequila Sunrise zum Mexican Garibaldi wird
Der Tequila Sunrise ist eine Kombination aus Tequila, Orangensaft und Grenadine und nicht zu Unrecht in der Versenkung verschwunden. Aber es gibt eine Möglichkeit, ihn wieder salonfähig zu machen: Er kann sich am modernen Garibaldi und dessen „fluffy“ Orangensaft orientieren. Das Ergebnis: der Mexican Garibaldi.
Herrjemine, wo soll ich anfangen. Vor ein paar Jahren wurde die Bar Dante in New York zur besten Bar der Welt gekürt. Sicherlich zurecht, der damals dort verantwortliche Naren Young ist eine Institution in Sachen Bar, und man kann sich sicher sein, dass das Dante ganz hervorragend war und ist. Aber eine Sache habe ich nie verstanden – ihren Signature Drink, den Garibaldi.
Mexican Garibaldi
Zutaten
4 cl Reposado Tequila
1,5 cl Mezcal
11 cl „fluffy“ Orangensaft
1 cl Granatapfelsirup
Über Selbstverständlichkeiten spricht man nicht!
Klar, auch Drinks aus nur zwei Komponenten können furchtbar schlecht gemacht werden, aber der ganze Buzz, der um den Garibaldi im Dante gemacht wurde, war die Verwendung von „fluffy“ Orangensaft. Was das so genau sein sollte, konnte niemand sagen. Es war immer nur die Rede von „High-Speed-Juicer“ und dem „fluffy“ Ergebnis. In Ruhe betrachtet, wurde also ein riesiges Fass aufgemacht, weil frisch gepresster Saft benutzt wurde. Etwas, was mein Deutschlehrer abgetan hätte mit dem Satz: „Über Selbstverständlichkeiten spricht man nicht!“
Sicher, der Zentrifugal-Entsafter hat noch ein paar ätherische Öle hinübergeschleudert, wenn die Orange samt Schale genutzt wurde, und wahrscheinlich wurde dem Saft auch ganz gut Luft untergemengt, so dass er schön „fluffy“ wurde. Aber ist das dann wirklich schon genug, um ein Signature Drink für eine der besten Bars der Welt zu sein? Offensichtlich. Aber die Verwunderung ist auch zweitrangig, denn an dieser Stelle soll es nur um den fluffigen Orangensaft gehen.
Voila, der Mexican Garibaldi
Den brauchen wir nämlich, wenn wir uns dem guten alten Tequila Sunrise nähern und ihn wieder salonfähig machen wollen. Kurzum: Für den „fluffy“ Orangensaft wird die ganze Orange samt Schale durch den Entsafter gejagt. Voraussetzung, um so ein hässliches Entlein wieder aufzuhübschen, ist natürlich die Verwendung von nur den besten Zutaten, und offensichtlich ist dieser Orangensaft die absolute Benchmark. Als weitere Basis würde ich einen Mix aus Reposado Tequila und – es ist schließlich 2023 – ein wenig Mezcal verwenden. Der moderne Bartender würde den Orangensaft vielleicht einfach mittels kristalliner Zitronensäure etwas saurer machen, dass verbietet sich aber in diesem Fall, schließlich soll der Saft so frisch sein wir nur irgend möglich. Entsprechend verwenden wir also ein paar Milliliter frischen Zitronensaft, oder jagen einfach eine Viertel Zitrone mit durch den Entsafter.
Damit wäre man dann fast so weit. Für den optischen Effekt noch ein wenig rote Süße in Form von selbst gemachtem Granatapfelsirup und schon hat man einen wirklich guten und qualitativ hochwertigen Tequila Sunrise, oder wenn wir uns am fluffigen Orangensaft orientieren, einen „Mexican Garibaldi“. So schnell und so einfach holt man also einen verloren geglaubten Oldie aus der Versenkung.
Aber sagen wir, wie es ist: Diesen „fluffy“ Orangensaft am Abend à la Minute zu pressen, abzuschmecken und zackig zu servieren, mit immer gut gekühlten Orangen in unbedenklicher Bioqualität in Griffweite? Klingt nicht nach einem Drink für eine High Volume Bar. Also gehen wir einen kleinen Umweg. Der Orangensaft wird direkt vor Schichtbeginn gepresst und nur am gleichen Abend verwendet. Wer nur über eine klassische Saftpresse mit Presskegel verfügt, kann dem Aroma mit einem Oleo Saccharum aus Orangenschalen einen Kick geben, und die nötige Fluffigkeit bekommt der Saft durch eine kurze Fahrt im Blender, wo ihm ordentlich Luft untergehoben wird. Statt Granatapfelsirup lassen wir ein paar Tropfen Hibiskussirup ins Glas fallen, der passt nämlich perfekt zu Tequila und Mezcal, und die eingelegte Blüte verwenden wir gleich als Deko weiter.
Der Mexican Trash Garibaldi für die Dive Bar
Nun gut, du bereitest abends Drinks in einer Dive Bar zu, willst aber den Mexican Garibaldi auch mal ausprobieren? Wenn die Paloma mit ihrer Grapefruitlimonade schon so gut funktioniert, warum sollte dann nicht auch eine Orangenlimonade gehen: Im „Mexican Trash Garibaldi“ mixen wir jeweils 2,5 cl Tequila und Mezcal mit einem Schuss Zitronensaft. Dann füllen wir das Glas mit bester Orangenlimonade und reiben eine gehörige Portion Zimt über den Drink, bevor wir umrühren und wieder ein paar Tropfen Hibiskussirup hinzugeben.
Credits
Foto: Sarah Swantje Fischer
