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Friedrich der Große und der Gin, Windspiel aus der Eifel

Um von der Kartoffel als Ausgangspunkt zum Namen Windspiel für seinen Gin zu kommen, bedarf es schon einiger Fantasie. Eine Eigenschaft, die in der Eifel scheinbar vorhanden ist und zu gern umgesetzt wird: in einen neuen Gin.
Da ein eigener Gin aber nur die halbe Miete sein kann und in der Eifel neben der Fantasie auch eine Menge Quellen für natürliches Mineralwasser vorhanden sind, hat man sich einen Partner zur Seite genommen und gleichzeitig noch ein passendes Tonic auf den Markt gebracht.
Aus dem Überfluss geboren
Die Eifelion GmbH hat sich Naturprodukten aus der Eifel verschrieben. Erneuerbare Energien, energieeffiziente Häuser und nachhaltige Landwirtschaft sind die Standbeine der Gesellschaft aus der sich immer mehr Produkte – Eifel Naturprodukte – ergeben.
Zur GmbH gehört der Weilerhof, ein landwirtschaftlicher Betrieb, auf dem unter anderem Kartoffeln angebaut werden. So weit so gewöhnlich, aber was tun mit den ganzen Erdäpfeln, wenn ausreichend Kartoffelchips produziert sind? Genau, die Stärke in Zucker umwandeln, das Destillieren beginnen und einen Gin herstellen.
Die Entscheidungsfindung zum Gin erklärt Rebecca Mertes, PR Managerin der Eifelion GmbH, so: „Im Team sind alle große Ginliebhaber und als klar war, dass wir die Kartoffeln zum Destillieren nutzen wollen, waren wir uns schnell einig, dass unser erstes Produkt ein Gin sein soll.“
Mit Holger Borchers, Destilliermeister aus Rockstedt in Niedersachsen, hat man einen Partner gefunden, der die Expertise besitzt, die Kartoffeln entsprechend zu verarbeiten. Die Botanicals, es sind knapp zehn davon, werden einzeln in Neutralalkohol mazeriert und gelagert. Danach werden sie mit dem dreifach destilliertem Kartoffelbrand zusammengefügt, der den Gin besonders mild und weich machen soll.
„Wir wollten einen klassischen, bodenständigen Gin. Back to the Roots, ohne ungewöhnliche Zutaten oder mit sehr vielen verschiedenen Botanicals“, so Mertes zur Zielsetzung bei der Produktion. „Einen klassischer Gin im Premium-Segment.“
Wenig passt besser zu einem Gin als ein gutes Tonic Water. Mit Dauner Sprudel hat man sich einen weiteren Experten zur Seite genommen, der sich mit der Karbonisation von Wasser auskennt, um ein eigenes, auf den Gin zugeschnittenes Tonic zu produzieren. Wasser, Chinin, Zucker und Säurungsmittel bilden ein klassisches Tonic Water, das perfekt zum zitrulastigen Windspiel Gin passen soll.
Windspiel und der Alte Fritz
Aber wie kamen wir am Anfang von der Knolle zum Gin und dann zum Windspiel? Die Jahrhunderte vor der Industrialisierung waren in Europa geprägt von Hungersnöten, nicht selten den recht unergiebigen Böden geschuldet, auf denen anspruchsvolles Getreide nicht wachsen wollte. Die Kartoffel war eine um einiges dankbarere Pflanze. Sie wächst auf beinahe jedem Boden und ist dazu noch um einiges ertragreicher als Getreide. Friedrich der Große befahl zu seiner Zeit den großflächigen Anbau von Kartoffeln, um Hunger und Mangelernährung zu begegnen. Neben dem Wohlergehen seines Volkes lag dem König von Preußen noch etwas anderes am Herzen, nämlich die Hunderasse Windspiel. Da schließt sich dann der Kreis und über einen kreativen Umweg ist der Alte Fritz mitverantwortlich für einen Gin aus der Eifel.
Und wie schmeckt der Gin? Mit 47% Vol. hat er auf jeden Fall ausreichend Kraft, um Aromen zu transportieren. Neben Wacholder, Koriander, Lavendel, Zitrone, Zimt und Ingwer sind noch ein paar weitere, aber geheime Zutaten enthalten. Dem Geruch nach könnten Süßholz und Pfeffer dabei sein. Insgesamt erscheint Windspiel als ein sehr klassischer, wacholderbetonter Gin mit einer ausgeprägten Zitrusnote. Der Pfeffer ist auch auf der Zunge wiederzuerkennen. Eine prägnante Schärfe, begleitet von jeder Menge Wacholder und einer deutlichen Koriandernote. Lange präsent, aber eher kein Gin den man pur empfiehlt.
Aber dafür wird ja das passende Tonic Water bereitgestellt. Sehr angenehm in der Kohlensäure, zitruslastig und angenehm bitter tut es genau das, was man von einem Tonic erwartet. Und die ausgeprägte Zitrusnote passt wirklich gut zum Windspiel Gin. Mit 90g Zucker pro Liter liegt das Windspiel Tonic etwa auf einer Linie mit dem altbekannten Schweppes Indian Tonic. Der Klassiker wirkt jedoch etwas beständiger, was die Kohlensäure angeht.
Der Windspiel Gin mit dem Windspiel Tonic funktioniert insgesamt sehr gut und ergibt einen stimmigen, klassischen Gin & Tonic. Da liegt aber auch die Problematik. Denn eigentlich lässt diese Kombination nichts erkennen, was man in einer anderen, klassischen Gin & Tonic-Kombination nicht auch schon findet. Und dafür ist dann der Preis sehr premiumorientiert. Etwa 80 Euro soll der Liter kosten. Ein sehr sportlicher Preis, wenn man bedenkt, dass man einen „Back to the Roots“ Gin hat. Andere Ginsorten die diese Wurzeln gelegt haben, sind für einen Bruchteil dieses Betrages zu erstehen und liefern eine vergleichbare Aromatik. Da macht die Kartoffel keinen entscheidenden Unterschied.
Aber wie hätte der Alte Fritz wohl dazu gesagt: “Jeder soll nach seiner Façon selig werden.”
Windspiel Tonic
Preis: ca. 1,25 + Pfand
Füllmenge: 0,2 l
Alkoholgehalt: /
Land: Deutschland
Abfüller: Dauner Sprudel
windspiel-gin.de

Comments (2)

  • Ben

    Ich muss euch beipflichten: auch wenn es so mancher mit seinen 100 Botanicals oder seinen besonderen Pflänzchen übertreibt, so ist in diesen Fällen ein höherer Preis dadurch manchmal durchaus nachvollziehbar. Hier kosten die Produkte dann z.B. 35€/0,5l bzw. 70€ der Liter. Aber wenn ich die klassischen 10 standard Botanicals (siehe Bombay Sapphire) nehme, die man sehr günstig im Einkauf bekommt und vermutlich einfach getrocknet lagert und dann auch ein 0-8-15 Herstellungsverfahren anwendet, kann man mir nicht glaubhaft machen, warum man sagenhafte 80€ den Liter verlangt. Dieses Produkt ist zwar hübsch designt, aber inhaltlich keinenfalls diesen Preis wert.

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  • Vollmilch2001

    Mir persönlich, aber auch meinen Freunden, war der Gin zu gewöhnlich für den Preis. Sicherlich gut gemacht, aber eben auch nicht mehr. Das Tonic-Wasser hat uns überhaupt nicht geschmeckt, zu süß und zu grob in der Perlage. Mit Thomas Henry Tonic Water ergab der Gin zumindest einen bodenständigen G&T. Der Gin ist schön aufgemacht, wenn auch etwas over done. Fazit: Gut, aber lange nicht gut genug für den aufgerufenen Preis.

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