Inventur am 27. August 2023 – Die großen Unterschiede zwischen Rye und Bourbon
Willkommen zurück! Man muss es offen aussprechen: Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Es dunkelt früher, die Abende und Nächte werden kühler, in den meisten Bundesländern sind die Ferien vorbei. Doch keine Angst, wir werden nun nicht mit einem depressiven winter is coming um die Ecke kommen. Vielmehr freuen wir uns mit jedem Tag ein bisschen mehr auf die fünfte Bar-Jahreszeit: Seit Beginn dieser Woche ist die Short List der nahenden MIXOLOGY Bar Awards öffentlich. Am 8. Oktober 2023 werden die begehrten Preise – wie immer traditionell am Vorabend des Bar Convent Berlin – in insgesamt 14 Kategorien an die Gewinner:innen verliehen. Haben Sie schon reingesneakt? Wenn nicht, sollten sie es hier und hier unbedingt nachholen. Und auch für den Fall, dass Sie gern persönlich bei der Verleihungs-Gala im Moa Berlin dabei wären, haben wir was: Seit Mittwoch ist der Ticketshop offen.
Für alle, die schon über die Awards bescheid wissen, wenden wir uns nun den weiteren Themen und flüssigen Schlagzeilen der ausklingenden Woche zu.
David Wondrich mit historischer Einordnung von Rye und Bourbon
Vielleicht kann sowas eben nur David Wondrich: Der berühmte amerikanische Autor und Bar-Historiker hat diese Woche einen beeindruckenden Beitrag für das britische Class Magazine verfasst. Darin gelingt ihm, was sonst kaum jemand in solch knappem Rahmen schaffen dürfte: Er zeigt prägnant die beiden sehr unterschiedlichen Traditionslinien von Bourbon und Rye Whiskey auf.
Seine zentrale These dabei: Aus heutiger Sicht werden beide Produkte meist als sehr eng verwandt dargestellt. Doch das trifft eben nur aus zeitgenössischer Perspektive zu. Dem stellt der Autor die verschiedenen Entstehungsgeschichten von Rye und Bourbon gegenüber, hochinteressant dabei auch die starke Betonung deutscher Einflüsse auf Rye. Und er macht deutlich, weshalb wir – Stichwort Kentucky – heute eben oft annehmen, das Rye und Bourbon nur durch ihre Getreide-Grundlage unterschieden werden. Unbedingt lesen!
Bier global: Deutschland spielt mit, aber nicht auf Spitzenplatz
Einen großen Rundumschlag zum Überblick über den weltweiten Biermarkt gab es diese Woche beim amerikanischen Magazin VinePair. In zwei verschiedenen Listen wird gezeigt, welche 20 Länder am meisten Bier herstellen und wer die 40 größten Brauerei-Konzerne (nach Ausstoß) sind.
Das Land mit der höchsten Produktion ist wenig überraschend China, gefolgt von den USA und Brasilien. Deutschland landet auf einem stolzen fünften Platz hinter Mexiko, das seine große Produktion mutmaßlich in hohem Maße exportiert. Krasser werden die Unterschiede bei den Firmen: Der belgische Konzerngigant AB InBev braut mit unvorstellbaren 518 Millionen Hektolitern gar rund doppelt so viel wie die zweitplatzierte Heineken-Gruppe. Ein weiterer interessanter Fakt: Zwar stellt Deutschland mit sechs Firmen die meisten Mitglieder der globalen Top 40; diese sechs deutschen Unternehmen stoßen gemeinsam mit 43,9 Millinen hl aber noch immer deutlich weniger aus als der Siebtplatzierte, der japanische Brauriese Asahi-Group.
Optimismus auf dem US-Gin-Parkett
Während unter deutschen oder europäischen Bartender:innen der Eindruck vorherrscht, dass der große Gin-Heyday inzwischen abgeebbt ist, darf nie vergessen werden, wonach die breite Masse an Konsument:innen sucht. Denn in den Bars und der Gastronomie mag da Verlangen nach Gin stagnieren – die Nachfrage im Mainstream ist dadurch aber noch lange nicht zwangsläufig gesättigt.
So präsentierten die Kollegen von SevenFiftyDaily diese Woche auch eine Reihe von Kennzahlen und Prognosen zur Entwicklung von Gin auf dem US-Markt. Dort war der Boom um den Wacholderbrand und den G&T bislang nicht so ausgeprägt wie in der alten Welt und es scheint viel Potenzial zu geben. Mehr Details gibt es hier.
Symbolträchtiger Wandel in Großbritannien: mehr Kaffee als Tee
So mancher fatalistische Royalist dürfte jetzt sagen: „Noch nichtmal ein Jahr ist die Queen tot – und nun das!“ Worum es geht? Dass die Brit:innen seit Jahren immer weniger Tee trinken, ist bekannt. Nun jedoch scheint der symbolträchtige Schwenk erfolgt zu sein: Wie die FAZ diese Woche u.a. mit Bezug auf die Times berichtete, wird im UK inzwischen mehr Kaffee als Tee getrunken.
Demnach trinken 63% der britischen Bevölkerung regelmäßig Kaffee, während sich nur noch 59% dem Genuss des würzigen Aufgusses aus schwarzen Teeblättern hingeben. Das schlägt sich auch in den Importzahlen nieder: Im Lauf der letzten zehn Jahre sei der Import von Tee um rund 12% gesunken, so die Meldung weiter. Als Gründe für den heißgetränketechnischen Paradigmenwechsel sehen Beobachter vor allem Aspekte wie Generationswechsel und veränderte Konsumgewohnheiten. Auf den Schreck am besten erstmal einen Kakao.
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