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Gimme Gimlet: Fünf Versionen des Gin-Klassikers

Der Gimlet ist einer der großen Klassiker der Bar. Das Standing eines Martini mag er nie erreicht haben, eine illustre Geschichte hat er trotzdem. Und noch immer sollte jede Bar mit Anspruch einen einwandfreien Gimlet servieren können. Oder wie wäre es mit einigen Alternativen? Wir hätten da ein paar.

 

„Wir saßen bei Victor in einer Ecke der Bar und tranken Gimlets. ‘Die haben hier keine Ahnung, wie man die macht‹, sagte er. ‘Was die hier einen Gimlet nennen, ist einfach Zitronen- oder Limettensaft mit Gin und einem Schuss Zucker und Bitter. Richtiger Gimlet besteht zur einen Hälfte aus Gin und zur anderen aus Rose’s Limettensaft und aus sonst nichts. Aber das schlägt sämtliche Martinis haushoch.’“

Das war das eindeutige Verdikt von Terry Lennox, jenem geheimnisvollen Trinker aus Raymond Chandlers süffigem Kriminalroman Der lange Abschied aus dem Jahre 1953. Dieser Roman ist vermutlich eines der bekanntesten, literarischen Werke, die einem Cocktail eine derartige Hommage widmen. Die erste verbürgte Erwähnung des Gimlet in der Barwelt selbst findet sich wiederum hingegen in Harry McElhones Buch Harry’s ABC of Mixing Cocktails aus dem Jahre 1919. Das Rezept darin liest sich folgendermaßen: 2/3 Gin, 1/3 lime juice cordial, shake & strain.

Diese 2:1-Rezeptur hat sich im Laufe der Zeit allmählich in ein 3:1 Verhältnis verschoben, das heute weitestgehend Standard ist. Trotzdem ist der Gimlet, dessen Entstehung stark mit der Zutat Rose’s Lime Juice verbunden ist, mitverantwortlich dafür, dass Bartender vor allem in den Nullerjahren begonnen haben, wieder eigene Cordials zu produzieren. Nicht zuletzt deshalb wird der Gimlet immer einen Platz im kollektiven Bewusstsein der Bar haben, ob er nun extra auf eine Barkarte aufgeführt ist oder nicht.

5 Gimlet-Varianten von klassisch bis modern

Gimlet #1
Gimlet #1
Der Creole Gimlet entstand im Buck & Breck
Der Creole Gimlet entstand im Buck & Breck

Gimlet #1

Zutaten

6 cl Dry Gin
2 cl Lime Juice Cordial

Die Mischung aus Gin und Lime Juice Cordial ist die klassische DNA des Gimlet. Wie viele andere Cocktails, fand auch der Gimlet die erste verbürgte Niederschrift in Harry McElhones Buch Harry’s ABC of Mixing Cocktails aus dem Jahre 1919. Früh ging der Gimlet eine jahrzehntelange Symbiose mit Rose’s Lime Juice ein, was nicht verwundert, da Rose’s als erstes Produkt dieser Art lange Zeit eine Monopolstellung inne hatte. Anfang 2021 wurde das Produkt eingestellt bzw. erfuhr unter dem Namen Desmond’s Lime Juice Cordial einen Relaunch; benannt nach dem britischen Navyarzt Sir Thomas Desmond Gimlette, der wiederum als einer der möglichen Namensgeber des Gimlet gilt.

Creole Gimlet

Zutaten

7,5 cl Dry Gin
1,5 cl Falernum
0,75 cl Lime Juice Cordial
1 Dash Peychaud’s Bitters

Der Creole Gimlet entstand in der Frühphase des Buck & Breck in Berlin und wurde ersonnen von Gonçalo de Sousa Monteiro. Ein bekennender Verfechter von starken Shortdrinks, geben auch in dieser Gimlet-Variante knackige 7,5 cl Gin dem Drink ein robustes Gerüst. Der Name geht auf den karibischen Likör Falernum sowie den bitter-süßen Peychaud’s Bitters zurück, der seine Wurzeln in New Orleans hat. Dieser Kombination wird etwas Lime Juice Cordial zur Seite gestellt. Der Creole Gimlet ist ein verführerischer Gimlet mit dezenter Süße, die nicht darüber hinwegtäuschen sollte, das man ein ordentliches Pfund in Händen hält. Eben ein sehr „erwachsener“ Gimlet, wie man es aus dem Hause Buck & Breck gewohnt ist.

Der Richmond Gimlet von Jeffrey Morgenthaler

Richmond Gimlet

Zutaten

6 cl Dry Gin
2 cl frischer Limettensaft
1,5 cl Zuckersirup
8 Minzblätter

Wenig überraschend, hat auch Jeffrey Morgenthaler eine Gimlet-Variante in petto, schließlich hat sich der Bartender aus Portland mit der Interpretation bekannter, aber nicht übermäßig hinterfragter Cocktails einen Namen gemacht, man denke etwa an seinen einfachen, aber extrem gefragten Twist auf den Amaretto Sour. In seinem Richmond Gimlet bringt er Gin mit Minze und Limettensaft zusammen. Für so manche ist gerade die Verwendung von Lime Jucie Cordial das Charakteristikum eines Gimlet, und man könnte durchaus sagen, Morgenthaler legt hier eigentlich eine Gin Sour-Variante vor. Wie dem auch sei, der Richmond Gimlet trägt die Handschrift des Clyde Common-Barchefs: einfach herzustellen und bekömmlich.

Der Gimlet #2
Der Gimlet #2
Der Spiced Rhubarb Gimlet von Naren Young
Der Spiced Rhubarb Gimlet von Naren Young

Gimlet #2

Zutaten

6 cl Dry Gin
2 cl Lime Juice Cordial

Das Rezept von 6 cl Gin im Verhältnis zu 2 cl Lime Juice Cordial, kaltgerührt und in eine Coupette abgeseiht, mag sich durchgesetzt haben. Allerdings sind auch beim Gimlet unterschiedliche Methoden der Zubereitung möglich. Gerührt oder geschüttelt, auf Eis oder straight up – hier sollten vor allem die Vorlieben des Gastes abgefragt werden. Charles Henry Baker jr. bemerkte bereits 1939 in seinem Jigger, Beaker & Glass, der Gimlet sei von Bombay bis Hongkong so bekannt wie der Martini Cocktail in Europa. Wahrscheinlich aufgrund seiner Prominenz im Orient nennt er ihn den Far Eastern Gimlet. Sein Rezept verbindet Eis und stilles Wasser. Im Original heißt das so: „1 Jigger dry or Old Tom Gin, 1 tsp gomme syrup or sugar, 1⁄2 – to taste – of lime syrup or lime cordial. Fill up with plain chilled water, add 1 ice cube and thin slice of big green lime. Don’t use soda water, please.“

Spiced Rhubarb Gimlet

Zutaten

6 cl Dry Gin
2,25 cl frischer Limettensaft
2,25 cl gewürzter Rhubarb-Shrub
3 Dashes Peychaud’s Bitters
2 Dashes Rhubarb Bitters

Wer während des ersten, mehr oder weniger globalen Lockdowns im Jahr 2020 erstmals auf den Instagram-Account von Naren Young (aka forkandshaker) gestoßen ist, hätte vielleicht nicht vermutet, dass hinter all den lakonischen Küchen-Tutorials mit Plastikgeschirr und in der Faust gequetschten Limetten in Wahrheit einer der führenden Cocktailköpfe dieser Welt steckt. Der Spiced Rhubarb Gimlet ist eine ältere Version des in den USA lebenden Australiers, in dem gekonnt die Tatsache ausgenützt wird, dass Gin auch hervorragend mit Rhabarber harmoniert.

Dieser Beitrag verwendet die Bilder des großen Dossiers über den Gimlet in der Ausgabe von MIXOLOGY 3/2021, unterscheidet sich aber textlich vollkommen von diesem. Während in diesem Beitrag die Cocktails lediglich einzeln dargestellt und mit einem eigenständigen Text versehen sind, findet sich in dem Dossier alles über die abwechslungsreiche Geschichte und die Entstehung des Gimlet. Wer mehr wissen will, kann hier ein Einzelheft bestellen oder hier ein Abonnement abschließen. 

Credits

Foto: Fotos: Jule Frommelt – Drink-Design: Sam Orrock

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