Inventur am 13. August 2023 – Britischer Verband erlässt erste Richtlinien für alkoholfreie Destillate
Kommen Sie, kommen Sie! Wien ist bekanntlich immer eine Reise wert. Das gilt erst recht für die dortigen Bars. Ganz besonders gilt es, wenn der Liquid Market über die Bühne geht. Seit 2016 fackeln Gründer Bert Jachmann und sein Team in der österreichischen Hauptstadt ihr mehrtägiges Cocktail-Festival ab, bei dem zahllose Bars nicht nur aus dem Alpenraum ausgesuchte Cocktails unter freiem Himmel servieren.
Der spezielle Clou am Liquid Market bleibt natürlich auch bei der diesjährigen Auflage vom 24. bis 26. August auf dem METAStadt-Gelände erhalten: Mit dem Kauf des Tickets stellt sich die Frage nach dem Preis der Drinks nicht mehr, denn diese sind samt und sonders im Eintrittspreis enthalten. Der Liquid Market bietet so die fast einzigartige Möglichkeit, an einem Tag (oder auch allen drei Tagen) intensives Bar-Hopping ohne eine einzige Bus- oder Taxifahrt zu betreiben. Tickets für den Liquid Market in Wien gibt es ab € 59,90 online zu erwerben.
Wir verkürzen uns unterdessen die Wartezeit bis zum Liquid Market mit dem gewohnt sonntäglichen Blick auf die flüssigen News und Schlagzeilen der Woche.
Negroni Week geht in ihr zweites Jahrzehnt
Nur noch etwas mehr als ein Monat, dann ist es wieder so weit: Die Negroni Week steht vor der Tür und biegt damit in ihr zweites Jahrzehnt ein. Erstmals 2013 initiiert von Campari und dem amerikanischen Imbibe-Magazin, geht die Negroni Week 2023 vom 18. bis 24. September in ihre elfte Auflage.
Das grundlegende Prinzip der Negroni Week hat sich seit dem Debüt nicht geändert. Eine Woche lang können Bars und Restaurants Negronis zu einem guten Zweck verkaufen, ein Teil des Erlöses kommt dann einer karitativen Organisation zu – insgesamt wurden dabei laut Imbibe bisher rund 4 Millionen Dollar an Spenden generiert. Charity-Partner ist in diesem Jahr abermals die aus Italien stammende Slow Food-Initiative, die sich u.a. weltweit für Bildung im Bereich nachhaltiger Ernährung und authentischer Kockkultur engagiert. Bars und Restaurants, die an der elften Negroni Week teilnehmen wollen, können sich hier registrieren.
Britischer Verband gibt erste Richtlinien für alkoholfreie Substitute heraus
Die Festigung alkoholfreier „Spirituosen“ und anderer nicht-alkoholischer Substitutprodukte schreitet immer weiter voran. Ein aussagekräftiges Signal dazu kam diese Woche aus Großbritannien: Wie das Class Magazine berichtet, hat der britische Alkohol-Handelsverband WSTA die ersten offiziellen Dokumente mit Richtlinien und Vorschlägen für klare Handelsbezeichnungen und Produkteigenschaften alkoholfreier Ersatzprodukte veröffentlicht.
Damit komme der Verband sogar dem Gesundheits- und Sozialiministerium zuvor, so die Meldung weiter. Vorerst hat der WSTA drei Richtlinien-Papiere herausgegeben. Eines befasst sich mit Rahmenbedingungen fürs Marketing, zwei weitere mit den Etikettierungs- und Bezeichnungs-Regularien einerseits für alkoholfreie „Spirituosen“, andererseits für alkoholfreien Wein. Damit kommt Großbritannien in einem ersten Schritt der EU zuvor, in deren aktueller Spirituosen-Verordnung alkoholfreie Produkte noch nicht berücksichtigt werden.
Fast 10.000 Jahre Trinkgeschichte: Die ältesten Bars und Pubs der USA
Eine durchaus respekteinflößende 50er-Liste haben diese Woche die Kolleg:innen von VinePair veröffentlicht. Dabei handelt es sich aber um keine Bestenliste im eigentlichen Sinne, sondern eher um eine Art Ehrenkabinett der besonderen Sorte: Versammelt werden die jeweils ältesten Bars oder Pubs der 50 US-Bundesstaaten.
Wenn wir uns nicht verrechnet haben, dann kommen die gelisteten Schankstätten dabei auf ein gemeinsames Alter von ehrfurchtgebietenden 9.145 Jahren – und somit auf ein Durchschnittsalter von knapp 183 Jahren. Das laut den VinePair-Recherchen älteste Pub der Vereinigten Staaten findet sich demnach im Ostküsten-Bundesstaat Rhode Island: Die White Horse Tavern in der Stadt Newport ist seit 1673 durchgehend geöffnet, ergo 350 Jahre alt. Und selbst das Nesthäkchen der Riege, die Smith’s Union Bar in Honolulu auf Hawaii, ist mit dem Eröffnungsjahr 1935 für gastronomische Maßstäbe schon ein Methusalem. Jetzt gilt es nur noch auf irgendeinen gelangweilten Milliardär zu warten, der es sich zum Ziel macht, in jedem der genannten Läden ein Bier zu trinken.
Der „Roti“ als Ideen-Katalysator?
Inzwischen ist es knapp 10 Jahre her, dass der Rotationsverdampfer – meist als „Rotovap“ oder auch „Roti“ bezeichnet – als neuartiges Tool Eingang in die ersten Bars fand. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Gerät, in dem per Unterdruck Destillationsvorgänge bei wesentlich geringeren Temperaturen als bei Normaldruck stattfinden können. Da der Roti einerseits sehr teuer in der Anschaffung, andererseits nicht komplett ungefährlich in der Handhabung ist, zeigten sich seinerzeit viele Fachleute skeptisch, ob das Gerät dauerhaft würde Fuß fassen können in der Bar (und der Küche).
Dass unser heutiges Wissen uns eines Besseren belehrt, fasst ein kleiner Artikel von Tyler Zielinski für Punch recht gut zusammen. Der Text illustriert knapp, wie sich der Rotovap vom Laborwerkzeug zum Bar-Tool mauserte, ebenso bringt er anschauliche Beispiele dafür, wie er Aromenprofile für Drinks ermöglichte, die es vorher nicht gab. Vor allem aber umgeht Zielinski den Fehler, so zu tun, als sei ein solches Gerät mittlerweile obligatorisch für jede gute Bar. Dennoch hat er eine zentrale These, die wir so unterschreiben: Der Rotationsverdampfer wird keine Idee besser machen – aber er ermöglicht für die meisten Ideen eine bessere Ausdrucksweise.
Credits
Foto: everettovrk - stock.adobe.com