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Inventur

Inventur am 26. April 2020 – Corona-Hygienekonzept für Gastronomie & DeHoGa hält staatliche Entschädigungen für möglich

Wie sollen wir nur anfangen? Schließlich mögen wir ja den Schauspieler Stanley Tucci eigentlich sehr. Einer der wenigen wirklich komödiantisch begabten Hollywood-Stars, der aber ebenso das ernsthafte Fach beherrscht. Was er sich aber bei dem Negroni gedacht hat, den er am Montag auf seinem Instagram-Account per Video für die Öffentlichkeit gemixt hat, fragen wir uns auch am heutigen Sonntag noch.

Charmant ist er definitiv, der Stanley. Drahtig auch für sein Alter. Und er macht das schon auf eine nette Weise, da in der eigenen Küche. Aber mit einem Negroni hat das doch – finden wir – nur ganz bedingt zu tun. Geschüttelt? In einer Cocktailschale? Mit doppelt so viel Gin? Und dann auch noch mit einer ausgepressten Orangenscheibe? Mag ja schmecken, hat aber mit dem eigentlichen Drink nicht viel gemeinsam. Das ändert nichts daran, dass die internationale Bar-Community mit dem rasch Tuccini genannten Drink viel Freude hat. Wie gesagt, er macht das ja auch wirklich charming, der Gute.

Hygienekonzept für die Gastronomie

Und nach diesem unterhaltsamen Bonmont schwenken wir wieder zum Ernst der Coronakrise, die vor allem die Gastronomie mit jedem Tag einer weiteren Schließung vor Existenzprobleme stellt. Eine Barbetreiberin, die unermüdlich Aufklärung bietet, ist Susanne Baró Fernández aus dem Timber Doodle in Berlin. Letzte Woche hat sie für MIXOLOGY bereits einen Text zur Lage der Gastronomie verfasst. Sie bemüht sich aber auch um Lösungen. Nun hat sie ein mehrseitiges Corona-Hygienekonzept für die Gastronomie ausgearbeitet, das sie als offenes Konzeptpapier für eine öffentliche Diskussion betrachtet.

Das Konzept ist auch bereits an öffentliche Stellen verschickt worden, wie Susanne Baró Fernández schreibt: „Das Dokument liegt zur Beurteilung beim RKI und Gesundheitsamt vor. Sobald die Gastronomie oder erste Teile von ihr wieder starten dürfen werden Hygienekonzepte vorgelegt werden müssen. Wenn wir uns jetzt damit beschäftigen, verlieren wir später keine Zeit. Das nachstehende Dokumente habe ich also zusammengetragen. Es ist ausdrücklich zur Bearbeitung und Ergänzung zugelassen, und auch zur Diskussion gestellt. Viele Köpfe denken so viel mehr als nur einer. Es ist jedoch nicht für die kommerzielle Nutzung gegen Entgelt zugelassen. Helfen, nicht aneinander verdienen!”

Hier geht es zum Konzeptpapier auf ihrem Facebook-Profil – absolut lesenwert.

Umfrage unter italienischen Bars mit erwartbar erschütterndem Ergebnis

Diese Info dürfte nicht unerwartet kommen, wo doch auch der hiesige Lockdown seit sechs Wochen das große, vereinende Thema der Bar-Branche ist: Den Cocktailbars in Italien geht es furchtbar schlecht. Das hat der „Blue Blazer Cocktail Bar Guide“ für den Stiefelstaat ermittelt, der ja unter den europäischen Ländern als erster stark von Covid-19 betroffen war.

Befragt hat der Guide alle rund 200 Bars, die in seiner aktuellen Ausgabe aufgelistet sind. Die Antworten sind erschütternd: Sogar falls in relativer Zeitnähe wieder eröffnet werden dürfte, rechnen die Bars im Schnitt mit einem Rückgang des Jahresumsatzes von mind. 50 Prozent. Ebenso wie in Deutschland lassen umfangreiche staatliche Hilfsmaßnahmen oder wirklich wirksame (!) Steuererleichterungen für das Gastgewerbe auch in Italien noch auf sich warten.

DeHoGa bewertet Entschädigungsansprüche von Gastronomen neu

Wie die bayerische Landessektion des DeHoGa am Sonntagabend letzter Woche in einer Pressemitteilung bekanntgab, sieht der Verband nach einer eingehenden Bewertung der Lage sowie der Sichtung durch Fachanwälte folgende Sachlage: Das resultierende Rechtsgutachten kommt zu dem Ergebnis, dass Unternehmen grundsätzlich im Infektionsschutzgesetz begründete Entschädigungsansprüche gegenüber dem Staat geltend machen können, wenn der Betrieb auf Anweisung der Behörden geschlossen wurde.

Für Gesundheitsämter, Ordnungsämter, Parlamente und Ministerien ist dieses Szenario freilich ein Horror, hat man doch bislang alle Allgemeinverfügungen strikt so gehalten, dass sie die Behörden absichern. Dennoch bitten der DeHoGa, zunächst von Einzel- oder gar Sammelklagen abzusehen, um abzuwarten, wie die Lage sich in den kommenden Tagen entwickelt. Erst Anfang Juni laufe die Frist für die Stellung entsprechender Entschädigungsanträge ab. MIXOLOGY hat den DeHoGa für ein detailliertes Interview zum Thema kontaktiert, eine Antwort steht noch aus.

Tales Of The Cocktail findet nicht statt

Eigentlich ist es ja nur eine Formsache: Auch die Tales Of The Cocktail, das weltweit wichtigste und größte Bartender-Festival des Jahres, findet 2020 nicht bzw. nicht in der gewohnten Form statt. Jedes Jahr kommen bei den „Tales“ Mitte Juli schätzungsweise über 20.000 Bartender und sonstige Szeneangehörige in New Orleans zusammen.

Aufgrund der allgemeinen Corona-Situation der USA, aber auch, weil speziell New Orleans recht stark betroffen ist, spricht Tales-Chefin Caroline Rosen nun in einem offenen Brief davon, es müsse „gar nicht explizit gesagt werden, dass Tales Of The Cocktail in diesem Jahr nicht wie gewohnt veranstaltet werden kann“. Angekündigt werden jetzt einerseits Ausweichformate in digitaler Form. Andererseits ist die Leitung des Events nicht unbedingt dafür bekannt, besonders sensibel oder rücksichtsvoll zu sein. Ob man nicht mit Biegen und Brechen versuchen wird, einen Nachholtermin durchzudrücken, bleibt also abzuwarten.

Credits

Foto: Vyntage Visuals / shutterstock.com

Comments (2)

  • Martin Sausmikat

    Hallo, leider kann ich unter dem Link zur Facebook Seite nichts finden, was mit einem Konzept für die Gastronomie zu tun hätte. Habe ich da was falsch verstanden? Da dies mein erster Besuch auf facebook war und ich hierfür extra einen Account angelegt habe, war ich vielleicht auch einfach zu unbedarft.

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