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Inventur

Inventur am 9. August 2020 – Hilfskampagne für Beiruter Bar Electric Bing Sutt & Ryan Chetiyawardana schließt das Cub

Am Dienstag Abend wurde Beirut von einer heftigen Explosion erschüttert. 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat, das offenbar über Jahre ohne die notwendige Sicherheitsvorkehrungen in einer Halle am Hafen deponiert gewesen war, explodierte und riss die libanesische Stadt in eine Katastrophe. Die Auswirkungen waren verheerend, Berichte sprechen von 300.000 Obdachlosen, darunter etwa 80.000 Kinder.
In Beirut angesiedelt war auch die Bar Electric Bing Sutt, im letzten Jahr noch auf Platz 46 der World’s 50 Best Bars gelistet. Sie wurde durch die Explosion komplett zerstört. Die internationale Bar-Community hat nun mit einem Crowdfunding-Projekt reagiert, um die Bar von Jad Ballout in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Und damit natürlich auch einen kleinen Teil dazu beitragen, Beirut insgesamt zu helfen. Der Link zur Spendenseite findet sich hier.

Verschwindet das hochwertige Casual-Dining?

Die australische Stadt Melbourne befindet sich bereits in der Phase, vor der sich hierzulande alle fürchten: einem zweiten Lockdown. Zwischen Wiedereröffnung und zweitem Lockdown am 8. Juli lagen nur ein paar Wochen.- Diese hat die Autorin Besha Rodell für ein paar Beobachtugen für die New York Times in der stark gastronomisch orienierten Stadt genützt. So stellt sie fest, dass manche Restaurants ihr hochwertiges, aber preislich zugängliches Angebot zu Gunsten von hochpreisigen Dinners im Tasting-Ambiente gewichen sind. Und sie fragt sich: Mag eine der Auswirkungen von Corona sein, dass die gastronomische Mittelklasse wegbrich? Und der Begriff des „Essen gehens“, sprich der anspruchsvollen Essenserfahrung, nach der Pandemie wieder dem sehr wohlhabenden Klientel vorbehalten sein wird? Darüber hinaus lernen wir bei ihrem Besuch im Lee Ho Fook Restaurant noch ein weiteres Detail: Melbourne hat eine AC/DC Lane!

Ein Feiertag für den Austro-Whisky

Von Australia nach Austria: Auch wenn es wenig zu feiern gibt für die Bar-Szene, hat sich dort ein neuer Feiertag etabliert. Ab diesem Jahr wird jährlich am zweiten Samstag im August der Tag des Österreichischen Whiskys begangen. Ins Leben gerufen hat ihn die seit acht Jahren aktive AWA (Austrian Whisky Association). Das Datum ist nicht willkürlich gewählt. Bei der Vereinigung der Austro-Whisky-Produzenten hat man sich für den Beginn der Getreideernte entschieden.

„Wir wollen zeigen, dass die heimische Qualität den internationalen Standards um nichts nach steht und auch den Vergleich nicht scheuen muss“, so Jasmin Haider-Stadler. Die AWA-Vorsitzende will mit den individuellen Aktionen der Mitgliedsbetriebe eine Bühne „für den heimischen Whisky schaffen, um sich mit all seinen Facetten zu präsentieren“. Und nach dem gestern begangenen ersten Feiertag rauchen nicht nur die Brennblasen, sondern auch die Köpfe der 12 Brenner – wie man 2021 den Tag des Österreichischen Whiskys feiern wird.

Was passiert mit City Bars?

Einwohner von Städten blicken zumeist mit einer Mischung aus Argwohn und Abscheu auf die Büroblöcke, die im Inneren ihrer Städte entstehen; und die durch Corona-Lockdown, steigendem Home-Office und gleichzeitiger Urlaubszeit aktuellen ausgestorbenen Stadtstrichen gleichen. Es ist aber genau diese Klientel, die für Bars im Stadtkern überlebensnotwendig ist; das Institut The IWSR wirft daher einen Blick darauf, wie diese sogenannten „City Bars“ mit den Corona-Auswirkungen umgehen. Immerhin leben diese Bars vom After-Work-Aperitif, vom Business Lunch oder den schnellen Drink unter Kollegen –­ ­ob nun kleine spanische Bar oder Izakaya in Japan.

Viele Unternehmen werden jedoch mit den neuen Gepflogenheiten des Home Office weitermachen, viele werden ihre Mitarbeiter erst 2021 wieder zurück beordern – und manche gar nicht, denn wie Jos Staley, CEO von Barclays, zitiert wird: „Die Auffassung, 7.000 Leute in ein Gebäude zu pferchen, könnte der Vergangenheit angehören.“ Humphrey Serjeantson, Research Director vom IWSR für Westeuropa, stellt fest: „Ich erwarte, dass sich das Trinken in Stadtzentren graduell erholen wird. Ohne Zweifel werden sich Bars verändern. Viele mögen auch gar nicht mehr aufsperren können nach Covid-19, aber mittelfristig werden andere ihren Platz einnehmen, vor allem, wenn es Maßnahmen gibt, die die lokale Wirtschaft fördern und sie vor einer ökonomischen Niedergang schützen.”

Ryan Chetiyawardana schließt das Cub

Es ist ein weiteres, prominentes Opfer, dass dem britischen Corona-Lockdown zum Opfer fällt: Das Cub von Ryan Chetiyawardana alias Mr. Lyan, das im September 2017 an dem Ort seiner ersten, gefeierten Bar, dem White Lyan, entstanden war, wird nicht mehr öffnen. Cub war ein Cocktail-Restaurant, dessen Fokus auf dem von Chetiyawardana forcierten Prinzips der Nachhaltigkeit basierte und demonstrieren sollte, dass luxuriöser, anspruchsvoller Konsum und Zero Waste sich nicht ausschließen. In einem Instagram-Post hat Chetiyawardana nun verkündet, dass er das Cub nicht wieder öffnen könne und werde. „Although it won’t reopen as a permanent space, we certainly will continue its legacy as that still stands strong, and something we hope to bring back in the future”, schreibt er dazu. Und gerade bei einem umtriebigen Barbetreiber und Konzeptionalist wie Chetiyawardana, dessen Metamorphosen schwierig im Überblick zu behalten sind, ist davon auszugehen, dass er in Zukunft mit etwas Neuem von sich reden machen wird.

Credits

Foto: Everett Collection / shutterstock.com

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