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FÜNF! Eindrücke aus Angers

Vor wenigen Tagen fand in den Hallen von Cointreau das Finale des Cointreau Championship 2016 statt. Bei der Gelegenheit wurden nicht nur Gewinner gekürt. Nein, wir konnten auch allerhand Wissenswertes aus der Branche und über die Branche in Erfahrung bringen.

Die großen französischen Getränkegeschichten kommen nicht aus den Metropolen. Sie entstammen allesamt der Provinz. Berühmte ländliche Regionen wie die Champagne oder Cognac sind für den Ruf Frankreichs als Hersteller exquisiter Tropfen verantwortlich. Aber auch kleinere Perlen wie das 150.000 Einwohner fassende Angers, Heimat der Likörhäuser Cointreau und Giffard, exportiert seine Genüsse in alle Welt. Vergangenen Dienstag würden dort die Sieger des Cointreau Championships gekürt. Und nicht nur das. Eine Reihe von Experten gab Einblick in ihre Branchenerfahrungen.

1) COINTREAU CHAMPIONSHIP 2016

Bereits zum fünften Mal fand der bekannte Cointreau Championship in diesem Jahr statt. Ins Leben gerufen von Diversa, dem gemeinsamen Vertriebsunternehmen von Underberg und Remy-Cointreau, verschrieb sich der Wettbewerb von Anfang der Förderung des Bar-Nachwuchses. Zwölf Finalisten wurden aus allen Einreichungen, gefragt war eine Fizz-Interpretation, nach Angers eingeladen. Teilnehmen durften im Sinne der Competition, den Nachwuchs zu fördern, Bartender zwischen 18 und 28 Jahren oder mit höchstens drei Jahren Arbeitserfahrung.

Unter den kritischen Augen einer professionellen Bartender-Jury, unterstützt von Fachjournalisten und Firmenrepräsentant Alfred Cointreau, galt es vor Ort die eigene Cocktail-Idee bestmöglich zu präsentieren. Sechs Bartender wurden anschließend in eine zweite Runde geladen. Dort mussten sie sich unter Druck beweisen. Es galt, innerhalb von 15 Minuten einen völlig neuen Cocktail auf der Basis einer neuen Cointreau-Variante zu erstellen.

Hierbei hatte André Zauner von der Bar des Mandarin Oriental in München die Nerven am besten im Griff und konnte sich mit dem Sieg einen Scheck in Höhe von € 1.000 sichern. Der zweite Platz mit einer Siegprämie von € 750 ging an Marc Hermann. Als dritter wiederum konnte sich Emir Sombecki von der Berliner Monkey Bar über einen Gewinn von € 500 freuen. Der Hauptgewinn der Reise dürfte jedoch für allle Finalisten der Besuch in Angers und der Austausch mit erfahrenen Barexperten gewesen sein. Und das führt uns zum nächsten Punkt unserer heutigen FÜNF!.

2) TRINKOASE IM NIRGENDWO

So schön das Reisen durch das ländliche Frankreich auch immer ist. Sobald der Zeiger der Uhr sich dort Mitternacht nähert, bekommt die durstige Barfly panikartige Schweißausbrüche. Wohin jetzt noch gehen? Selbst in Cognac und in der Champagne werden die flüssigen Gehsteige frühzeitig hochgeklappt. Man kann froh sein um jede Hotelbar, die einem ein paar lauwarme Lager und einen müden Longdrink hinzustellen bereit ist.

Entsprechend werden in Angers dem Besucher normalerweise auch eine Reihe Pubs empfohlen, wo man mit Glück ein Gin & Tonic serviert bekommt. Dem Adlerauge von Dirk Güldner, Barmann des Le Lion in Hamburg, ist es zu verdanken, dass man in dem Städtchen von Cointreau und Co. nun doch eine Anlaufstelle für Kaltgemixtes gefunden hat. Le Baroque heißt die Bar, deren Inneneinrichtung den Charme einer Eisdiele versprüht.

Hinter dem Tresen steht aber nahezu alles, was das moderne Bartenderherz begehrt und Barmann Alex arbeitet geduldig auch ausgefallene Sazerac- und Old-Fashioned-Bestellungen ab. Vom Fass gibt es dort außerdem La Chouffe und cremiges Brooklyn Lager. Wer demnächst also Richtung Bretagne unterwegs sein sollte – Zwischenstop lohnt sich! Le Baroque, merken, hingehen!

3) SAG MIR WIE DU RIECHST

„Jede Duft, jede Zutat hat eine eigene Wirkung.“ Wenn Arnd Heissen, Gewinner mehrerer MIXOLOGY BAR AWARDS und der kluge Kopf hinter den Bars Curtain Club und Fragrances im Berliner Ritz-Carlton, über seine mixologischen Erkenntnisse spricht, hat er die Aufmerksamkeit der Bartender gewiss. So auch beim Cointreau Championship in Anger. Viele seiner Erkenntnisse bezieht er aus der Lehre der Aromatherapie.

Beim Gang durch eine Parfümerie könne man, so Heißen, auch feststellen, wonach den Menschen derzeit ist: Rosmarin, Patschuli, Weihrauch, Johannisbeere, Orange und Mandarine. Dies seien derzeit stark nachgefragte Trendaromen. Und dass die Bitterorange eine „ausgleichende, beruhigende Wirkung“ hat, dürfte auch Diversa Marketingdirektor Tim Nentwig in Bezug auf Cointreau gefallen haben. Denn demnächst wird noch mehr Orange aus Angers den deutschen Markt erreichen. Aber dazu später mehr.

Spannend war auch Arnd Heissens Analyse der Zutaten des Erfolgsdrinks Gin Basil Smash gemäß Aromatherapie. Basilikum wirke euphorisierend, Zitrone ausgleichend und Wacholder anregend. Ein freudig-grüner Wachmacher also. Die Teilnehmer des Cointreau Championships saugten den Input des erfahrenen Profis begierig auf. Man darf sicher sein, von Arnd Heißen in Zukunft noch mehr zu hören. Demnächst eröffnet er eine weitere Fragrances Bar in Asien.

4) FRAUENREGIMENT UND ERÖFFNUNGSEHRLICHKEIT

Frauen bestimmen in einer gemischten Gruppe, welche Cocktailbar aufgesucht wird. Entsprechend sollten Bars darauf achten, dass ihre Getränkekarten nicht nur maskuline Drinks listen und auch von der Aufmachung her Frauen ansprechen. Beim rein männlichen Finalistenfeld in Angers wurde diese Botschaft von Bryk-Barchefin Cordula Langer aufmerksam registriert. Es bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft noch mehr Seminare zu diesem Thema geben wird.

Sich ehrlich machen und zugeben, was man nicht kann. Das war wiederum der Rat des zweifachen MIXOLOGY BAR AWARD-Gewinners Volker Seibert an alle Bartender, die überlegen, eine Bar zu eröffnen. Für jeden Schritt, bei dem er keine Erfahrungen hatte, habe er sich Berater an die Seite geholt. So zum Beispiel für die Gespräche mit dem Vermieter und für die Verhandlungen mit der Bank.

Den Business Plan, an dem er nächtelang gefeilt hatte, wischte der Mann von der Bank laut Seibert dagegen achtlos zur Seite. “Erzählen Sie mal!” hieß es stattdessen. Und nach einem guten Gespräch: “Bitte schicken Sie uns noch Ihre Presseerwähnungen. Die brauche ich für den Vorstand!” Dass der Bankvorstand danach keine Einwände mehr hatte, sieht man an einer heute florierenden Bar Seiberts.

5) COINTREAU GOES COGNAC

Es ist der heutigen Bar-Generation kaum bekannt, dass die Firma Cointreau bis in die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts, ähnlich wie viele andere französische Likörhersteller, eine ganze Armada an unterschiedlichen Produkten im Portfolio hatte. Von Cointreau Anisette über Cointreau Cursky Kümmel bis hin zu einem Cointreau Old Cricket Gin reichte die Palette. Natürlich wurden alle Produkte in der ikonischen, rechteckigen Flasche verkauft.

Irgendwann entschied man, sich auf das erfolgreichste Produkt zu konzentrieren: Cointreau Triple Sec. Aus dieser Kernmarke heraus wurden im Lauf des letzten Jahrzehnts nur vorsichtig neue Varianten entwickelt. Cointreau Citrus, eine zitronenlastigere Variante mit nahezu transparenter Flasche, wurde auf dem französischen Markt getestet, mittlerweile aber wieder eingestellt. Dafür gibt es neuerdings neben dem Urgeschmack Triple Sec auch eine Blutorangen-Variante und den mit Cognac hergestellten Cointreau Noir. Als Ausgangsbasis für die Entwicklung des letzteren diente die Rezeptur des früher produzierten Cointreau Majestic.

Für Cointreau Noir wird Cointreau Triple Sec im Verhältnis 70:30 mit Remy Martin Cognac verschnitten, ähnlich wie dies bei einer anderen französischen Traditionsmarke, DOM Benedictine, für den sogenannten DOM B&B mit Weinbrand geschieht. Cointreau Noir, dessen kräftige Geschmacksnoten von den Finalisten des Cointreau Championship anerkennend kommentiert wurden, wird den deutschen Markt im April 2016 erreichen.

Credits

Foto: Alle Fotos via Cointreau

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