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Zu Besuch bei Tequila Corralejo in Mexiko

Respekt für die Agave: Zu Besuch bei Tequila Corralejo

Corralejo war die erste Tequila-Destillerie im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato, produziert wird ohne Pestizide oder künstlichen Dünger. Wir haben uns auf der Hacienda Corralejo in die Geschichte und den Entstehungsprozess des Tequilas mit den markanten Flaschen einführen lassen.

Wie kleine Kometen regnen die glühenden Glastropfen aus dem großen Schmelztiegel im zweiten Stock der Halle in die Fertigungsstraße. Innerhalb von Sekunden werden sie in Flaschenform geblasen und, immer noch glühend, von Maschinenarmen auf das Fließband geschoben. So wird Platz geschaffen für den nächsten Kometenschauer aus dem brodelnden Schmelztiegel.

„Wenn unsere Kontrollleuchte auf Grün steht, ist alles in Ordnung, dann produzieren wir pro Tag etwa einhunderttausend Flaschen. Wenn sie auf Orange umschaltet, haben wir mehr Verlust bei der Produktion, als beabsichtigt. Und wenn sie rot leuchtet, dann haben wir ein Problem“, erklärt grinsend einer der Vorarbeiter das System, bevor er weiterhuscht, vorbei an den Kontrollstationen voll weißem Neonlicht, an denen jede Flasche noch einmal von Hand kontrolliert wird. Irgendwo ins Hintere der Halle, hinein in das Toben der Fabrik.

Der Großteil der Flaschen wird vor Ort aus recyceltem Glas hergestellt
Der Großteil der Flaschen wird vor Ort aus recyceltem Glas hergestellt
Das markante Corralejo-Blau lässt sich hier bereits erahnen
Das markante Corralejo-Blau lässt sich hier bereits erahnen
Tequila Corralejo gibt es seit fast dreißig Jahren, die Hacienda schon länger
Tequila Corralejo gibt es seit fast dreißig Jahren, die Hacienda schon länger

Tequila Corralejo als Überzeugungsprodukt

Leonardo Rodriguez Moreno scheinen weder Geräusche noch die Hitze etwas auszumachen. Mit stolzem Grinsen schaut der grauhaarige Mexikaner, den hier alle Don Leonardo nennen, seinen Arbeiter:innen zu, wie sie die Arme um ein Bündel Flaschen schließen und vom Fließband zur Kontrolle rennen, um von dort mit einem Karton voll kontrollierter Ware zur nächsten Station zu hechten. Don Leonardo ist einer der beiden Besitzer von Tequila Corralejo, zusammen mit dem gebürtigen Schweizer Raffaele Berardi hat er die Marke 1996 gegründet.

Moreno selbst hatte schon ein paar Jahre Geschäftserfahrung mit Eichellikör in Spanien gesammelt. Berardi war, was das Alkoholgeschäft anging, ein Neuling. „Diese Fabrik hier gab es damals noch nicht“, erklärt Don Leonardo, während wir außerhalb der Halle stehen – zwischen riesigen Haufen bunter Glasscherben, die nach Farbe sortiert in der Sonne glänzen. Ein Großteil des Glases, das für die markanten Flaschen von Tequila Corralejo verwendet wird, ist recycelt. „Aber wir wollten die Produktion von Anfang bis Ende auf so kleinem Raum wie möglich organisieren. Deswegen war es unser Plan, irgendwann auch unsere eigenen Flaschen zu produzieren.“

Seit fast dreißig Jahren gibt es Tequila Corralejo jetzt. Seit der Gründung der Marke hat sich der Tequila nicht nur Marktanteile, sondern auch internationale Anerkennung sichern können. Für Don Leonardo ist das kein Zufall. Er habe von Anfang an an den Erfolg des Tequilas geglaubt. „Wenn man sich voll und ganz einer Sache verschreibt, dann kann man nur Erfolg haben!“ gibt sich der groß gewachsene Mexikaner mit den stechend blauen Augen überzeugt.

Dabei geholfen hat sicher auch die Überzeugung, dass im Fokus der Strategie immer das Produkt stehen müsse. Das heißt: So gut wie nur möglich, so industriell wie gerade nötig. Auch wenn bei Corralejo schon seit langen keine pferdebetriebenen Mahlsteine mehr zum Einsatz kommen, so ist die Produktion noch teilweise traditionell. In Steinöfen werden die Agavenherzen oder Piñas, fast alle aus eigener Anzucht, ganze 27 Stunden gekocht, bevor ihr Saft vergoren wird und zur finalen Destillation in Kupfer-Pot-Stills wandert.

Leonardo Rodriguez Moreno alias „Don Leonardo“ ist einer der beiden Gründer von Tequila Corralejo
Leonardo Rodriguez Moreno alias „Don Leonardo“ ist einer der beiden Gründer von Tequila Corralejo
Schon vormittags brennt die mexikanische Sonne unbarmherzig auf die Böden Guanajuatos
Schon vormittags brennt die mexikanische Sonne unbarmherzig auf die trockenen Böden Guanajuatos
Bei der Agavenernte wird ein Stah unter den Stumpf der Agave getrieben, bevor sie mit lautem Krachen aus dem Boden gebrochen wird
Bei der Agavenernte wird ein Stahl unter den Stumpf der Agave getrieben, bevor sie aus dem Boden gebrochen wird

Auf der Hacienda Corralejo

„Es gibt Verfahren, die schneller gehen als unseres. Oder auch weniger Materialverschleiß haben als etwa die Kupfer-Destillen. Aber die ergeben ein Produkt, dass ich persönlich nicht mehr unbedingt Tequila nennen würde“, erklärt Don Leonardo. Gebrannt wird auf der Hacienda Corralejo, einem backsteinernen Gebäudekomplex aus dem 18 Jahrhundert. Für die optimale Gärung hat der Perfektionist zusammen mit der lokalen Universität sogar einen eigenen Hefestamm selektiert. So werden täglich circa 15.000 Liter produziert. Welcher Tequila aus dem Destillat wird, entscheidet sich erst nach dem doppelten Brennvorgang. Der Silberne, Joven genannt, wird nach einem kurzen Ruhen in Stahltanks direkt abgefüllt. Was den Export angeht, ist das die in Deutschland gefragteste Form des Tequila. Die anderen Qualitäten wandern noch einmal für mehrere Monate bis Jahre in Holzfässer aus französischer Limousin-Eiche und werden zu Reposado oder Añejo.

Die Fässer lagern ebenfalls vor Ort, in einem Seitenflügel der Hacienda. In dem dunklen Gebäudeteil ist es angenehm kühl. Statt trockener Hitze liegt hier eine dichte Feuchte in der Luft, die gefüllt ist von holzigen Gäraromen, die aus den Fässern treten, die sich bis an die Decke stapeln. Aus manchen der Fässer tritt dunkler Holzsaft, der eine Vorahnung gibt, wie intensiv der aromatische Austausch vonstatten geht. Die größten dieser Fässer fassen bis zu 14.000 Liter. In ihnen lagert der Reposado, der seinen Weg später in die charakteristischen blauen Flaschen findet. Er soll nur ein wenig Holz aufsaugen, aber zugleich nicht viel von seinem Ausgangsgeschmack verlieren. Dass dieses Konzept funktioniert, zeigen die Verkäufe. Sowohl in Mexiko selbst als auch im Hauptexportmarkt für Tequila, den USA, ist der Reposado mit Abstand das beliebteste Produkt. Doch auch länger gereifte Tequilas erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit.

Mit der „Coa“, dem traditionellen Erntewerkzeug der Jimadores, werden die Blätter von der Piña getrennt
Mit der „Coa“, dem traditionellen Erntewerkzeug der Jimadores, werden die Blätter von der Piña getrennt
Täglich produziert Corralejo circa 15.000 Liter Tequila
Täglich produziert Corralejo circa 15.000 Liter Tequila
Bei Corralejo gilt: so gut wie nur möglich, so industriell wie gerade nötig
Bei Corralejo gilt: so gut wie nur möglich, so industriell wie gerade nötig

Tequila ist Mexiko

Dass Tequila Mexiko und Mexiko Tequila ist, das steht für Don Leonardo fest. Das ist jedoch kein Grund, es bei einer Spirituose zu belassen. Schon länger experimentieren er und sein Team mit neuen Ideen. Eine davon ist mexikanischer Rum. Unter dem Namen „El Ron Prohibido“ produziert Fraternity Spirits – das Dach, unter dem sowohl Corralejo als auch Prohibido vertrieben werden – drei verschiedene Rums aus mexikanischem Zuckerrohr. Inspiriert von alten Methoden, reift dieser in spanischen Süßweinfässern, bevor er nach dem Solera-Verfahren entweder mit 12 oder 15 Jahren abgefüllt wird.

Aber das Herz von Corralejo, so Don Leonardo, wird immer der Tequila bleiben. Denn wie er sagt: „Zuckerrohr und Trauben gibt es überall. Aber die Agave, die gibt es nur hier. Tequila – das ist Mexiko!“

An einem Ort wie diesen spürt man das ganz besonders.

Offenlegung: Die Reise erfolgte auf Einladung des Import- und Vertriebsunternehmens Sierra Madre.

Credits

Foto: Katharina Kovacs

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