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Die Verkostungsrunde im Oktober 2023

Zwischen Elefanten und Vulkanen: Die Mixology-Verkostungsrunde im Oktober 2023

In diesem Monat geht es in den Gläsern unseres Autors Marco Beier zumeist hochprozentig zu, definitiv aber hocharomatisch. Verkostet werden Elephant Gin African Explorer, Mezcal Ajal, Maker’s Mark Cellar Aged Bourbon, Ode Ruby Wood und Volcan XA.

Hinweis: Die Verkostung basiert ausschließlich auf redaktioneller Basis. Die Flaschen wurden MIXOLOGY für die Verkostung unentgeltlich zur Verfügung gestellt oder ungefragt zugesandt. Es erfolgt weder eine Einflussnahme auf die Bewertung, noch erfährt MIXOLOGY finanzielle Zuwendungen durch eine Veröffentlichung oder Verlinkung.

Für den African Explorer werden Buchu-Blätter, weißer Ingwer und die afrikanische Muskatnuss Mondora als spezielle Botanicals verwendet
Für den African Explorer werden Buchu-Blätter, weißer Ingwer und die afrikanische Muskatnuss Mondora als spezielle Botanicals verwendet

Elephant Gin African Explorer

Das zehnjährige Firmenjubiläum feiert Elephant Gin mit einer limitierten Sonderedition und bleibt dabei den eigenen Werten treu. Das Motto war ein klassischer Gin, perfekt für einen Gin Tonic bei Sonnenuntergang – und natürlich geht es auch bei Ya’a um die großen grauen Dickhäuter. Der Name der Sonderabfüllung ist das Wort für Elefant in der Sprache der in Kamerun heimischen Baka, und natürlich verwendet man afrikanische Botanicals, um der auf 5.000 Flaschen limitierten African Explorer Edition seine spezielle Note zu geben. Dazu werden u.a. Buchu-Blätter, weißer Ingwer und die afrikanische Muskatnuss Mondora als spezielle Botanicals aufgeführt.
Gehen wir zum Inhalt über: ein klar destillierter Gin, soweit keine Überraschung. In der Nase mit dominanter Zitrusnote, leichter Süße und fruchtigen Anklängen. Im ersten Moment denkt man an Johannisbeere. Auf der Zunge dann eine kleine Überraschung, das Fruchtige ist beinahe komplett verschwunden, eine leichte Ingwernote macht sich bemerkbar, die Zitrusnote ist großartig und wundervoll trocken. Wacholder kommt erst spät und sehr dezent, aber dennoch im Duktus eines klassischen Gins. Der Gin Tonic schmeckt außerordentlich, und auch dem Negroni verleiht der African Explorer eine schöne, frische Note. Wenn ich mir im nächsten Urlaub wieder Elefanten aus der Ferne anschaue, dann vielleicht mit einem Explorers Gin Tonic in der Hand.

Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt: 40% Vol.
UVP: € 45,-
Vertrieb: Elephant Gin

Mezcal Ajal

Allein optisch unterscheidet sich Mezcal Ajal klar von vielen anderen Mezcals. Der Grund mag sein, dass die Produktion von Ajal von sechs Frauen einer Familie geleitet wird; ein Statement, dass Mezcal-Produktion keine „Männerarbeit“ ist, zudem ermöglicht die Produktion die Chance auf ein eigenes Einkommen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Diese Punkte sollen auch durch das Design der Flaschen hervorgehoben werden: Der Diamant symbolisiert die sechs beteiligten Herstellerinnen, während der Flaschenhintergrund an ein klassisches mexikanisches Kleidungsstück, das Serape, angelehnt ist.

So viel zur Theorie, nun ins Glas: Schon in der Nase bemerkt man, dass man keinen typischen Mezcal im Glas hat. Statt der gängigen Espadin Agave wird hier die wild wachsende Sorte Cenizo verwendet. Deutliche und markante Zitrusnoten von Grapefruit paaren sich mit Grillaromen und würzigen Eindrücken. Die typisch rauchige Note ist eher sehr zurückhaltend. Gibt man dem Destillat ein paar Minuten im Glas, wird es sehr weich und offen. Im Geschmack setzt sich der Eindruck dann fort. Eher dezent rauchig, aber mit viel Würze und gehörig Kraft, die aromatisch ist und nicht vom Alkohol kommt. Beinahe schon grasig im Abgang. Wirklich ungewöhnlich und sehr überzeugend. Und auch wenn der Mezcal Sour hervorragend mundet, würde ich hier doch zum puren Genuss tendieren. Vielleicht mit einem frischen Bier dazu.
Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt: 40,5% Vol.
UVP: € 36,90
Vertrieb: Ajal

Hinter Mezcal Ajal stecken sechs weibliche Produzentinnen, die die wild wachsende Agaven-Sorte Cenizo verarbeiten
Hinter Mezcal Ajal stecken sechs weibliche Produzentinnen, die die wild wachsende Agaven-Sorte Cenizo verarbeiten
Der Cellar Agend ist ein Blend aus 11- und 12-jährigem Bourbon und die älteste Abfüllung von Maker's Mark
Der Cellar Agend ist ein Blend aus 11- und 12-jährigem Bourbon und die älteste Abfüllung von Maker's Mark

Maker’s Mark Cellar Aged

Keller haben für mich eine spezielle Definition, seitdem ich im letzten Sommer ein Ferienhaus mit einem originalen etruskischen Keller bewohnen durfte. Es ist etwas komplett anderes als eine mittels Dynamits in einen Felsen gesprengte Höhle. Aber in eben einer solchen Höhle lagert die neueste Abfüllung von Maker’s Mark. Im Gegensatz zum klassischen Bourbon des Hauses werden die Fässer während der Lagerung dabei keinerlei Temperaturschwankungen ausgesetzt. Dies bedeutet weniger Bewegung und damit weniger Extraktion aus dem Holz, ergo kann länger gelagert werden. Im Vergleich zu rund sechs Jahren herkömmlicher Lagerung, haben wir beim Cellar Aged einen Mix aus 11 (13 Prozent Anteil) und 12 Jahre (87 Prozent Anteil) gelagertem Whisky. Um diese ungewöhnliche Abfüllung vorzustellen, reiste Destillerie-Erbe Rob Samuels eigens aus Kentucky nach München, um den Cellar Aged einem ausgewählten Publikum zu präsenteiren. Und so schön es war, eine Menge Insider-Details über eine schon immer von derselben Familie geführten Destillerie zu erfahren, am Ende zählt, was in der Flasche ist – und das wurde unabhängig noch einmal im privaten Kämmerlein verkostet.

Ersteindruck: ein etwas anderes Flaschen-Design, das typische Wachs-Siegel und von Hand geklebte Etiketten. Der Inhalt schimmert Rotgold im Glas, die Nase ist sehr kräftig, mit einer sehr leichten, fassstärkentypischen Klebstoffnote und viel Holz. Sehr kräftig. Am Gaumen dann sehr trocken, vollmundig und extrem unterschiedlich zum klassischen Maker’s Mark. Die Fassstärke schlägt voll ein, macht aber sehr viel Spaß. Man darf dem Cellar Aged ruhig ein paar Momente geben, um Luft zu holen und sich zu entfalten. Dann gibt es neben einer schönen Vanillenote eine Menge getrockneter Früchte und Karamell mit leichter Gewürznote. Sipping-Bourbon aus dem Bilderbuch, ein ausgesprochen guter (und sehr teurer) Whiskey Sour – und es wird nicht lang dauern, bis ich einen Cellar Aged Revolver probiere.

Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 57,85% Vol.
UVP: ca. € 140,-
Vertrieb: Beam Suntory

ODE Ruby Wood

Ode hatten wir an dieser Stelle schon einmal: Im Juni 2022 war es ein leichter frischer Sommeraperitif. Der Zweitling aus dem Hause ist wieder ein Wein-Aperitif auf Riesling-Basis, wieder in der Flasche mit der lackierten Holzkugel, die mich immer noch abholt – diesmal jedoch in Rot. Statt sommerlich ist es diesmal ein „rötlich-holziger“ Aperitif, natürlich auch für den vermixten Einsatz. Der Riesling wurde aufgespritet und mit Hibiskus, Vanille und Sandelholz versetzt. In der Kombination ist die golden-rote Farbe wenig verwunderlich. Das Fruchtige und die Vanille sind neben glasklaren Rieslingnoten auch in der Nase sofort präsent. Eine sehr dezente Süße samt prägnanter Fruchtnoten entwickeln sich sehr langsam und machen Lust auf mehr. Am Gaumen dann eher eine große Überraschung. Die Bitterkeit kommt hervorragend durch und wird durch die geringe Süße nur minimal abgefedert. Sehr weinig, sehr trocken, ganz dezente Fruchtnoten, und hin und wieder blitzt die Vanille durch.

Ich weiß nur noch nicht genau, wo Ode da mit mir hinmöchte. Für einen Bitterlikör funktioniert es nicht so richtig, und um einen Wermut zu ersetzen, fehlt ein wenig die Süße. Aber vielleicht muss es auch nichts von beidem sein. Es bringt auf jeden Fall eine Menge Aroma und Komplexität mit und schmeckt in der ersten Idee mit Soda hervorragend. Beim zweiten Schluck dann die Idee, den Ruby Wood zu gleichen Teilen mit einem Old Tom Gin zu mixen, wie man es mit einem französischen Quinquina machen würde. Für den persönlichen Geschmack noch ein Tropfen Läuterzucker mit verrührt und eiskalt serviert. In einer Coupette. Ohne Eis!
Flaschengröße 500ml
Alkoholgehalt 18,5%
UVP: ca. € 32,50
Vertrieb: Ode

Der ODE Ruby Wood ist das gelungene Nachfolgeprodukt des jungen Berliner Start-ups
Der ODE Ruby Wood ist das gelungene Nachfolgeprodukt des jungen Berliner Start-ups
Der Volcan XA ist ein Blend aus Reposado, Añejo und Extra Añejo
Der Volcan XA ist ein Blend aus Reposado, Añejo und Extra Añejo

Volcan XA

Die zweite Runde Agave für diesen Monat. Allerdings mit komplett anderer Ausrichtung. Im Vertrieb von LVMH befindet sich bereits seit einiger Zeit der mexikanische Tequila Volcan, der schon den Weg in das ein oder andere Backboard gefunden hat. Nun ist man aber bei LVMH auf Luxusartikel spezialisiert, und in diesem Segment spielt nun die neue Abfüllung Volcan XA. Das Kürzel XA steht für Extra Aged, also einer nicht offiziellen Kategorisierung. Es handelt sich dabei um einen Blend aus Reposado, Añejo und Extra Añejo. Wenn man das Kriterium des jüngsten Inhalts ansetzt, handelt es sich also technisch um einen Reposado Tequila. Allerdings spricht der Inhalt eine andere Sprache. Das „Blenden“ verschieden alter Tequilas passiert in Anlehnung an die Tradition des Cognacs. Hier ist das Ziel, besonders feine Aromen herauszukitzeln und sehr spezielle Cuvees zu kreieren.
Ob Tequila das auch kann? Kurzer Disclaimer vorweg: Die illuminierte Flasche klammere ich bewusst aus. Hat ja mit dem Geschmack nichts zu tun. Hell und leuchtend gold-gelb schimmert der Tequila im Glas. In der Nase eine dezente Fruchtnote, die sich zwischen Agave und kräftigen Vanillenoten durchkämpft. Das Fass ist erkennbar, es schwingt eine schöne Würzigkeit mit. Recht untypisch für Tequila setzt sich der Geschmack fort: weiter sehr viel Vanille, weiche, angenehme Holznoten und wieder eine leichte Fruchtnote von Orangenschalen und Holunderblüte. Insgesamt sehr cremig, weich und hervorragend im Geschmack. Fast wie ein sehr guter Cognac. Allerdings auch in der gleichen Preisrange. Der kurzerhand gerührte Old Fashioned fühlt sich daher auch irgendwie falsch an, schmeckt aber hervorragend!
Flaschengröße: 700ml
Alkoholgehalt 40%
UVP: ca. € 199 ,-
Vertrieb: LVMH

Credits

Foto: Marco Beier

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