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The Birdyard Wien Eatery & Bar

The Birdyard: Farbenfroh in die Wiener Nacht

Knallbunte Schwäne und Paradiesvögel fliegen über die Wände. Mit David Kranabitl am Brett schillern auch die Cocktails im „The Birdyard“ mächtig in die Nacht. Die Bar der Mama Liu & Sons-Betreiber ist als Kombination aus Farben, Geschmack und alternativen Säurequellen das Wiener Takka-Tukka-Land des Trinkens.

Das „Birdyard“ ist ebenso wenig ein Fall für den Vogelschutz-Beauftragten, wie das „Mama Liu and sons“ einen „Chinesen an der Ecke“ darstellt. Hier in der Gumpendorfer Straße begann das Experiment Feng und Young Lius, zu einer zeitgenössischen Asia-Küche (Tiefkühl-Gyoza-freie Zone) auch Cocktails anzubieten. Der fernöstliche Aromen-Einschlag lag nahe, der „Modern Silk Road“ erzählt aktuell von diesen Anfangszeiten an der „Gumpe“. Mit dem 2017 eröffneten „The Birdyard“ dehnte dieses Konzept zur vereinfachten technischen Machbarkeit aus. Denn statt einer Kombüsen-engen Mix-Station, an der auch die Tees und Softdrinks bereitet werden musste, hat man im 8. Bezirk eine Bar, die ein ebenso ansprechendes wie ergonomisches Maßmöbel darstellt.

Reduziert hat man – Ironie des Geschäftsgangs im Studentenviertel an der Alser Straße – hingegen das Restaurant-Angebot. Das anfangs angebotene Mittagessen war nach kurzer Zeit Geschichte. Neben Bäcker-Cafés ein ambitioniertes Sharing-Konzept (Hühnerhaut, Stunden-Ei und Oktopus auf Kakaocreme) zu führen, bleibt nun den Abendstunden vorbehalten. Kleiner Exkurs: Selbst von dem abgeänderten Essens-Konzept profitiert Wiens Bar-Szene. Max Hauf, einer der beiden Köche der „Eatery“, macht nun weiter in einer anderen Bar, nämlich dem neu eröffneten „Moby Dick“ von Sammy Walfisch.

The Birdyard Wien Eatery & Bar

»Es geht darum, dass wir alle frei wie Vögel sind«

The Birdyard: Paranoia unter Paradiesvögeln

Doch genug vom Essen, schließlich finden immer mehr Gäste gleich den Weg in den Untergrund. Der flüssige Aktivposten des Birdyard befindet sich im Untergeschoß des ehemaligen französischen Cabarets, das die Jungs aus der Gumpendorfer Straße übernommen haben: Die einstige Chanson- und Burlesque-Bühne (Zeitzeugen erinnern sich!) beherrscht dramaturgisch bis heute den Raum, nun eben als Bar. Zu Instagram-Ehren hat es vor allem die Wanddekoration gebracht. Paradiesvögel wie im Takka-Tukka-Land erwartet man nach dem nüchternen Speisezimmer, das man durchquert, um zu David Kranabitls Wirkungsstätte zu kommen, nicht. 

Die tropische Großzügigkeit und die Bar sind die Glanzpunkte des von Tzou Lubroth Architekten (mit Miranda und If dogs run free… selbst Barbetreiber) gestalteten recht dunklen Raums. Die breiten glatten Lederbänke hingegen verschwinden bewusst im Dunkeln. Ganz hinten hat man sogar einen besonders kuscheligen Tinder-Treffpunkt eingerichtet. Natürlich heißt die gerne gebuchte schummrige Ecke nicht offiziell so, aber sie passt zum legeren Konzept, den schon der Name „The Birdyard“ signalisieren soll: „Es geht darum, dass wir alle frei wie Vögel sind“, wie es die Betreiber-Brüder erklären. Entsprechend haben auch einige der 12 Signature Drinks der Vogel-Tränke ursprünglich ornithologische Namen erhalten – „Ortolan“ und „Early Bird“! Mittlerweile ist es der „Blackbird“, der sein mit Vodka, Zitronenverbene und Lakritze geöltes Gefieder an der Bar spreizt.

The Birdyard Wien Eatery & Bar
The Birdyard Wien Eatery & Bar

The Birdyard

Lange Gasse 74
1080 Wien

Dienstag bis Samstag, 18 bis 2 Uhr (Küche bis 23 Uhr)

Fifty Shades of Säurequellen

Doch um die architektonische Checkliste der Hingucker erst einmal fertig abzuhaken: Paranoiker sollten im Birdyard nie auf die Toilette müssen. Die hier verfugte Abfolge von Marmorstreifen und vertikalem Spiegelglas erlaubt es seinen eigenen Schatten zu jagen, als wäre man Orson Welles in „Die Lady von Shanghai“. Für alle anderen ist es ein edler Hingucker, denn die Adern des Steins wurden trotz der Glasintervalle weitergeführt. Apropos China: Die einzige Reminiszenz an den Edel-Asiaten Mama Liu, in dem Feng Liu selbst an der Bar stand, sind hier unten die großartigen Erdnüsse der Frau Mutter, die man als Barsnack reicht.

Man könnte allenfalls auch noch die Yuzu zu den asiatischen Inspirationen rechnen, die in den Shaker kommen. Denn das Spiel mit der Säure darf man als Leitthema bislang alle Cocktailkarten im Vogel-Paradies ansehen. „Wir haben nur wenige Drinks mit Limetten- oder Zitronensaft auf der Karte“, gibt Feng Liu die alternative Linie vor. Dafür kommen Sauermilch, Grapefruit, Cranberry oder eben Yuzu zum Einsatz. Im „Cipango“ (12 Euro) tanzt man dann mit Bergamotte gemeinsam um den Sipsmith Gin. Auch so einer mit Vogel-Logo.

Die Rolle als Frontmann am Tresen hat Liu hier David Kranabitl überlassen, der bisher in Kan Zuos Wiener Trink-Wunderwelt The Sign Bar werkte. Die erstaunliche Rucola-Chili-Himbeer-Mischung „San Andres“ (12 Euro), ein Wettbewerb-Drink seines Chefs, serviert in einer adaptierten Form mit Timut-Pfeffer heute auch Kranabitl perfekt.

The Birdyard Wien Eatery & Bar

Verspieltes Wien: Die Tränen vom Eismann

Die Rolle als Frontmann am Tresen hat Liu hier David Kranabitl überlassen, der gewagte Aromen-Kombinationen in Kan Zuos Trink-Wunderwelt „The Sign Bar“ erlernte. Hopfenhonig, Karotte und Schwarzen Pfeffer (im „Rabbit in the Hat“) muss man erst einmal unter einen – richtig! – Hut bekommen. Findet sich neben dem hausgemachten Stout-Sirup, Aquavit und einem gerüttelt‘ Maß Chivas 18 years auch eine Eis-Träne wie aus dem Juwelier-Schaufenster im Glas, dann hat der Stuttgarter Dominik Möller, intern ohnehin nur mehr „Der Eismann“ genannt, seine Finger im Spiel. Seit ihm Yong Liu eine kleine Kettensäge für das Eis-Schnitzen besorgt hat, gibt es für ihn kein Halten mehr. 

Dazwischen serviert er seinen Lieblingsdrink, den rauchigen „Flor de humo“, eine Inspiration aus der Prager Bar „L’Fleur“, die Wiens Mezcal-Aficionados so lieben, dass er seit der Eröffnung 2017 auf der Karte verblieb. Agaven-Freunde (und „Narcos“-Binge Watcher) werden aber auch mit dem Tequila-Verwandten eines „Blood and Sand“ ihre Freude haben, der hier „Plata o Plomo“ heißt und den Cherry Heering mit Rosa Pfeffer aufpeppt. A propos Pep: Auffällig ist das gute und humorvolle Zusammenspiel der drei Barmänner, die ebenso beständig seit den ersten Tagen am Tresen stehen. Gemeinsam feilt man auch an den nächsten Karten oder besucht Fortbildungen im In- und Ausland. 

Die Reputation, die sich Feng und Co. so erarbeitet haben, zeigt sich auch in den Bartendern, die gerne auf eine Gastschicht (in Wien immer noch eher selten) vorbeikommen. Paulo Gomes und Emanuel Minez aus dem „Red Frog“ in Lissabon waren schon hier, „im Oktober wird die „Himkok“-Crew aus Oslo gastieren, im Jänner die angesagte „Old Man“ aus Hongkong. Dann wartet auf die Gäste aus China auch der „Kung Fu Pandan“. Schließlich mag man im Vogel-Haus auch Pandas gerne.

Credits

Foto: ©The Birdyard

Link: http://www.thebirdyard.at/

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