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Die besten Bars in Paris

Paris mon Cocktail Amour! Sechs Bar-Empfehlungen für die französische Hauptstadt

IIn der französischen Hauptstadt hat man immer schon gut getrunken. Wir präsentieren die sechs besten Bars in Paris, die fernab von französischen Klischees die lokale Bar- und Cocktailkultur prägen und vorwärts treiben. Entrez!

Dass sich in Paris hervorragend einkehren lässt, mag sich inzwischen herumgesprochen haben. Das enthebt eine Stadt jedoch nicht einer regelmäßigen Bestandsaufnahme. Was sich zwischen Montmartre im Norden und Montsouris im Süden, Auteuil im Westen und Gambetta im Osten am Tresen tut, steht unter weltweiter Beobachtung und besitzt seismographische Kraft. Nicht umsonst wurde der Sidecar hier erfunden. Besonders très chic trinken lässt es sich dieser Tage in einigen Etablissements, Evergreens und zuverlässigen Erlösungen für Menschen mit Paris-Syndrom: – der vor allem Touristen betreffenden psychischen Störung, wenn Erwartungshaltung und Erfahrung der Stadt nicht zueinanderpassen. Folgende Orte schaffen Abhilfe.

Die sechs besten Bars in Paris

Experimental Cocktail Club

37 Rue Saint Sauveur
75002 Paris

Mo - Sa 19 - 2 Uhr, So 20 - 2 Uhr

Die Bar, die Paris revolutionierte. Dezentes Fachwerk, Chesterfield-Sessel und Klavier um den zentrierten Kronleuchter geben hier die Richtung vor. Eine klassische Bar par excellence – und die kann Paris auf diesem Niveau sehr gut gebrauchen. Es ist gut spürbar, dass die ursprüngliche Motivation im Jahr 2007 seitens der Experimental Group (in Person von Romée Goriainoff, Charles Cros und Olivier Bondie) gewesen ist, eine Pariser Bar zu gründen, die der Cocktailkultur Londons und New Yorks frönt, dabei sich aber dem französischen Gusto anzupassen vermag. Wenn das Interieur auch konzeptuell nach Klassik schreit, so zeigt sich am Drink die im Namen postulierte Freude am Experimentieren. Denn wer die Versuchsanstalt zwischen Verjus und Verbene betreten will, passiert da durchaus auch Eukalyptus und Tomatenlikör, Holunderessig und Petersilie – letztere etwa im Drink „Persil Pour Tout“. Ein DJ legt wochenends auf, getanzt wird nicht selten, und in der Kombination von Ohrensessel, Petersiliendrink und durchzappelter Nächte wird diese Bar im Pflasterstein-Viertel Montorgueil in der Tat zu einem echten Experiment. Geglückt, sollte man meinen.

Le Syndicat

51 Rue du Faubourg Sain-Denis
75010 Paris

Mo - So 18 - 2 Uhr

Die legendäre Pariser Hip Hop-Bar Le Syndicat ist seit 2014 fester gastronomischer Bestandteil des 10. Arrondissement, außerdem ist seit geraumer Zeit zuverlässig gelistet bei den „World’s 50 Best Bars“ und ein nicht wegzudenkendes Inventar der prägenden Bars von Paris. Dabei sind die beiden Co-Gründer Romain Le Mouëllic und Sullivan Doh mitnichten zufällig in diesen Status ihrer „Gewerkschafts-Bar“ geschlittert. Mit Slogans wie „Where Gangsta Spirits go Gangsta“ haben sie es geschafft, die französische Spirituose great again zu machen; Anhänger von Armagnac und Calvados, Chartreuse und Cognac finden hier ihre Meister am Mixer – oder auch pur. Im Speakeasy-Format ist die Bar auf die Welt gekommen, und das ist sie auch heute – wobei nun jeder französische Flaneur mit drinksperience weiß, was sich hinter diesen gelben Plüschvorhängen verbirgt: eine Decke, in der Trinkgeld steckt, ein Umschlagsort von einer Eigenmarke Hard Seltzer, und – noch mehr gelbe Vorhänge. Und eben Zeitgeist mit traditioneller Hommage. Wer wissen möchte, wie dieser Tage französisch getrunken wird, begebe sich in den 10. Arrondissement und sei sich sicher: Kaum ein französischer Bartender, zu dessen liebster Bars diese nicht gehört für einen Feierabend-Drink mit den Kolleginnen und Kollegen. Und das ist quasi der Michelin-Stern für eine Bar.

Combat

63 Rue de Belleville
75019 Paris

So & Mo 18 - 00 Uhr, Di - Sa 18 - 02 Uhr

Es muss doch etwas bedeuten, dass nach Jahren der Eröffnung (im Jahr 2017) zu einer der einflussreichsten Bars der Kapitale auserkoren zu werden. Sehr recht – es heißt, dass die Bar sich diesen Rang erkämpft hat. Und das nicht nur namentlich („Le Combat“ ist frz. für "Der Kampf"), denn die Bar liegt auch im Bezirk Quartier Le Combat – heute würde man seinen Teilbezirk Belleville nennen – sondern die reine Frauencrew hat auch einigermaßen Ellbogen ausfahren müssen, um diese Bar zu diesem Ansehen zu verhelfen. Was immerhin bedeutet, dass sie bitter nötig war. Bitter geht es ansonsten lediglich beim Aperitif zu, ansonsten bleibt es ausgewogen, simpel, ohne Chichi. Gründerin ist die gelernte Anwältin, Margot Lecarpentier, die mit ihrer kämpfenden Entourage genau das tut, was ihr immer schon am meisten gefallen hat: Zutaten und ihre Aromen ausloten. Ob Kräuter, Essenzen oder Essige, diese Küche läuft liquide durch den Leib. Ende 2022 hat sie außerdem die kleine Schwester der Kämpferinnen eröffnet: Le Petit Combat (68 Av. du Maine, 75014 Paris). Diese residiert in dem massiven Food Court Les Ateliers Gaîté und ist mit ihren Signature-gelben Stühlen genauso farbenfroh, auch die Kräuterküche brodelt weiter: etwa bei einem „Frais Maison“ aus Gurke, Vodka und Schlehe. Durch ein breites Angebot an alkoholfreien Drinks, wie etwa dem Frühstücks-Martini mit Orangenmarmelade, können sich hier auch Kinder sicher an genüsslichen Seiten des Lebens heran trinken.

Little Red Door

60 rue Charlot
75003 PARIS Paris

täglich von 16 - 2 Uhr; 16 - 18 Uhr nur mit Reservierung; 18 - 2 Uhr nur Walk-Ins

Als Gegenentwurf zu einer versteckten Flüsterbar, liefert diese Bar dem Flaniervolk des Ausgehviertels Le Marais bereits qua Name die Koordination für suchende Augen. Wer Ausschau nach der kleinen roten Tür hält, wird belohnt mit einem blauen Polsterplatz am Tresen und etwa einem gelb-güldenen „Chamonille“ aus perlendem Kamillenwein, Vodka, Birnendestillat und trockenem Wermut. Der ist auch dringend nötig, denn in der Regel wollen mehr Menschen in die Bar, als diese fasst – haben die möglicherweise auf der Liste der „World’s 50 Best Bars“ gelesen, dass es sich hierbei um die fünftbeste Bar der Welt handeln solle. Die Karte enthält elf Drinks, die Bartender indes allerdings eine nicht in Zahlen zu fassende Gabe, Laune und Lieblingskräuter der Gäste zu einem Cocktail zusammenzuführen, so dass jene Karte beliebig erweiterbar ist. Timothée Prangé und Dotan Shalev wissen jedenfalls, was sie versprechen, wenn sie den Pariser Passant:innen mit der kleinen roten Tür auf eine an Alice im Wunderland-ähnliche Fährte führt. Die Reise wird wunderbar, sie wird lang und man kehrt anders heim als fortgegangen.

Moonshiner

5 Rue Sedaine
75011 Paris

So - Do 18 - 2 Uhr; Fr - Sa 18 - 3 Uhr

Einzuordnen in der Gruppe der Geheimtipps unter den offiziell besten Bars der Stadt, besticht der Moonshiner zuerst und zunächst mit seinem wohligen Interieur. Denn Backstein, Holzverkleidung und Vintage-Tapete können schlichtweg, was andere Wände nicht können: die Verbreitung einer historisch anmutenden Wärme, die, gepaart mit einer durch Ledersessel hergestellte Flätzigkeit, stimmungsvoll die Drinks umgarnt. Mit mehr als 83 Whisk(e)ys auf der Karte, wird die Flüsterbar zwar nicht komplett ihrem Namensgeber gerecht – dem bei Mondschein gebrannten Schmuggelschnaps. Doch das ist auch gut so, kommen die „Speisekarte“ sowie die hauseigenen Signature-Empfehlungen doch mit Getränken daher, die besser mit Spirituosen gemixt werden, die nicht blind machen. Es ist ja immer so eine Sache mit dem Verraten von vermeintlich geheimen Orten und deren Eintritts-Mysterien. Daher nur soweit: Es hilft, in der Hausnummer 5 eine Pizza zu essen und nach einem Drink in nächster Nähe zu fragen. Erst wird es kalt, und dann wieder warm. Dann heißer in der Seele, und kälter im Glas, genau wie auf dem Mond: Im Sonnenlicht wird es dort bis zu 130 Grad heiß, ohne aber bis zu -160 Grad kalt. Ground control to Major Tom – bloß als Jazz.

Sherry Butt

Irgendwo zwischen Neukölln und SoHo ist er angesiedelt, der schmucke Szenenviertel Le Marais, sich selbst von letzterem seine Kiezkürzel abgeguckt. Dementsprechend liegt das Sherry Butt in „SoMa“, South Marais, nicht zu verwechseln mit der japanischen Izakaya Soma um die Ecke. Und es ist nicht nur innerhalb der Hood so, dass die Weltreise quasi auf dem Weg liegt. Das geht auch schon an bloß einem Tresen: Mit 56 verschiedenen Spirituosen, wobei die Liebe zum Fassgereiften, vor allem aber zum Whisky deutlich ist, trinkt es sich wohlig durch die Welt, mit Vorliebe für die Hidden Places: 15-jähriger Longrow aus dem Pinot Noir-Fass gefällig? Blair Athol? Ben Nevis 26: Hier geht es qua Backboard ans Eingemachte. Holz und Stahl, Stein und Leder stellen den tatsächlich etwas an Manhattan anmutenden Rahmen, das liquide Bild füllen die Drinks. Bespielt wird von einem exzellenten DJ, nach Möglichkeit am Tresen. Hier wird Geschichte geschüttelt.

20 Rue Beautreillis, 75004 Paris

sherrybuttparis.com

Credits

Foto: Aufmacher: Combat

Comments (1)

  • Justus von Süsskind

    Cool

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