Inventur am 14. Januar 2024 – Plantation Rum wird zu Planteray
Herzlich willkommen! Wir starten heute einmal ganz ungewohnt direkt mit einem Thema, das uns diese Woche irritiert hat. Wir der Guardian am Dienstag meldete, hat ein grönländisches Start-up kürzlich damit begonnen, Gletscher-Eis aus dem jahrtausendealten Eispanzer der arktischen Insel als besonders reines Eis nach Dubai zu verschiffen – wo es schließlich für Cocktails verwendet wird.
Ganz abseits der irrealen, künstlichen Schweinwelt, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit knapp drei Jahrzehten hochgezogen und kultiviert wird, ist uns in der Redaktion kurz die Kinnlade runtergerutscht: Rund 9.000 Seemeilen lang ist die kürzeste Schiffsroute, die das Gletscher-Eis dabei zurücklegt. Die Firma Arctic Ice selbst betont, sie sei bereits auf dem Weg, ihre gesamten Arbeitsprozesse in Richtung Klimaneutralität zu perfektionieren. Überdies sei es wichtig, für Grönland Einnahmen zu generieren, die der Insel mehr Autarkie bescheren. Grönland gehört administrativ zu Dänemark und ist stark auf Geld vom dänischen Festland angewiesen. Dennoch erlauben wir uns zu behaupten: Das angeblich reinste Wasser der Erde (wie das grönländische Eis oft bezeichnet wird) über 16.000 Kilometer in die Wüste zu schiffen, um damit Drinks zu kühlen, ist ein fatales Signal. Wie sehen Sie das?
„Planteray“: Ferrand vollzieht Namensänderung von Plantation Rum
Es hat ein wenig gedauert. Nach rund dreieinhalb Jahren wurde diese Woche bekanntgegeben, dass die bekannte Rum-Marke Plantation umbenannt wird. Künftig soll sie als „Planteray“ firmieren. Inhalt und Rezepturen der Kern-Range sollen natürlich identisch bleiben, wie der Markeneigentümer Cognac Ferrand über seinen deutschen Facebook-Account mitteilte. In Deutschland soll ein fließender Übergang stattfinden, so dass die Flaschen mit dem neuen Label etwa ab September in den Regalen stehen, so der Post weiter.
Bereits im Sommer 2020 hatte Ferrand angekündigt, seinen Rum-Brand Plantation umzubenennen. Die Gründe dafür lagen insbesondere darin, dass man sich freimachen wollte von dem Vorwurf, durch den Begriff „Plantation“ die frühere Versklavung von People of Color auf den karibischen Zuckerplatagen zu verharmlosen.
Ist der „Damp January“ sinnvoller als der „Dry January“?
Das Konzept des Dry January, also der komplette Verzicht auf Alkohol im gesamten Januar, ist inzwischen zu einem breiten Phänomen geworden. Anders als so manche Berichterstattung oder das selbstinszenatorische Zurschaustellen auf Social Media suggerieren, nimmt zwar noch lange nicht die Mehrheit der Menschen daran teil, doch es scheinen Jahr für Jahr mehr zu werden.
Dani Blum wiederum hat für einen längeren Beitrag in der New York Times andere Überlegungen angestellt und mit Fachleuten gesprochen. Das Resultat: Gerade für Menschen, die einen regelmäßigen Alkoholgenuss pflegen, könnte der Dry January die falsche Form der Konsumreduktion sein. Die Gründe dafür sind vielfältig, sie liegen etwa in Bereichen wie Überkompensation und fehlendem Überblick über den eigenen Konsum, der auch durch das bloße Aussetzen für einen Monat nicht verbessert werden könne. Sie plädiert daher für die Idee des „Damp January“, also einen „feuchten“ Januar, der zwar nicht gewohnt „nass“, aber eben auch nicht „trocken“ sein muss und möglicherweise deutlich langfristige Änderungen des Trinkverhaltens herbeiführen könnte. Große Lese-Empfehlung!
Ferien-Resorts entdecken gute Bars für sich
Edle Hotels in großen Städten sind inzwischen recht oft mit anspruchsvollen, zeitgemäßen Bars ausgestattet. Das war nicht immer so. Ein Bereich, in dem moderne, qualitätsbewusste und kreative Bars nach wie vor die krasse Ausnahme darstellen, sind teure Ferien-Resorts. Sie bieten zwar die üblichen Annehmlichkeiten, die mehr oder weniger kanonisiert sind. Was in vielen dieser Häuser jedoch meist fehlt, sind gute Restaurants und vor allem Bars auf der Höhe der Zeit.
Kate Dingwall beleuchtet in ihrem Artikel diese Woche für SevenFiftyDaily, wie sich diese Situation langsam zu ändern beginnt. Denn allmählich holen sich vornehme Resorts in Mexiko, den Cayman Islands oder auf Hawaii gut und gerne mal eine:n renommierte:n Barchef:in oder gleich ein ganzes Team. Der Grund ist, so beschreibt es Dingwall, ganz simpel: Für die zahlungskräftige Klientel solcher Urlaubsziele genügt eine lieblos betriebene Tiki-Bar mit wahlweise wässrigen oder verklebten Cocktails nicht mehr aus, hochwertige F&B-Leistungen gehören mittlerweile zu den zentralen Faktoren, um Gäste zu gewinnen. Mehr Details gibt es hier.
Ruby eröffnet eigene Aquavit-Destillerie
Die beiden Betreiber:innen des „Ruby“ in Kopenhagen, das Ehepaar Adeline und Rasmus Shepherd-Lomborg, sind ab sofort nicht nur Inhaber einer der wichtigsten europäischen Bars (und Erfinder eines der wichtigsten modernen Cocktailklassiker), sondern gleichsam Brennereibesitzer: Wie The Spirits Business am Mittwoch berichtete, haben die beiden ihre Destillerie im Dorf Ørslev nahe der dänischen Hauptstadt in Betrieb genommen.
Die Zielsetzung der Ruby-Brennerei ist eindeutig: Sie soll sich primär mit der kreativen Weiterentwicklung der Gattung Aquavit befassen. Die dänische Nationalspirituose spielt seit jeher eine zentrale Rolle im Ruby. Der Erstlings-Brand der neuen Destille, der Aquavit „Fury“, bringt zum Auftakt eine Verquickung klassischer Aquavit-Botanicals wie Fenchel und Kümmel mit exotischen Zutaten, etwa Ananas, Ingwer und Zitronengras. Für Reiselustige: Die Brennerei kann besichtigt werden und verfügt über ein eigenes Café.
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