TOP
Inventur am 17. November 2019

Inventur am 19. September 2021 – kann ein Gerät gefälschte Spirituosen erkennen?

Eine für MIXOLOGY und die Barszene wichtige Woche geht zu Ende, denn am Mittwoch, dem 15. September, stand in München ein prominenter Geburtstag an: Niemand geringeres als Charles Schumann wurde 80 Jahre alt. Aber keine Angst, der vielleicht wichtigste lebende Barmann der Welt, der die internationale Community mit seinem Fachbuch „American Bar“ von 1991 geprägt hat wie wahrscheinlich kein zweiter, stand auch an seinem Jubeltag in weißer Jacke in seiner Münchener Bar am Hofgarten und hat Mittagessen serviert, wie wir in einem kurzen Gespräch mit ihm erfahren haben.

Natürlich gab es anlässlich dessen auch mehrere große Beiträge in den wichtigen deutschen Tageszeitungen, die Charles die Ehre erwiesen haben. Aus den vielen Artikeln sei ausdrücklich jener von Johanna Adorján empfohlen, der in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist, also jener großen deutschen Zeitung, die dem Schumann’s auch räumlich am nächsten steht. Eine wunderschöne Ode an Charles Schumann, seine Persönlichkeit und sein Schaffen. Wir selbst haben ihn vor Kurzem persönlich in München zum großen Geburtstagsinterview getroffen, das Sie ab 7. Oktober in unserer kommenden Ausgabe finden können.

Besonders wichtig war für MIXOLOGY aber am 15. September noch etwas: Auf Schloss Elmau, einem der berühmtesten Hotels Deutschlands, fand das Finale unserer Made in GSA Competition statt. Am Fuße der bayerischen Alpen mit Blick auf den Wetterstein holte sich der bekannte Stuttgarter Bartender Tobias Lindner den Gesamtsieg vor Robin Lühert aus Göttingen und Laura Driftmann aus Berlin. Den Nachbericht zur neunten Made in GSA finden Sie hier. Um den erholsamen Sonntag gewohnt abzuschließen, schauen wir nun aber auf die übrigen News der Woche.

Ein Gerät, das gefälschte Spirituosen erkennt?

Es klingt fast wie eine Idee aus einem alten James-Bond-Film: Ein Gerät, das gefälschte Spirituosen erkennen kann. Tatsächlich jedoch hat das Unternehmen Eluceda mit seinem Gerät „E-Sens“ nun einen Protoyp vorgelegt, der genau das können soll. Das Verfahren klingt simpel: Hält man die Elektroden von E-Sens in eine Spirituose, liest das Gerät den molekularen Fingerabdruck der Flüssigkeit ab und vergleicht ihn mit entsprechenden Datensätzen aus einer Datenbank.

Hier zeigt sich natürlich auch ein zentrales Problem: Denn E-Sens braucht Vergleichs-Datensätze, um Auskunft über die Echtheit einer Probe geben zu können. Für die ersten Tests stellte das Scotch Whisky Research Institute dem Hersteller Spirituosen-Samples zur Verfügung. Sollten sich jedoch langfristig viele Destillerien mit Produktproben beteiligen und das Gerät Marktreife erlangen, könnte es für bestimmte Gastronomien und Händler aber sicherlich ein interessantes Tool werden.

Auf der Suche nach dem verlorenen Getreide

Die großen, weit verbreiteten Zuchtgetreidesorten schmecken eigentlich nach fast gar nichts. Das ist weder neu noch überraschend. Schließlich sind die wenigen industriell relevanten Sorten von Mais, Roggen, Weizen der Gerste weniger auf Geschmack oder Nährstoffreichtum hin gezüchtet, sondern auf zwei Faktoren: Widerstandsfähigkeit und Ertragreichtum. Das betrifft auch einen Großteil von Brennern, die schlicht das kaufen müssen, was der Markt hergibt.

Dass es auch wohltuend anders geht, zeigt ein Artikel von Jack Robertiello für SevenFiftyDaily. Denn er beschreibt die global immer stärker zunehmende Riege von Destillateuren, die gezielt nach alten, weniger optimierten und dafür aromatischen Getreidesorten für ihre Brände suchen – eben nach dem gegensätzlichen Motto: Weniger Ertrag, dafür mehr Geschmack und Charakteristik. Ein Besuch in Tennessee, Texas, Mexiko und Irland.

Warum Hard Seltzers stark bleiben werden

Auch wenn sie vielen Barleuten sicherlich nicht besonders viel bedeutet, ist die junge Kategorie der Hard Seltzers ein immenser Markt geworden. Hierzulande zwar noch schwächelnd, sind die leicht alkoholischen, fertig gemischten Sodas aus Dosen oder Flaschen vor allem in den USA mittlerweile breit etabliert. Da sich Trends aber noch immer oft von der anderen Seite des Atlantiks nach Deutschland schieben, dürfte sich das mittelfristig ändern.

Zuletzt hörte man zwar mehrfach, dass Hard Seltzer auch in den USA wieder an Boden verlöre. Doch das ist ein Irrtum, wie das Marktforschungs-Insitut IWSR in einem umfangreichen Bericht verdeutlicht. Demnach seien zwar die explosionsartigen Steigerungsraten der Gattung zuletzt deutlich abgeflaut. Doch diese Zahlen müsse man eben verhältnismäßig sehen: Nach mehreren Jahren mit teils dreistelligen Zuwachsraten sei es völlig normal, dass das Wachstum sich reduziere. Was nun folgen wird, ist also die sich fast immer an Explosion anschließende Konsolidierung und Marktbereinigung. Denn es scheint nur schwer vorstellbar, dass sich all die vielen hundert neue Marken halten werden.

Eine Drink-Chronik der Cocktail-Competitions

Zwar hat, siehe oben, unsere Made in GSA Competition just in dieser Woche stattgefunden. Dennoch muss man zugeben: Cocktailwettbewerbe sind in den letzten eineinhalb Jahren aus gutem Grund recht stark aus dem Fokus der Szene gerückt. Fraglich und auch spannend wird es sein, wie sich dieser Aspekt der Barszene in der Zeit nach der Pandemie entwickelt – wir jedenfalls glauben, dass die eine oder andere Spirituosenmarke die Zäsur durch die Pandemie auch zum Anlass nehmen wird, um ihre teils extrem kostenintensiven Competitions zu überdenken oder zu verkleinern.

Trotzdem darf man nicht abstreiten, dass die großen Cocktailwettbewerbe seit der Jahrtausendwende auch immer ein Spiegel ihrer Zeit waren, immer haben sie durch ihre Gewinnerdrinks illustriert, welche Zutaten, welche Arbeitstechniken, welche Themen gerade wichtig und angesagt waren in der Szene. Aaron Goldfarb hat für das Punch Magazine Rückschau gehalten und die vier seiner Meinung nach wichtigsten globalen Competitions und ihre Siegercocktails in vier Phasen eingeteilt. Stimmen Sie mit ihm überein?

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

Kommentieren