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Inventur am 7. Januar 2024 – Nur miese Drinks aus den Siebzigern?

Kommen Sie, kommen Sie! Das Jahr ist jung, draußen ist es noch immer kalt und dunkel und wir begrüßen Sie zur ersten Inventur anno 2024. Sind sie schon aus dem Winterschlaf erwacht, der so viele Menschen „zwischen den Tagen“ ereilt? Wir schon, denn schließlich will ein Magazin produziert werden. Und auch die „Finest Spirits“ in München vom 23. bis 25. Februar ist nicht mehr weit. Weswegen das für uns wichtig ist? Nun ja: Wie auch schon bei der letzten Austragung im Herbst 2022 wird Mixology auf der „Finest“ wieder mit einer eigenen, kleinen Cocktailbar präsent sein – wie beim letzten Mal wieder gegen eine freiwillige Spende für einen karitativen Zweck. Wer noch kein Ticket hat, aber eins möchte, der findet es direkt hier. Und wir wenden uns wie gehabt den Themen und News der Woche zu.

Welche Drink-Trends dürfen bleiben?

Wir alle wissen: Nach dem Jahresrückblick ist vor der Trend-Prognose. Letztere haben die Kolleg:innen von Punchdiesmal auf durchaus unterhaltsame Weise aufgebaut: Ein Reigen von Redaktionsangehörigen und Gastronom:innen darf zu zahlreichen Dingen, die 2023 in der Bar- und Getränkeszene unübersehbar waren, Stellung nehmen und muss jeweils mit „Go!“ oder „Stay!“ votieren.

Interessant und häufig witzig sind nicht nur die Antworten der Befragten, sondern die Umfrage zeigt auch, dass bestimmte Trends letztes Jahr offenbar noch nicht (oder zumindest noch nicht in diesem Maße) aus Nordamerika zu uns geschwappt sind. So etwa im Falle der Orientierung an italienischer Kulinarik oder das in Europa noch nicht ganz so ausgereifte 70’s-Revival. Wie viele „Go“s verteilen Sie?

Haben die Seventies wirklich nur schlechte Drinks hervorgebracht?

Und gleich nochmal die 1970er Jahre. Genauer gesagt die Frage, die Maggie Hennessy diese Woche für VinePairgestellt hat: Haben die Siebziger wirklich nur Cocktail-Schrott hervorgebracht? Angesichts der Entstehung oder auch nur Popularisierung von Dingen wie White Russian, Amaretto Sour oder Alabama Slammer eine berechtigte Vermutung. Auch in Deutschland – und gar bei Charles Schumann – standen die 1970er eher unter der Ägide von Cocktails wie Swimmung Pool.

Hennessy jedoch macht nicht den Fehler, die genannten Drinks und andere Schöpfungen als easy target niederzumachen. Vielmehr geht sie darauf ein, wie die davor liegenden Drink-Stilistiken zu den typischen Seventies-Erfindungen geführt haben. Ebenso legt sie dar, dass es eben auch die 1970er waren, die den letztendlichen Turn der Getränkebranche in Richtung Industrialisierung brachten – was zu veränderten geschmacklichen Präferenzen geführt habe. Mehr als spannend!

Mit Destillerie-Abwasser zu „besserem“ Grünen Wasserstoff?

Der sogenannte „Grüne Wasserstoff“ hat ein großes Problem: Sein Name klingt gut und umweltfreundlich, allerdings ist die Herstellung von Wasserstoff als Energieträger auf erhebliche Mengen Frischwasser angewiesen. Es gilt die Faustregel, dass 10 Kilogramm Wasser zur Erzeugung von gut 1 Kilo Wasserstoff nötig sind.

Ein Forscherteam an der Heriot-Watt University in Edinburgh hat nun erste Ergebnisse darüber veröffentlicht, inwiefern sich die Abwässer von Destillerien urbar machen lassen könnten für die Herstellung von Grünem Wasserstoff – schließlich entstehen dem Beitrag auf The Spirits Business zufolge jährlich weltweit rund 1 Milliarde Liter Brennerei-Abwässer. Mithilfe von Nanopartikeln eines Nickel-Selenids, also einer Verbindung der Elemente Nickel und Selen, sei es möglich, besagte Abwässer so umzuarbeiten, dass sie sich zur Erzeugung von Grünem Wasserstoff eignen. Mehr Details gibt es hier.

Österreich führt Debatte über vegane Kochausbildung

In Österreich wird derzeit eine schon ältere kulinarische Debatte mit neuem Schwung geführt. Dabei geht es um die Frage, ob die Etablierung einer zweiten Kochausbildung neben der konventionellen sinnvoll sei – nämlich die Ausbildung als vegane:r Koch oder Köchin. Gründe dafür gebe es mehrere, wie Der Standard Mitte der Woche in einem langen Beitrag zum Thema erläutert.

Neben der Tatsache, dass sich inzwischen schlicht immer mehr Menschen vegan oder zumindest stark pflanzenbasiert ernähren, gäben laut der Meldung Veganer:innen am Schnitt das meiste Geld für Rastaurantbesuche aus – zudem gingen sie generell am häufigsten essen. Mehrere führende Branchenvertreter:innen merken zusätzlich an, dass die Spezialqualifikation als veganer Koch auch für konventionell arbeitende Hotels und Restaurants immer wichtiger werde. Und nicht zuletzt: Jene jungen Menschen, die die Branche demnächst als Lehrlinge braucht, haben noch weniger Interesse an Fleisch als die jetzt bereits Ausgelernten. Doch es gibt auch kritische Stimmen, wie der umfangreiche Artikel zeigt.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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