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Inventur

Inventur am 2. Juli 2023 – Die Liste der Bar World 100 & Moët Hennessy eröffnet eigenes Bar-Haus

Ganz schön was los in Berlin dieser Tage. Am Freitag und Samstag lief die dritte Auflage des Liquid Market, das Cocktail-Festival fand erstmals im konnekt.berlin im Stadtteil Marzahn statt. Am heutigen Sonntag steigt das legendäre Sommerfest des Chicago Williams im Haubentaucher in Berlin-Friedrichshain, wo ebenfalls ein dutzend Bars ihre Drinks bei Pool-Atmosphäre servieren werden. Kommenden Freitag und Samstag steht dann das German Rum Festival in der Station Berlin ganz im Zeichen des Rums, dann bereits zum zwölften Mal. An zwei Tagen, vom 8. – 9. Juli, kann man ganz in die Welt des Zuckerrohrs eintauchen. Wir tauchen jedenfalls auch ein in die Inventur dieser Woche und beginnen in Paris.

Moët Hennessy eröffnet eigene Bar – nein mehrere!

Eine Spirituosenbrand, die ihre eigene Bar eröffnet, und nicht nur das, sondern deren gleich drei in einem fünfstöckigen Haus, das man ansonsten als „eine Mischung aus einer Luxus-Bar in einem Spitzenhotel und einem britischen High-End-Club“ bezeichnet? Das hat Moët Hennessy nun getan und in Paris seine erste eigene Gastronomie eröffnet, wie The Spirits Business berichtet. Diese lautet Cravan – und wem dieser Namen etwas vertraut vorkommt, dann nicht von ungefähr, denn dieses Cravan im sechsten Bezirk ist eine Weiterentwicklung des gleichnamigen Cravan im 16. Bezirk, der Bar von Frank Audoux. Das neue Cravan erlaube laut Philippe Schaus, Vorsitzender und CEO von Moët Hennessy, dem Konzern seine Produkte zu präsentieren sowie Konzepte auszutesten. „Moët Hennessy ist in Barwelt tätig und beliefert viele Bars in der ganzen Welt, aber wir betreiben selbst keine Bar“, so Schaus. „Es ist ein Weg, mehr Glaubwürdigkeit und Wissen zu erlangen und um Ideen und Konzepte zu testen. Wir wollten ein umfassendes Erlebnis für die Verbraucher schaffen.” Auch über einen Export des Konzepts in andere Länder wird nachgedacht.

Café Einstein vor der Insolvenz

Von Paris springen wir zurück nach Berlin: Dort steht das Café Einstein vor der Insolvenz. Aber Moment, war da nicht schon mal was? Ja, bereits im November 2022 hatten wir von der Schließung des Stammhauses in der Kurfürstenstraße berichtet. Dann war, wie sich herausstellte, jedoch von einem Umbau die Rede, während Betreiber Philipp Hasse-Pratje zwei weitere Restaurants, das PHP im neuen Europaviertel und das Amon in der Nähe des Gendarmenmarktes, eröffnete. Das half wohl alles nicht, denn wie die Berliner Morgenpost nun veröffentlichte, hat Philipp Hasse-Pratje Insolvenz angemeldet. Nichtsdestotrotz gibt sich der Betreiber, der das Einstein seit 20 Jahren betreibt, laut dem Bericht optimistisch, was die Suche eines Investors betrifft, da die Verschuldung im mittleren sechsstelligen Bereich liege und „nicht exorbitant“ sei. Wir wiederholen uns an dieser Stelle also nochmal: Vor allem eine Schließung des Stammhauses wäre für Berlin ein weiterer Verlust einer gastronomischen Institution, die die Stadt lange geprägt hat.

„Pulque cannot travel.“ Und sollte es überhaupt?

Über einen nicht sonderlich großen, aber vorhandenen Zwiespalt informiert dieses Dossier im Punch Magazine: Im Zentrum steht die Verwendung von präkolumbianischen, mexikanischen Getränken wie Tepache (aus fermentierten Ananasschalen), Pulque (der fermentierte „Aguamiel“ oder Saft bestimmter Maguey-Arten) und Tejuino (nixtamalisierter Mais, Piloncillo bzw. Panela, Zitrone und Salz) in US-amerikanischen Bars. Während die eine Seite meint, mit diesen Produkten die Komplexität und Historie der mexikanischen Kultur abzubilden, bemängeln andere die Kommerzialisierung und kulturelle Aneignung der fermentierten Getränke, deren probiotische Eigenschaften sie eher für ein Wellness-Publikum attraktiv machen würden, das nichts von der ursprünglichen Geschichte wisse. Ein anderer Grund, warum Pulque südlich der Grenze bleiben sollte, ist die Tatsache, dass es frisch gemacht werden muss und eben nur in Mexiko die Bedingungen dafür herrschen und auch nicht als RTD abgefüllt werden kann – oder zumindest sollte. „Pulque cannot travel“, wird die Besitzerin der Bar Bekeb in San Miguel de Allende, Fabiola Padilla, zitiert. Wir von MIXOLOGY glauben natürlich an die völkerverbindende Qualität von Getränken, aber es soll sich jede:r selbst ein Bild machen. Lesenswert ist der Beitrag allemal.

Die Liste der Bar World 100

Gemein, den Artikel, den alle am meisten lesen wollen, ganz an das Ende zu stellen, aber so läuft das Game mit den Pageviews – don’t hate the player hate the game! Und apropos „Game“: Das ist die Sache mit Listen und Rankings ja auch immer irgendwie, ein Spiel, bei dem viele mitspielen wollen und einige die Spielregeln aufstellen. Eine der international am meisten geachtetsten Listen ist die von Drinks International jährlich veröffentlichte Liste der Bar World 100, die Liste der für das Magazin hundert global einflussreichsten Bar-Protagonist:innen. Angeführt wird die Liste von – in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Folge – Monica Berg aus dem Londoner Tayer + Elementary, gefolgt von Danil „Cocktailman“ Nevsky und Jean Trinh Alquímico aus Kolumbien. In Summe ist es der gewohnte Reigen aus vertrauten Namen, aus dem deutschsprachigen Raum hat es niemand auf die Liste geschafft. Hier kann man sich die komplette Liste digital durchblättern.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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