Inventur am 22. Mai 2022 – Bierflaschen werden knapp
Nach den letzten, teils tropischen Tagen darf man es durchaus mal ansprechen: Sommerzeit ist Festivalzeit! Und welches Festival würde mehr zu uns und Ihnen – unseren Leser:innen – passen als der „Liquid Market“, den der Wiener Barmann und Unternehmer Bert Jachmann vor einigen Jahren aus der Taufe gehoben hat.
Jachmann und sein Team haben sich auch durch die Pandemie nicht beirren lassen: 2020 konnte der Liquid Market Vienna unter entsprechenden Auflagen trotz Corona stattfinden, letztes Jahr kam gar das Debüt in Berlin dazu. Auch in diesem Jahr geht’s weiter, und zwar gleich mit einem Tripel: Am 3. Juni gastiert der Liquid Market in Linz, bevor er Ende Juli nach Berlin und schließlich Anfang September nach Wien zurückkehrt. Alle Infos und natürlich Tickets gibt es direkt und unkompliziert auf der Website. In Vorfreude auf den einen oder anderen tollen Drink unter freiem Himmel schauen wir indessen wie gewohnt auf die flüssigen News der Woche.
Brauer-Bund schlägt Alarm: Bierflaschen werden knapp
Das treibt dem Teutonen etwas Angstschweiß auf die Stirn: Wie unterschiedliche Medien seit Mitte der Woche übereinstimmend berichteten, könnten Bierflaschen im Sommer zur Mangelware werden. Der Deutsche Brauer-Bund warnt davor, dass Pfandgebinde in den heißen Monaten knapp werden und Brauereien somit ihre Produkte nur noch eingeschränkt vertreiben könnten.
Zwar würde, so heißt es, die Menge an verfügbaren Bier-Mehrwegflaschen im Sommer traditionell knapper, weil dann schlicht mehr Bier getrunken wird. Dieses Jahr allerdings sorgen u.a. immens gestiegene Energiekosten in der Glasproduktion sowie die angeschlagene Lieferlogistik dafür, dass viele vor allem kleine und mittlere Brauereien demnächst vielleicht keine Flaschen mehr zur Verfügung haben. Der Verband ruft Verbraucher dazu auf, leere Gebinde möglichst rasch wieder zu retournieren.
Spektakulärer Raub bei Glenfarclas: Raritäten für über 100.000 Pfund gestohlen
Die Stimmung bei der weltberühmten, familiengeführten Whiskybrennerei Glenfarclas in der schottischen Region Speyside dürfte dieser Tage gedrückt sein: Wie am Montag bekannt wurde, gab es am vorigen Wochenende einen spektakulären Einbruch in der Destille. Dabei wurden nach unterschiedlichen Angaben – je nach Quelle – rare Single Malts im Wert von 100.000 bis 150.000 britischen Pfund (ca. € 117.000 bis 175.000) entwendet.
Die Einbrecher hatten sich offenbar gezielt Zugang zum Besucherzentrum der Anlage verschafft, in dem eine Auswahl extrem rarer, teurer Whiskys verkauft wird. Zur Beute gehören den Angaben zufolge sämtliche vor Ort vorrätigen Flaschen der „Family Cask“-Serie sowie eine Einzelflasche des „60 Years“, die bereits allein einen deutlich fünfstelligen Wert aufweist. Wo die Täter ihre Beute nun zu verkaufen versuchen, ist die große Frage – zumal sämtliche Verkaufs-Angebote der fraglichen Abfüllungen in den nächsten Monaten sehr skeptisch beäugt werden dürften.
Der „Nogroni” als natürliche Spielwiese für Barleute?
Das Interesse der Gäste an interessanten alkoholfreien Drinks nimmt seit Jahren zu, das Angebot an „alkoholfreien Spirituosen“ ebenso. Da stellt sich mittlerweile die Frage, welcher Cocktail zum ersten alkoholfreien Standard werden könnte, den Menschen reflexartig bestellen. Die Kollegen vom Punch Magazine jedenfalls haben da einen Vorschlag: Der „Nogroni“ könnte es werden, also die alkoholfreie Nachbildung des klassischen Negroni.
Dafür sprechen mehrere Faktoren: Der Negroni hat im Lauf des letzten Jahrzehnts eine echte Renaissance hinter sich und ist wieder in der Fläche der Konsument:innen angekommen. Überdies spricht er mit seinem bittersüßen Aromenprofil die Sprache unserer Zeit – und er sieht einfach sexy aus. Für die Nachbildung des Aromenprofils gibt es mittlerweile zahlreiche Produkte, auch im Bereich Bitterlikör und Wermut. Knackpunkte: die alkoholische Schärfe und das cremige Mundgefühl. Autor Brad Parsons hat mit zahlreichen Barleuten über ihre Wege und Ideen gesprochen, trotzdem den perfekten Nogroni abzubilden. Lesenswert!
No-Shows im Restaurant. Eine kleine Erklärung für alle Gäste
Zugegeben: An dieser Stelle müssen wir wohl kaum jemandem erklären, welchen wirtschaftlichen Schaden die allzu häufigen „No-Shows“ vor allem in hochwertigen Restaurants verursachen. Denn hier lesen zu einem großen Teil Gastronom:innen mit. Umso schöner, dass Wirtin Ilona Scholl das Thema nun auch in ihrer Gastro-Kolumne für Zeit Online und somit für sehr viele fachfremde Leser aufs Tableau nimmt.
Die Betreiberin des besternten „Tulus Lotrek“ aus Berlin berichtet anhand eines extremen Beispiels davon, dass Gäste nach einem No-Show jenes Geld zurückfordern, das das Restaurant bei der Reservierung per Kreditkarte vormerkt und bei Nichterscheinen einzieht. Diese Praxis wird in guten Restaurants immer gängiger, um den No-Show-bedingten Verlusten zu begegnen. Schließlich, so Scholl, würde man ja auch das Geld für eine Opernkarte nicht zurückbekommen, bloß weil man nicht hingegangen ist. Ein schönes, kleines Stückchen Aufklärung darüber, wie gute Gastronomie kalkulieren muss (Paywall auf zeit.de).
Credits
Foto: everettovrk - stock.adobe.com