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Inventur am 24.November 2019

Inventur am 30. August 2020 – neue Alkoholverbote in deutschen Städten & das Existing Conditions schließt

Ein herzliches Willkommen zur letzten „Inventur“ im letzten richtigen Sommermonat. Diese Zeilen erscheinen, während unser Team sich im Zug sitzend aus verschiedenen Richtungen nach Köln aufmacht. Denn dort wird, wenn auch mit neuem Datum, morgen tatsächlich das Finale unserer diesjährigen Made in GSA Competition über die Bühne gehen können. Glücklicherweise hat sich seit der Bekanntgabe des Nachholtermins nichts an den coronabedingten Regelungen in Köln und Nordrhein-Westfalen geändert – so dass wir uns sehr darüber freuen, unsere zehn Finalisten, die Jury und sogar einige unserer Partner ganz in echt und face-to-face (freilich mit Abstand) in der Monkey Bar des 25hours Hotel in der Domstadt begrüßen zu können.

Wenn wir auch aus unterschiedlichen Gründen in diesem Jahr auf einen durchgehenden Livestream vom Finale verzichten müssen, werden wir Ihnen aber dennoch die Performances der einzelnen Teilnehmer und die Siegerehrung in Echtzeit präsentieren können. Unser Instagram-Account stellt Ihnen morgen mit einzelnen Live-Videos jeweils die Präsentationen unserer Finalisten zur Verfügung. Bis dahin genehmigen wir uns vor dieser besonderen Auflage der Competition heute noch ein abendliches Beruhigungs-Kölsch und schauen auf die wichtigen und interessantesten News und Themen der Bar-Woche – zunächst mit Schrecken auf das neue Alkoholverbot in Wiesbaden.

Neue Alkoholverbote in Deutschen Städten

Die Vermengung von „Corona“ und „Prohibition“ zur „Corobition“ schreitet – leider – weiter voran. Nachdem z.B. der Hamburger Senat schon Anfang des Monats teilweise Beschränkungen in Sachen Alkoholverkauf bzw. öffentlichem Alkoholkonsum verhängt hatte, ziehen jetzt zwei deutsche Landeshauptstädte nach.

Nach Berichten u.a. von Süddeutscher Zeitung und Merkurist müssen sich die durstigen Einwohner von München und Wiesbaden auf Einschränkungen in Sachen Drink-Genuss einstellen. Während in München zunächst ein Alkoholverbot für den öffentlichen Raum lediglich als Konsequenz für weiter steigende Corona-Fallzahlen angekündigt wird, gibt es in Hessen schon vollendete Tatsachen: In Wiesbaden gilt seit Freitag ein Verbot für den Alkoholverkauf zwischen 0 und 6 Uhr, das auch die Gastronomie einschließt. In München wiederum würde das potentielle Verbot die Bars und Kneipen eventuell sogar begünstigen: Sie wären von der Regelung, die lediglich den Verkauf im öffentlichen Raum sowie zur Mitnahme betrifft, ausgenommen.

Das Existing Conditions schließt

Inzwischen vergeht kaum noch eine Woche ohne die Schließungs-Hiobsbotschaft einer bekannten Bar, meist natürlich aus den besonders coronagebeutelten USA. Diese Woche kam eine solche Nachricht erneut aus New York City: Das „Existing Conditions“ im Greenwich Village, eine der einflussreichsten und progressivsten Cocktailbars in Nordamerika, wird dauerhaft geschlossen bleiben. Das teilte Mitinhaber Greg Boehm Donnerstag via Social Media und auf der Homepage der Bar offiziell mit.

Zu den Köpfen hinter dem „ExCon“ gehören neben Boehm auch Don Lee und Dave Arnold. Lee ist der heutige Besitzer des ehemals als weltbeste Bar prämierten „Please Don’t Tell“, Arnold gehört – neben mehreren Barprojekten – vor allem durch sein Buch Liquid Intelligence (2014) zu den international wichtigsten handwerklichen Vordenkern der Szene. Das Existing Conditions hinterlässt eine schmerzliche Lücke in der US-Bar-Landschaft.

James Beard Award 2020 wird nicht vergeben

Der James Beard Award, in den USA eindeutig als „Oscar für Restaurants“ zu bezeichnen, wird in diesem Jahr nicht verliehen. Das gab die James Beard Foundation Ende der letzten Woche bekannt. Angesichts der langfristigen, dunklen Krise des US-amerikanischen Gastgewerbes soll stattdessen am 25. September – dem eigentlich geplanten Datum der Vergabe – eine alternative Zeremonie abgehalten werden, in der frühere Preisträger erneut für ihre Leistungen gewürdigt werden.

Die James Beard Foundation vergibt seit über 30 Jahren zahlreiche Preise im Gedenken an den Koch und Kochbuchautor James Beard. Ihre Awards sind hochrenommiert und gelten insbesondere im Food-Bereich als höchste Weihe, es werden allerdings auch jedes Jahr Bars oder Bartender für ihre Arbeit prämiert. Gleichzeitig mit der Cancel-Meldung kündigt die Stiftung an, die Zeit bis Herbst 2021 zu nutzen, um den Vergabeprozess kritisch zu überarbeiten. Damit reagieren die Verantwortlichen mutmaßlich auf Vorwürfe, die Preise würden der Diversität und dem hohen Anteil an Afroamerikanern in der Restaurantbranche nicht gerecht.

Die Drink-Trends des Jahres 2020 – von hinten aufgezäumt

Es ist ohnehin immer amüsant, sich frühere Trend-Vorhersagen mit dem wissenden Blick der Gegenwart anzuschauen. Wo lag der Prophet richtig? Wo hat er sich richtig in die Nesseln gesetzt? Welches Thema hat er gar nicht erst erwähnt? Klar, dass derlei Dinge insbesondere im Katastrophenjahr 2020 ganz besonders schräg anmuten. An dieser Stelle prosten wir kurz in Richtung des sogenannten „Zukunftsforschers“ Matthias Horx, der 2001 prognostizierte, das Internet werde niemals zu einem Massenmedium werden.

Die beiden hochangesehenen Fachautoren Jon Bonné und Robert Simonson kommen ähnlichem Gelächter nun zuvor, indem sie ihre Vorhersagen vom Beginn des Jahres selbst noch einmal unter die Lupe nehmen, revidieren, verifizieren und an nicht wenigen Stellen auch ziemlich humorvoll aufs Korn nehmen. Schönes Detail: Die ursprünglich formulierten, nun teils geänderten Thesen sind nicht umformuliert, sondern durch Streichungen kenntlich gemacht. Eine sehr unterhaltsame Form von Galgenhumor.

Credits

Foto: Everett Collection / Shutterstock.com

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