Lilly Rennack gewinnt mit „Fichten und Eckert“ den Black Forest Bar Cup 2024
Es klingt ein wenig distanzlos, wenn man das als objektiver Journalist schreibt, aber: Mit dem Black Forest Bar Cup (BFBC) hat Willi Schöllmann 2016 ein Competition-Format entwickelt, das bis heute in der deutschsprachigen Landschaft (und wahrscheinlich auch darüberhinaus) einzigartig sein dürfte. Ein Cocktailwettbewerb, der weder durch Sponsoren aus der Spirituosenbranche getragen wird noch unter dem Dach eines Vereins oder Verbands steht. Sondern schlicht eine Competition, bei der es darum geht, dass Bartender:innen einen Drink vorstellen, in dem mindestens eine Zutat aus dem Schwarzwald im Zentrum steht. Das zieht Kreise: Zu den bisherigen Siegern zählen mit Leuten wie Paul Sieferle, Alexander Mayer und Diogo Pilao echte Schwergewichte der Szene. Das wiederum sorgt dafür, dass der BFBC jedes Jahr mehr Bartender:innen aus dem deutschsprachigen Raum anzieht und Ausgabe für Ausgabe bekannter wird.
Fichten und Eckert
Zutaten
4 cl Pinienkern-Milkpunch*
1,5 cl Bird of Prey Single Malt
1,5 cl Mc Alpine Kastanienbrand
0,5 cl González Byass Noe PX Sherry 30 Jahre
DSM Polnischer Fichtennadelgeist (Spray)
Hohes Niveau versprochen…
Doch genug der Lobhudelei, zurück zum Thema 2024: Diesmal sei, so Schöllmann, allein aufgrund der schieren Menge hochwertiger Bewerbungen die Auswahl der Finalist:innen derart schwer gefallen, dass statt 10 sogar 12 Barleute nach Offenburg zur Competition in die Bar von Schöllmans Boutique Hotel Haus Zauberflöte eingeladen wurden. Zur Jury gehörten dieses Jahr neben Paul Sieferle außerdem Marie Rausch (Rotkehlchen, Münster), Gabriel Daun (Gekko Group), Schweppes-Markenbotschafter Steffen Zimmermann sowie MIXOLOGY-Chefredakteur Nils Wrage.
…und das Versprechen gehalten
Schöllmanns Statement zur Qualität der eingereichten Rezepturen hielt dann auch dem Stresstest am Competition-Tresen stand: Was dort von einem aus technischer Sicht sehr homogenen und kompetenten Teilnehmerfeld präsentiert und serviert wurde, war ein Drink-Niveau, das bei Wettbewerben in dieser Dichte selten anzutreffen ist – ein Hintergrund, vor dem Details bei Performance und Cocktail schnell zum entscheidenden Kriterium werden.
Berlin und Basel ganz vorne
Das wertigste Gesamtpaket lieferte schließlich Lilly Rennack von Berliner Bar-Restaurant Kopps ab. Mit ihrem Drink »Fichten und Eckert« stellte sie einen überaus zeitgemäßen Cocktail mit einer komplexen Architektur vor: Die Basis bildet ein Milkpunch auf Grundlage von Birne, Fichte, Pinienkernen und Sojamlich, der mit Bird of Prey Single Malt, Kastanienbrand von Humbel und PX Sherry in Verbindung gebracht wird. Auch abseits des Drinks selbst konnte die erst 21-jährige Rennack durch ihre Präsentation überzeugen: Ruhig, strukturiert und verständlich erläuterte sie sowohl die Funktionsweise des Cocktails und stellte zudem eine schlüssige erzählerische Verbindung zum schwarzwälder Maler Otto Eckert her. Moderatorin Betty Kupsa brachte es nach Rennacks Präsentation auf den Punkt: „Von dieser Frau werden wir in Zukunft noch sehr viel hören!“
Den zweiten Rang in der starken Konkurrenz sicherte sich mit Julia Schär aus der Baseler „Blaupause“ ebenfalls eine Frau. Bei ihrer dritten Teilnahme am BFBC stellte die Schweizerin einen experimentellen, aber ebenso zugänglichen Drink aus Apfelbrand, Birnendicksaft, Brot-Trunk (!) und mit Schwarzwälder Schinken infusioniertem, karbonisiertem Apfelwein vor. Gabriel Daun beschrieb jenen „(K)Ein Vesper“ in der anschließenden Jury-Besprechung als „die geilste Apfelschorle meines Lebens.“
Auch Impresario Schöllmann zeigte sich bei der Siegerehrung in seinem neuesten Objekt Kantine mehr als zufrieden: „Ich würde sogar sagen, das war von der Stimmung und dem Niveau der bislang beste, schönste Black Forest Bar Cup“, so der Veranstalter gegenüber MIXOLOGY. Die Erwartungen an die Auflage im Jahr 2025 sind also schonmal hoch.
Credits
Foto: Leo Suhm