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Grab that Coconut! Die MIXOLOGY-Verkostungsrunde Januar 2022

Ein beeindruckener Mirabellengeist, ein klimaneutraler Vodka, ein salziger Aperitif, eine alkoholfreie Rum-Alternative und ein Rum mit viel Kokosnuss – unsere MIXOLOGY Verkostungsrunde im Januar 2022 zeigt sich abwechslungsreich.

 

Auch in ersten Monat des Jahres haben wir unterschiedliche Produkte verkostet, die sich in der Redaktion angesammelt haben. Wie immer gilt dabei: Produkte der Verkostungsrunde können neu auf dem Markt sein, müssen aber keine Neuheiten sein. Die Verlinkung zu den Produkten erfolgt auf redaktioneller Basis, MIXOLOGY erhält dafür keine finanzielle Leistung oder irgendeine Gegenleistung in anderer Form.

Mosel Distillers – Mirabelle von Metz

Immer wieder ist das Thema der Obstbrände und Geiste in Bars in den letzten Jahren aufgetaucht, aber die wenigsten konnten sich langfristig etablieren. Klar, man findet schon einmal etwas Außergewöhnliches im Backboard, aber dass damit wirklich gemixt wird, bleibt eher die absolute Ausnahme. Andreas Vallendar wählt einen neuen Ansatz, um Früchte in die Bar zu bringen. Er brennt einen sortenreinen Geist und mazeriert diesen dann noch einmal mit frischen Früchten. Das Ergebnis ist im Falle der Mirabelle von Metz eine goldgelbe, klare Flüssigkeit, die in der Nase schon die pure Frucht verspricht. Und das Versprechen wird gehalten. Lang anhaltende und sehr dominante Fruchtaromen der Mirabelle, eine erkennbare Fruchtsüße und auch die 40% Vol. gehen nicht komplett unbemerkt am Gaumen vorbei. Pur verkostet schon sehr lecker, aber eigentlich eine Einladung, um damit zu mixen. Neben der Mirabelle gibt es noch sieben weitere Sorten.

Flaschengröße: 500ml
Alkoholgehalt: 40% Vol.
UVP: ca. € 17,99
Vertrieb: Winefactory

Nàdar Vodka – Climate Positive

Vodka aus Schottland; sicherlich, wer mit einer Brennblase umgehen kann, der wird auch in der Lage sein, einen guten Vodka zu produzieren. Zwischen Dundee und Aberdeen, in der Arbikie Highland Distillery, wollte man aber mehr. Nicht nur gut sollte die Spirituose sein, sondern auch noch klimapositiv. Gebrannt aus Erbsen, die keinen schädlichen Stickstoff als Düngemittel benötigen und gebrannt in unmittelbarer Nähe der eigenen Felder, versucht man alle klimaschädlichen Schritte zu minimieren. Eigene Bienen bestäuben die Felder der Gartenerbse und die Reste aus dem Brennvorgang werden als Tierfutter genutzt. Soweit großartig.
Im Glas keine Überraschung: Glasklar blinzelt der Vodka einem entgegen. Leicht pfeffrige Schärfe in der Nase und im Mund sehr volumig, beinahe samtig und angenehm. Nichts, was den Gaumen stundenlang beschäftigt, aber der Nàdar Vodka macht definitiv Spaß – und auch die 43% Vol. lassen sich erahnen. Ganz sicher eine Bank in einem Vodka Martini, oder besser noch in einem eiskalten Clubland. Einzig die weite Reise aus Schottland bis zu uns mag die Klimaeuphorie etwas trüben, aber vielleicht dient Nàdar hier ja als Ideengeber.

Flaschengröße 700 ml
Alkoholgehalt: 43% Vol.
UVP: ca. 45 €
Vertrieb: Alba Import oHG

The Seventh Sense – Salinè Salted Apéritif

Fruchtige Aperitif-Liköre sind nun keine ganz radikale Neuigkeit, aber wenn jemand damit wirbt, dass sein Produkt bewusst gesalzen ist, dann wird man neugierig. Salinè Salted Aperitif von The Seventh Sense triggert mich also sofort. Das Etikett sieht nett aus, und leichte Schwebstoffe in der Flasche zeugen von handwerklichem Einsatz. Soweit alles bestens. Das leuchtende, klare Orange im Glas ist mehr als einladend und es braucht nicht lange, bis die Nase von fruchtigen Noten umnebelt ist. Orange, Bergamotte und Sanddorn lassen sich klar erkennen, durch die angenehme, bittere Note erinnert es ein wenig an Kumquats. Unterstützt durch eine kräutrige Note – Salbei so das Etikett –, wird ein sehr komplexer und spannender Aperitif daraus, der durchaus gefällt, auch wenn das Salzige sogar noch etwas dominanter sein könnte; aber das ist ein Seitenaspekt. Schade, dass man sich bei Trinkempfehlungen über Longdrink und Sprizz nicht hinaustraut. Mit Salinè lassen sich sicher komplexere und spannendere Cocktails mixen. Die getestete Margarita war jedenfalls sensationell.

Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt 20,4% Vol.
UVP: € 19,99
Vertrieb: Charles Hosie GmbH

Laøri – Spice No. 2

Zweifelsohne. Der Markt ist da für alkoholfreie Alternativen zu Spirituosen, und er wächst. Und so lange mir nichts Schlaueres einfällt, werde ich mich auch zurückhalten mit dem ewigen Argument, dass man sie anders nennen soll. Auch Laøri Spice No. 2 weckt Assoziation zu Rum bereits eine Erwartungshaltung, die eigentlich nie erfüllt werden kann. Ohne Alkohol als Basis wird man einfach diese Komplexität und Tiefe nicht erreichen. Aber versuchen wir mal, uns davon frei zu machen, dann ist Laøri durchaus bemerkenswert. Das satte Goldbraun erinnert durchaus an lang gelagerte Destillate, und in der Nase lassen sich Vanille und Gewürze gut erkennen, wenn auch nicht mit der gewohnten Intensität. Im Mund stimmt auch die Viskosität ziemlich gut – ein Punkt, der bei alkoholfreien Spirituosen oft vollkommen daneben ist – und transportiert angenehme Süße, die aber eher nach Agave als nach Zuckerrohr schmeckt. Insgesamt schon lecker und auch trinkbar, aber für ein klares Sipping-Produkt fehlt noch ein wenig Tiefe. Der vorgeschlagene Longdrink mit Ginger Beer funktioniert hingegen wirklich gut. Allerdings muss sehr großzügig dosiert werden, damit der Laøri Spice No. 2 nicht untergeht.

Flaschengröße 500 ml
Alkoholgehalt: keiner
UVP: € 24,90
Vertrieb: Beyond Drinks GmbH

Aluna Coconut Rum

Kaum etwas schreit lauter „Finger weg“ als die abgefüllte Kombination aus Rum und Kokosnussaromen. Aber wahrscheinlich lag genau da bisher der Fehler – auch wenn der Aluna Coconut Rum kein brandneues Produkt ist, sondern schon eine Weile auf dem Markt. Hier verwendet man geröstete Kokosnüsse, die in Alkohol mazeriert und anschliessend mit Rum aus Guatemala und der Karibik geblendet werden. Dieser Blend wird dann mit Kokoswasser auf die Trinkstärke von 37,5% Vol. herabgesetzt. Und da ist wirklich eine Menge Kokosnuss in der Flasche. Der Duft steigt sofort in die Nase und verlangt, getrunken zu werden. Im Mund dann weder alkoholische Schärfe noch unangenehme, künstliche Süße. Aromen von weißem Rum und eine ganze Menge Kokosnuss – Bartender’s Darling, könnte man sagen. Wer Kokosnuss auch nur ein wenig abgewinnen kann, wird es lieben, mit Aluna Coconut Rum zu spielen. Der Daiquiri ist ein No-Brainer. Im Old Fashioned mit Pineapple Rum gebührt ihm ein Oscar als Nebendarsteller, und als nächstes wird sicher noch eine Mary Pickford ausprobiert.

Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 37,5% Vol.
UVP: € 23,99
Vertrieb: Perola GmbH

Credits

Foto: Marco Beier

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