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Inventur

Inventur am 7. November 2021 – Ein Rye von Johnnie Walker

HDiese „Inventur“ heute ist sehr, sehr wichtig. Sie wissen nicht, warum? Erinnern wir uns zurück: In der ersten Novemberwoche 2020 setzte der damals von der Politik geradezu zynisch bezeichnete „Lockdown Light“ ein. Die Infektionszahlen waren in den Wochen davor derart in die Höhe geschnellt, dass man keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte. Für die Bars begann damals eine kaum absehbare Schließzeit, die letztlich mehr als sechs Monate dauerte.

Deshalb sind diese Inventur und dieser erste Sonntag im November so wichtig. Denn obschon sich jüngst in den vergangenen Tagen sogar mehrere neue Rekordwerte in Sachen Inzidenz aneinanderreihen, gibt es aus der Politik keine Forderungen nach einem erneuten Lockdown. Für alle Bars, Barbetreiber und Barleute eine großartige Nachricht. Hoffen wir, dass die Lage in den Krankenhäusern auch im Lauf der nächsten zwei, drei Wochen stabil bliebt. Denn unsere Prognose lautet: Wenn bis Anfang Dezember alles im Griff bleibt, wird es ein Winter mit mehr oder weniger normalem gastronomischen Leben.

Schauen wir nun wie jeden Sonntag auf die News und Themen der bar- und spirituosenmäßigen Woche.

Die vielen Sollbruchstellen der Lieferketten

Über den Begriff „Lieferkette“ sowie deren Anfälligkeit wurde im Lauf der Pandemie viel gesprochen. Kein Wunder, schlagen sich doch Lockdowns und Ausgangssperren in bestimmten globalen Regionen schnell darauf nieder, ob die fragilen, weltweiten Warenströme in gewohnter Manier funktionieren. Die Kollegen von The Spirits Business haben diese Woche die Probleme in Sachen Spirituosenbranche und deren Lieferketten genauer untersucht.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Denn neben der Pandemie und ihren Folgen schlägt sich auch der Brexit massiv nieder, der den Spirituosenhandel zwischen EU und Großbritannien stark beeinträchtigt. Zudem gab es ja im März dieses Schiff, das die wichtigste Wasserstraße zwischen Asien, Afrika und Europa über eine Woche blockierte. Das Problem ist jedenfalls global. Es mangelt mittlerweile an allem, an Rohstoffen, fertigen Produkten, Treibstoff, Überseecontainern und auch an Arbeitskräften. Steuern und Zölle schlagen ins Kontor. Teils bleiben in den Supermärkten schon die Regale an jenen Stellen leer, wo sonst die Markführer zu kaufen sind. Und jene Händler und Hersteller, die sich in weiser Voraussicht große Vorräte angekauft haben, finden keine Lagerflächen. Ein sehr interessanter Beitrag!

Ein Rye von Johnnie Walker?

Normalerweise berichten wir an dieser Stelle nicht über einzelne neue Produkte. Heute machen wir aber eine Ausnahme – erstens, weil es wirklich interessant ist, und zweitens, weil auch viele große internationale Publikumsmedien die Sache bereits aufgegriffen haben: Wie u.a. Forbes zu Beginn der Woche berichtete, hat Scotch-Riese Johnnie Walker einen Whisky lanciert, der mehrheitlich auf Roggen basiert.

Ja, wirklich. Der „High Rye“ von Johnnie Walker weist einen Roggen-Anteil von 60% auf in seiner Mash Bill auf. Dass der Begriff Mash Bill im Scotch-Kontext überhaupt verwendet wird, ist ein weiteres Indiz dafür, dass man sich mit dem Rye offenbar eindeutig auf die bekannte Gattung des American Whiskey bezieht. Der Rest des Blends besteht der Meldung zufolge aus Single Malts, die auch den gewohnten „Black Label“ kennzeichnen, also vermutlich Coal Ila, Cardhu und Blair Athol. Die Qualität ist vorerst für den US-Markt vorgesehen, ob und wann er in Deutschland eingeführt wird, konnte nicht ermittelt werden.

Wein und Transparenz. So eine Sache…

Wein, ein Naturprodukt? Noch immer ist das eine der zentralen Vermarktungsthesen, der zahlreiche Verbraucher nach wie vor Glauben schenken. Und auch wenn die kleine Szene um Naturweine und biodynamisch erzeugte Produkte in den letzten Jahren beständig gewachsen ist, darf man nicht vergessen: Ein Großteil allen verkauften Weins stammt von industriellen Herstellern.

In einem Beitrag der ZDF-Reportage-Reihe „Wiso“ wurde am Montag der Dokumentarfilm „Wein mit Beigeschmack“ ausgestrahlt. Darin beleuchten die Autoren des Films mehrere wichtige Bereiche. Ein extrem relevanter Punkt sind etwa die zahlreichen erlaubten Zusatzstoffe, mit denen der Wein vom Feld bis in die Flasche behandelt werden darf – und auch behandelt wird, bis hin zu Pestizidrückständen. Zudem wird auch die Macht thematisiert, die die großen Handelsketten auf die Weinbranche ausüben. Und nicht zuletzt geht es, am Beispiel Südafrika, auch um die Menschen, die unter teils sehr schlechten Bedingungen in der Industrie tätig sind. Der Film ist in der Mediathek des ZDF abrufbar.

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

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