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Inventur

Inventur am 17. September 2023 – Überflüssige Verpackung & der peruanische Manhattan

Diskutieren Sie mit: Zeigt die Barszene wirklich ein ernsthaftes Interesse an einem ökologischen Handeln oder tut sie nur so? Die vielen Gastschichten und Brandtrips, die schon lange vorpandemisches Niveau erreicht haben, lassen nämlich nicht unbedingt darauf schließen, dass man dem eigenen Co2-Footprint viel Interesse entgegenbringt. Diese Woche haben wir unsere Beobachtungen in einen Artikel gepackt (in dem wir auch nicht mit Selbstkritik sparen) auf den wir auch erste Reaktionen aus der Szene bekommen haben – hier gibt es den Text nochmal zum Nachlesen. Was meinen Sie dazu? Schreiben Sie Ihre Antwort gerne an [email protected], denn es ist ein komplexes Thema, das nur gemeinsam betrachtet und angepackt werden kann. Und dann springen wir auch schon hinein in die Inventur dieser Woche, und beginnen mit einem artverwandten Thema …

Die Zukunft der Verpackung ist … verpackungslos

In der Welt der Premium-Spirituosen sind Flasche und Verpackung so unzertrennbar wie Siegfried & Roy. Eine – oftmals aufwändig gestaltete – Verpackung symbolisiert Exklusivität, Besonderheit, Qualität und nicht zuletzt einen ansprechenden Preis, den man für die Flasche gezahlt hat. Sie symbolisiert auf der anderen Seite aber auch eine ökologische Leichtsinnigkeit, denn die Herstellung, der Transport und die Entsorgung belasten die Umwelt. Der Beitrag auf SevenFiftyDaily beleuchtet diesen Spagat, den immer mehr Marken machen und machen müssen, in dem sie die Verpackung weglassen oder sie umweltfreundlicher herstellen. So schreibt etwa der Master Distiller von Irish Distillers, Kevin O’Gorman, der Generation Z und deren zunehmender Besorgnis über den Klimawandel zu, dass auch immer mehr Verbraucher:innen der Nachhaltigkeit den Vorrang vor vermeintlichem Luxus geben. So kämen auch mehr engagierte Whiskytrinker auf den Geschmack. „Viele verstehen, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher. Die Verpackung muss sich ändern und wir müssen uns mit ihr ändern“, wird er zitiert. „Wir haben eigentlich keine Wahl mehr, wir müssen es tun.“

Der Capitán, der peruanische Manhattan

Auch wir haben uns in den vergangenen zwei Wochen auf unserer Website mehrmals mit Pisco beschäftigt, unter anderem mit der Geschichte des Pisco Punch. Das Punch Magazine wiederum widmet sich jetzt in einer ausführlichen Geschichte einem anderen traditionellen Pisco-Cocktail in Peru, dem weniger bekannten Capitán. Dieser ist mehr oder weniger eine Manhattan-Variante auf der Basis von Pisco, zumindest in der modernen Ausprägung. Denn die Historie des Drinks geht auf das 19. Jahrhundert zurück, als man in Peru anfing, den heimischen Pisco mit importiertem, italienischem Wermut im Verhältnis 1:1 zu konsumieren. Diese Ur-Variante kann man in den Bars des Landes immer noch konsumieren, aber eben auch die modernen Twists, die nicht zuletzt in der Food-Metropole Lima keine Seltenheit sind. Interessant dabei: Offenbar ist die grüne Olive als Zutat und Garnitur schon sehr lange mit dem Pisco und dem Capitán verwoben.

Das Blendenreduzierstück

Die oben erwähnte, moderne Manhattan-Variante des Capitán wird vornehmlich mit Angostura Bitters gemixt, und der legendären, kleinen Bitters-Flasche aus dem Hause eines deutschen Arztes in Südamerika widmet sich auch VinePair. Man spart die Historie um Doktor Siegert und die Aromatik allerdings aus, sondern widmet sich einem weniger beachteten Detail der Flasche: dem Ausgießer. Also dem Plastikteil am Ende des Flaschenhalses, durch das die Tropfen den Weg ins Freie finden. Dieses hat nämlich einen Namen. Im Englischen nennt sich dieser „Orifice Reducer“, was auf deutsch (zumindst laut Deepl) „Blendenreduzierstück“ bedeutet. Würde bei der Vorliebe der deutschen Sprach für derart knackige Wortaneinanderreihungen durchaus passen. Dieses lässt sich jedenfalls auch aus den Flaschen entfernen und für andere Anwendungen benützen. Ein kleiner, netter Text über die wenig beachteten Details der Bar.

Kaputte Tanks führen zur Rotwein-Flut

Aktuell ist in den Nachrichten leider häufiger von Fluten die Rede, die in vielen Ländern enormes Unglück verursachen – und eben auch eine Folge des, siehe oben, Klimawandels sind. Selten jedoch ist von Fluten dieser Kategorie zu lesen: Wie eine Vielzahl von Medien, u.a. The Guardian, diese Woche berichteten, kam es in der portugiesischen Kleinstadt Levira zu einer Überflutung durch … Rotwein. Grund war der Bruch eines Tanks in einer Destillerie, der einen zweiten mit sich riss und so den Weg frei machte für insgesamt etwa 2,2 Millionen Liter Rotwein, der sich durch die Straßen ergoss und für spektakuläre Bilder sorgte, die um die Welt gingen. Wie die Brennerei, die Destilaria Levira, erklärte, seien die Fässer zur Lagerung von überschüssigem Wein verwendet worden, hätten aber beim Auslaufen, das etwa eine Stunde andauerte, keinen starken Geruch hinterlassen, da es sich um „guten Qualitätswein“ gehandelt habe, wie der Geschäftsführer der Brennerei, Pedro Carvalho, zitiert wird. Immerhin.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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