Inventur am 28. Juni 2020 – Richie Hawtin macht weiter mit Sake & Punch würdigt Julian Anderson
Und schon sind wir da: Sie lesen hiermit die letzte „Inventur“ im ersten Halbjahr 2020, das auf seine ganz spezielle Weise wohl so schnell und rauschhaft vorübergegangen ist wie noch keines zuvor. Für uns von MIXOLOGY war es gleich doppelt aufregend: Durch den Verkauf der Marke wurde unser Magazin mit Wirkung zum 1. Januar ein Teil des Meininger Verlags, der unser Team freundschaftlich aufgenommen hat – die Zuversicht auf die kommende, neue Zusammenarbeit war groß und das Jahr begann toll. Und dann kam der März und mit ihm auch für uns der Einschnitt.
Im Februar war das Coronavirus als Thema erstmals auch bei uns aufgetaucht, damals noch als „asiatische Angelegenheit“. Seit dem Beginn der hiesigen Krise haben wir für Sie die Entwicklungen der Branche, ihre neu entstehenden Probleme und Herausforderungen begleitet. Für uns bedeutete dies eine völlig neue Art tagesaktueller Recherche und Berichterstattung, wie sie von einem Fachmagazin sonst nicht praktiziert wird. Wo wir Themen und Ansatzpunkte finden, die wir für Sie relevant halten, gehen wir ran und versuchen, Fragen zu beantworten und Dinge aufzuklären. Es liegt uns am Herzen, dieser Branche, als deren Teil wir uns begreifen, zu helfen. Über ihre Meinung zu unserer Arbeit, ganz besonders in diesen Tagen, freuen wir uns immer. Sollten Sie also mit Kritik und natürlich auch Lob, aber ebenfalls mit Themenvorschlägen an uns herantreten wollen, können Sie sich jederzeit unter [email protected] an uns wenden.
Wir freuen uns auf Ihre Nachricht und schauen, wie gewohnt, auf die Themen und News der Woche.
Techno meets Sake: Richie Hawtin macht weiter
Der britische DJ, Produzent und Live-Performer Richie Hawtin zählt nicht nur zu den ganz, ganz Großen der seriösen Techno-Kultur – Hawtin ist auch schon seit vielen Jahren eingefleischter Sake-Liebhaber und Kenner. Bereits 2017 etablierte er sich in seiner langjährigen Wahlheimat Berlin mit Enter.Sake, nun geht es noch einen Schritt weiter:
Gemeinsam mit zwei Partnern brachte Hawtin in Kreuzberg Anfang Juni das Shop-Format Sake 36 an den Start. Das ambitionierte Projekt versteht sich als eine Art Botschafter für hochwertigen Sake in Deutschland, vor allem aber auch als physischer und digitaler Shop, der die ganze Bandbreite der Kategorie veranschaulicht. Denn, so müssen wir ganz ehrlich sein: Noch immer ist die japanische Spezialität ein ziemliches Stiefkind, das auch von Gastronomen und Verbrauchern falsch behandelt wird. Unter normalen Bedingungen wird es bei Sake 36 auch regelmäßige Verkostungsveranstaltungen geben, momentan pausiert dieses Angebot natürlich.
Die Geschichte von Julian aus Montana
Eins muss man Robert Simonson stets lassen: Der Schriftsteller und Cocktailspezialist der New York Times hat nicht nur ein untrügliches Gespür für die richtige Story zur richtigen Zeit, er kann die Story auch besser erzählen als mehr oder minder jeder andere Fachjournalist. Für das Punch Magazine hat sich Simonson nun erneut ein hochinteressantes Thema und eine Figur ausgesucht, von der zumindest wir noch nie gehört haben.
In seinem Porträt über Julian Anderson zeichnet Simonson aus hochaktuellem politischem Anlass ein detailliertes, fast literarisches Bild über einen der ganz wenigen einflussreichen farbigen Bartender zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Julian Anderson, wohl geboren in Deutschland als Sohn zweier aus Virginia geflüchteter Sklaven. Und: Nach heutigem Kenntnisstand war Anderson der zweite schwarze Barmann überhaupt, dem es gelang, ein eigenes Cocktailbuch zu veröffentlichen. Doch lesen Sie am besten selbst – eine absolute Empfehlung!
Die zehn erfolgreichsten Social-Schnäpse
Haben Sie sich vielleicht schon mal gefragt, welche Spirituosenmarken in den sozialen Medien die stärkste Reichweite, den meisten Einfluss, die größte Beachtung genießen? Wir wollen ehrlich sein: Gefragt haben wir uns das schon mehrfach, aber letztlich verfolgen wir aus beruflichen Gründen die Aktivitäten so vieler Häuser, dass der Überblick schwierig wird.
Die Kollegen vom Branchendienst The Spirits Business haben sich die Mühe jetzt trotzdem gemacht und die Social-Media-Kennzahlen der großen internationalen Spirituosen-Brands verglichen. Das Resultat ist eine Top Ten voller bekannter Flaschen und mit einem nicht komplett überraschenden Sieger. Irritierende Beobachtung für unser war eher: Weder die sagenhaft bekannte Marke Bacardi findet sich in der Liste, ebenfalls kein einziger Scotch.
Feiern in der Plastiktonne. Seriously?
Seit langem hat uns keine Skurrilität der Woche so erheitert wie die Erfindung, die jetzt kommt: Es ist allgemein bekannt, dass die Eventbranche (also u.a. Volksfeste, Konzerte, Festivals etc.) gemeinsam mit den Nachtclubs zu den wenigen Wirtschaftsbereichen gehört, die sogar noch stärker von der Corona-Krise betroffen sind als die Bars. Denn, so einfach die Grundannahme: Auf Festivals und in Clubs kommen sich die Leute per definitionem automatisch sehr nah. Also kein Festivalsommer 2020.
Der Eventunternehmer Alexander Wolfrum hat diese Woche nun in Gegenwart des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger eine Lösungsidee präsentiert, die zumindest uns die Lust aufs nächste Live-Konzert eher nimmt, anstatt sie zu vergrößern: Wie die TZ berichtet, hat Wolfrum eine Art transparente Kunststofftonne entwickelt, die durch eine Art Rucksackgeschirr getragen wird. Von Kopf bis Fuß ist man dann in dieser Röhre versteckt und so angeblich vor Kontakt geschützt. Der Minister lobt’s, bemängelt aber auch gleich, dass der Bier-Kauf schwierig vonstatten gehen dürfte. Nun ja. Wir fahren dann wohl doch eher ins Autokino.
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Foto: Everett Collection / shutterstock.com