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Inventur

Inventur am 18. Februar 2024 – Fataler Januar für britische Bars

So, die beiden traditionellen Februar-Termine sind Geschichte: Sowohl der Valentinstag als auch der Super Bowl liegen hinter uns. Und während Taylor Swift ihren Jet neu betanken lässt, packen wir allmählich die Koffer und buchen eine Bahnfahrkarte. Schließlich sind es nur noch wenige Tage bis zur Finest Spirits in München, wo MIXOLOGY wieder mit einer kleinen Messe-Bar am Start sein wird.

Kuratiert werden die Drinks an unserem Mixology Cocktail Corner wie schon beim letzten Mal von den beiden großartigen Bartenderinnen Fredi Behrens (Collab Bar, Hamburg) und Natalie van Wyk (Green Door, Berlin). Freuen Sie sich auf eine kleine, abwechslungsreiche Karte mit feinen Drinks, die perfekt geeignet sind, um im Messetrubel für ein Viertelstündchen die Seele baumeln zu lassen. Sie sind in München, haben aber noch kein Ticket? Kein Problem, noch gibt es Karten für das wichtigste deutsche Spirituosenfestival, das vom 23. bis 25. Februar im Münchener Zenith über die Bühne geht.

Britische Bars müssen schmerzhaften Januar hinnehmen

Nicht nur in Deutschland streikt manchmal das Bahn-Personal. Auch in Großbritannien war dies im vergangenen Januar der Fall. Das ist aber nur ein Grund dafür, dass die britischen Bars im ersten Monat des Jahres einen empfindlichen Umsatzeinbruch hinnehmen mussten: Um satte 13,6% fielen die Einnahmen, wie The Spirits Businessdiese Woche meldete.

Der Bericht basiert auf Erhebungen von CGA Strategies, einer aufs Gastgewerbe und die Getränkebranche spezialisierten Tochterfirma des Marktforschungs-Riesen Nielsen IQ. Neben ausfallendem Zugverkehr seien vor allem der Verzicht auf Alkohol à la Dry January sowie mehrere schwere Sturmtiefs, aufgrund derer viele Menschen das Haus nicht verlassen haben, die Hauptgründe für einen derart schlechten Bar-Januar. Befeuert werde dies, so CGA, zusätzlich durch die allgemein eher ungünstige Konsum-Stimmung der breiten Bevölkerung. Da drängt sich doch die Frage auf: Wie verlief der Januar aus wirtschaftlicher Sicht in Ihrer Bar? Schreiben Sie uns gern unter [email protected].

Gastschichten – Pro & Contra

Für manche Bartender:innen sind sie das Größte und gehören irgendwie zum Business dazu, andere sehen darin keinerlei Sinn: Die Rede ist von Gastschichten. Die Gepflogenheit, für einen oder zwei Abende mit der eigenen Bar sozusagen an einem fremden Tresen zu gastieren, hat sich im Lauf der Jahre zu einem probaten Mittel entwickelt, die eigene Bar-Botschaft auch in anderen Städten, Ländern und Communitys zu verbreiten.

Doch für viele Bars und ihre Betreiber:innen stellt sich die ernsthafte Frage: Lohnt sich das wirklich? Erst recht, wenn man als kleine Bar eventuell schließen muss, um stattdessen zweitausend Kilometer entfernt Drinks zu machen? Jake Emen widmet sich dieser und anderen Fragestellungen in seinem ausgiebigen Text bei VinePair – auch der Frage, ob Gastschichten abseits potentieller Bestenlisten-Platzierungen wirklich einen nennenswerten Effekt haben. Überhaupt nicht angesprochen wird hingegen das Thema unnötige Flugreisen.

Gault Millau Deutschland wehrt sich gegen Vorwürfe

Vorige Woche ging eine kleine Schockwelle durch die deutsche Kochszene: Mit einer sehr scharf formulierten Pressemitteilung gab die Schweizer Mutterfirma des Gault Millau bekannt, dass man dem bisherigen deutschen Lizenznehmer – der Henris Edition – die Rechte entziehe, weiterhin den Gault Millau in Deutschland herauszugegeben. Gründe dafür sollten sowohl inhaltlicher Natur als auch angeblich ausgebliebene Zahlungen von Lizenzgebühren sein.

Henris Edition, ein kleiner Verlag aus München, hat sich nun im Schnellverfahren vor Gericht gewehrt und Recht bekommen: Wie das Landgericht Düsseldorf feststellte, seien sämtliche Unterstellungen der Lizenzgeber unbegründet. Auch lasse sich klar nachweisen, dass die angeblich ausgebliebenen Zahlungen sehr wohl stattgefunden hätten – und zwar sogar inklusive Vorauszahlungen für die beiden kommenden Jahre. Das Oberlandesgericht Düsseldorf bestätigte dieses Urteil kurz darauf. Das berichteten u.a. die Kollegen von Kalk & Kegel in einem Artikel.

Der Gault Millau ist neben dem Guide Michelin der weltweit renommierteste Führer für Spitzenrestaurants. Seit 2019 gehören die Rechte einem Konsortium russischer Investoren, die Lizenzen an Verlage in verschiedenen Ländern verkaufen. Gault Millau hat bereits angekündigt, das Verfahren gegen die deutschen Lizenznehmer nun in der Schweiz weiterführen zu wollen.

Mehr Beachtung für den Rapscallion

Auch wir hatten uns vor Kurzem ausgiebiger dem Rapscallion gewidmet, einem modernen Klassiker mit schottisch-dänischen Wurzeln. Nur wenige Wochen später schauen auch die amerikanischen Kollegen von Punch näher hin. Und wo wir eben schon das Thema Gastschichten auf dem Tableau hatten, gibt es darin eine spannende Anekdote zu diesem Thema.

Wie Tyler Zielinski nämlich schildert, war die vielleicht einflussreichste „Gastschicht-Gruppe“ der Nullerjahre maßgeblich verantwortlich dafür, dass der Rapscallion auch in Nordamerika ein hohes Maß an Beachtung fand. Wir sagen nur: Travelling Mixologists. Und ja, es ist schlicht eine Wohltat, auch mal Namen deutscher Bartender wie Jakob Etzold, Torsten Bender, Sven Riebel oder Gonçalo de Sousa Monteiro in einer englischsprachigen Fachzeitschrift zu lesen. Mehr Details gibt es hier.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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