TOP
Inventur

Inventur am 28. Februar 2021 – Chris Moore im „Dante“ & Hennessy wird offizielle NBA-Spirituose

Heute geht er zu Ende: der vierte Monat ohne gastronomisches Leben in Deutschland. Damit dauert die Schließung aller Gaststätten nun schon rund sechs Wochen länger als beim ersten Lockdown im Frühling 2020. Seit einem Dritteljahr ist alles zu. Hilfsgelder, etwa die sogenannten Novemberhilfen oder Dezemberhilfen, sind aufgrund technischer Probleme immer noch teilweise unausgezahlt. Die Behörden, die so viel von Toleranz und Solidarität sprechen, zeigen selbst nach einem knappen Jahr des Pandemieverlaufs noch vielfach Lethargie und Trägheit statt Engagement.

Parallel bekommt unsere Redaktion in den letzten Wochen mehr und mehr mit, dass ein bestimmter Teil der staatlichen Infrastruktur dennoch sauber funktioniert: die Finanzämter. Denn zwar mögen Gastwirte seit 16 Wochen (inklusive einer entfallenen Weihnachtssaison) ohne Einnahmen sein und viele ihrer Zulieferer ebenfalls in finanzielle Schieflage geraten – das ändert nichts daran, dass vielerorts nach dem Motto business as usual Vorauszahlungen von Umsatzsteuer oder Gewerbesteuer gefordert werden oder auch Steuerprüfungen für Betriebe angemeldet werden, die praktisch seit Monaten stillstehen. Der Zorn der Gastrobranche, die ohnehin zu den allergrößten Verlierern der Krise gehört, wird dadurch jedenfalls nicht besser, dass diejenigen Behörden, die noch funktionieren, sie dann auch noch weiter in Bedrängnis bringen. Doch schauen wir nun erstmal, was die Woche in der Branche sonst noch so gebracht hat.

Was echte Grenadine wirklich war

Einer der renommiertesten Bar-Wissenschaftler hat erneut eine interessante Sache ausgegraben: Wie der Kanadier Darcy O’Neil auf seinem eigenen Blog Art of Drinks in einem detaillierten Essay darlegt, ist die weit verbreitete Annahme, klassische Grenadine basiere komplett oder größtenteils auf Granatapfelsaft, aus historischer Perspektive nachweisbar falsch.

Spannend ist dabei vor allem die Art und Weise, wie O’Neil seine Entdeckung ins Rollen gebracht hat. Denn seine Leidenschaft für Botanik und Gärtnerei hat in Form alter Lehrbücher dazu beigetragen. Wie sich indessen zeigt, ist die traditionelle Grenadine eine höchst komplexe Angelegenheit, meist aus zahlreichen Zutaten gefertigt, oft bitter und teilweise auch alkoholisch. Wir empfehlen eine detaillierte Lektüre!

„Ciao, Dante!“ – Chris Moore meldet sich aus New York zurück

Bereits Ende letzter Woche machte diese Nachricht die Runde. Chris Moore meldet sich aus der Versenkung zurück – allerdings von der anderen Seite des Atlantik, und zwar als Barchef im New Yorker „Dante“, der weltbesten Bar 2019. Das berichtete zunächst das britische Class Magazine exklusiv, dessen Herausgeber und Chefredakteur Hamish Smith ein langjähriger, enger Freund von Moore ist.

Chris Moore gehörte als Teil des Londoner Savoy Hotel und Headbartender der dortigen Beaufort Bar lange Zeit zu den prägenden Figuren der globalen Szene, mehrere internationale Awards konnte sie Bar unter seiner Ägide im Lauf der Jahre sammeln. Auch sein erstes eigenes Barprojekt „Coupette“ schlug ein wie eine Bombe und konnte sich rasch in der Top-Liga etablieren – bis Moore im Herbst 2019 auf sehr ehrliche und nahbare Weise bekanntgab, sich aufgrund von Burnout, Scheidung und einem generellen persönlichen Tief aus der Firma zurückzuziehen. Seither war es still um ihn. Das Dante wiederum hat seinen kreativen Kopf Naren Young kurz vor Beginn der Pandemie verloren. Warten wir ab, was der Englishman in New York aus der italienischen Restaurant-Bar machen wird.

Pass the Henny: NBA und Hennessy geben enge Partnerschaft bekannt

Über das historisch gewachsene Verhältnis von Cognac und der Black Community der USA hatten wir letzten Sommer kurz berichtet. Und auch die Werbeaktivitäten von Hennessy im Umfeld der NBA sind nicht neu. Revolutionär ist allerdings, dass das Flaggschiff des französischen LVMH-Konzerns seit Donnerstag ausdrücklich und weltweit als „Official Spirit“ der nordamerikanischen Basketball-Profiliga bezeichnet wird – das gab Hennessy am Donnerstag auf seiner Website bekannt.

Die beiden Partner Hennessy und NBA vertiefen damit ihre bereits bestehende Beziehung, der Rede wert ist das aber dennoch. Denn die Titulierung als offizielle Spirituose der gesamten Liga ist selbst in der Historie der perfekt geölten Vermarktungsmaschinerie namens NBA ein Novum, das es so zuvor noch nicht gegeben hat. Und wir fragen uns unterdessen natürlich, ob LeBron James jetzt ein wenig beleidigt ist, dass der Deal nicht mit seinem Tequila abgeschlossen wurde.

Können klassische Cocktails einer Bar schaden?

Sven Almenning hat wieder zugeschlagen. In seiner Kolumne für das Australian Bartender Magazine lässt sich der einflussreiche, meinungsfreudige Unternehmer und Barbetreiber mit den skandinavischen Wurzeln regelmäßig zu kontroversen Themen aus. Seine These diesmal: Bloß keine Cocktailklassiker auf die Karte schreiben. Das bringt nur Ärger.

Was für viele Barleute zunächst blasphemisch klingt, wird von Almenning interessant und durchaus nachvollziehbar verargumentiert. Natürlich richtet sich sein Appell nicht gegen Drinks, die auf klassische Weise funktionieren, oder gegen „Twists“,  sondern gegen die Idee, die großen klassischen Cocktails à la Manhattan, Negroni oder Martini aufs Menü zu setzen. Der Hauptgrund: Man könne damit eigentlich nur scheitern, denn praktisch jeder Gast habe an einen klassischen Cocktail Erwartungen, die man nicht erfüllen könne – egal, wie gut der Drink ist. Ein hochinteressanter, reizvoller Gedanke. Unbedingt lesen!

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

Kommentieren