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Inventur

Inventur am 3. September 2023 – Immer mehr Käse im Cocktail

Ein heißes Willkommen zur ersten „Inventur“ im letzten Jahresdrittel. Und – schwupps! – sind es nur noch fünf Wochen bis zu den Mixology Bar Awards und zum Bar Convent Berlin. Da es durchaus dazu kommen könnte, dass die führende Leitmesse der internationalen Barszene irgendwann ausverkauft ist, liefern wir hier heute einen ganz kleinen friendla Reminder: Noch gibt es sowohl Tagestickets als auch Dauerkarten für den BCB, der vom 9. bis 11. Oktober in der Messe Berlin stattfindet. Und nun zum üblichen Überblick über die News und Themen der endenden Woche!

Churchills Kommandozentrale in London wird Luxushotel mit drei Bars

Ob es Sir Winston Churchill gefallen hätte, kann man nicht sicher sagen. Klar ist jedenfalls: Das „Old War Office“, in dem auch Churchill einst als Marineminister und später als Premierminister während des Zweiten Weltkriegs viel Zeit verbrachte und Befehle erteilte, öffnet in Kürze als Luxushotel von Neuem seine Tore.

Betreiber ist die Raffles-Gruppe, die ihre Wurzeln in Singapur hat, wo auch das Ur-Raffles-Hotel steht, dessen Bar als Heimat des Singapore Sling gilt. Für das erste Raffles-Hotel in Großbritannien, das u.a. drei Bars und neun Restaurants beherbergen soll (das würde Churchill definitiv gefallen), wurde das 1906 erbaute Gebäude im Londoner Stadtteil Whitehall mehrere Jahre lang aufwendig für einen ungenannten Betrag saniert und umgebaut. Wer sich das ganze demnächst persönlich anschauen will, kann das zu einem günstigen Zimmerpreis ab 1100 Pfund pro Nacht tun, wie CNN berichtet.

Alle(s) Käse im Cocktail?

Zuletzt war es der Parmesan auf dem Espresso Martini. In der Tat ist aber die Geschichte von Umami in Cocktails schon sehr alt, ebenso die von Käse im Drink – angefangen eventuell beim Blue Cheese Martini der 1990er. Gerade auf den letzten Punkt, also den Einsatz von Käse in Cocktails, geht Bartender und Journalist Tyler Zielinski in einem Beitrag für das Class Magazine näher ein.

Zielinski hat mit Bartender:innen gesprochen, die sich schon länger intensiv mit der Materie auseinandersetzen. Seine wichtigste Beobachtung? Tatsächlich eignen sich sehr viele Käsesorten dafür, etablierten Cocktails einen gewissen Schliff zu verpassen. Wichtig ist dabei aber immer eine sorgsam ausgewählte Arbeitstechnik und die korrekte Käsesorte – denn nicht jeder Käse passt in jeden Drink. Schauen Sie unbedingt mal rein, da sind interessante Denkanstöße dabei.

Whisky und Sexismus: here to stay

Dass Whisky in der allgemeinen Wahrnehmung noch immer eine männliche Domäne ist, bleibt unbestreitbar – ein knapper Überblick über gängige Werbemotive oder ein kurzer Spaziergang über eine Whiskymesse genügt für diese Feststellung. Auch sexistische Tendenzen werden immer wieder beschrieben und bemängelt, zuletzt etwa durch den Skandal um Autor Jim Murray und seine selbstbewusst bezeichnete Whisky Bible im Jahr 2021.

Diese Debatte wird nun weiter vorangetrieben durch eine Erhebung, die die gemeinnützige OurWhisky Foundationunter weltweit mehr als 600 Frauen durchgeführt hat, die beruflich in der Whisk(e)y-Branche tätig sind. Die Resultate sind ernüchternd: Mehr als zwei Drittel der befragten Frauen geben an, aufgrund ihres Geschlechts bereits beruflich diskriminiert oder unangemessen angesprochen worden zu sein. Rund ein Drittel berichtet gar von körperlichen Übergriffen im Rahmen ihrer Arbeit. Besonders stark seien der Studie zufolge übrigens Frauen betroffen, die durch ihre Tätigkeit Kontakt zu Endverbraucher:innen haben. Weitere Zahlen und Details zu der Umfrage präsentiert diese Woche The Spirits Business.

Warum es kaum Promi-Bier gibt

Berühmte Menschen stürzen sich seit Langem schon auf eigene Alkoholmarken. Den Anfang machte der Vodka-Boom der späten 90er- und frühen Nullerjahre. Aktuell leihen die größten Celebritys bevorzugt Wein- oder Tequilamarken ihren Namen und ihr Gesicht.

Genau in diesem Aspekt des Gesicht-Leihens liegt auch ein Teil der Antwort auf die Frage, die Bier-Journalist Joshua Bernstein bei VinePair stellt: Wo sind eigentlich all die Superstar-Biere? Denn obwohl Craft Beer – speziell in den USA – eine große, nachhaltig gefragte Bewegung ist, gibt es kaum Biere von Berühmtheiten. Einer der Hauptgründe, so Bernstein, sei folgender: Die meisten Celebrity-Getränke haben außer dem Namen und dem Gesicht nichts zu tun mit „ihrem“ Star. Bierliebhaber hingegen wünschen sich weit mehr als Konsument:innen von Wein oder Spirituosen einen möglichst engen, handwerklichen Bezug zwischen Inhaber und Produkt. Zudem ist es wesentlich schwieriger, mit Bier wirklich Geld zu verdienen als mit einem in Lohnabfüllung gebrannten Schnaps. Ein interessanter kleiner kulturwissenschaftlicher Aufsatz!

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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