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Inventur

Inventur am 3. Mai 2020 – Katastrophe in der britischen Gastronomie & der Pegu Club ist geschlossen

Herzlich willkommen zu unserem ersten News-Überblick im Mai. Der Begriff „Wonnemonat“ will wohl dieses Jahr nicht so ganz passen. Nur wenige Menschen dürften am Donnerstagabend auf wilden Partys in den Feiertag hineingetanzt haben. Auch für uns von MIXOLOGY ist insbesondere dieser heutige Sonntag ein merkwürdiger Tag: Denn unter normalen, coronalosen Umständen säßen wir genau in diesem Moment eigentlich wohl gerade im Zug nach Köln, wo am morgigen Tag das Finale unserer Made in GSA Competition hätte stattfinden sollen.

Bis Ende März hatten wir mit der Ankündigung einer Verschiebung gewartet, dann war die Sache irgendwann aber doch klar. Die Made in GSA Competition 2020 wird voraussichtlich im Spätsommer dieses Jahrs nachgeholt. In welcher Form wir das Event dann genau werden ausrichten können, wird aktuell geklärt. In jedem Fall wollen wir an dieser Stelle noch einmal daran erinnern: Sobald der neue Termin bekanntgegeben wird, öffnen wir auch das Bewerbungs-Portal für eine zweite Runde. Wir freuen uns also, auch trotz der augenblicklichen Situation, auf weitere spannende Cocktailkreationen mit heimischen Zutaten.

Katastrophaler Einbruch der britischen Gastronomie

Es dürfte niemanden überraschen: Auch der britischen Gastronomie geht es aufgrund der coronabedingten Schließungen sehr, sehr schlecht. Wie dramatisch die Lage jedoch ist, zeigt der erste Quartalsbericht des Branchendienstes „UK Hospitality“. Gemäß dem Report brachen die Umsätze des gesamtem britischen Gastgewerbes (also inkl. Hotels und Freizeiteinrichtungen) um mehr als 20 Prozent ein.

Bedenkt man, dass der Lockdown für die britische Gastronomie erst am 20. März erlassen und somit erst kurz vor Ende des ersten Quartals wirksam wurde, scheint diese düstere Analyse sogar nur ein kleiner Vorgeschmack auf das restliche Jahr zu sein. Denn wie auch hierzulande verfügen die meisten kleinen Unternehmen über keine wirklichen Rücklagen und die Versicherer zahlen ebenfalls nicht. Der Verband spricht bereits von einem drohenden „Job-Blutbad“.

Psychische Erkrankungen unter Gastronomen werden wahrscheinlicher

Es ist keine Neuheit, dass gastronomisch Berufstätige wie etwa Köche und Barleute ohnehin besonders stark von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Die offensichtlichen Erklärungen sind schnell gefunden: Lange Arbeitstage, wenig mentaler Ausgleich, oft geringe Bezahlung, teilweise prekäre, unzuverlässige Anstellungsverhältnisse – dazu ein oft sehr unkomplizierter Zugang zu Alkohol und auch anderen Rauschmitteln aller Art. Vor zwei Jahren hatte der Berlin Bartender Damien Guichard für MIXOLOGY einen ausgiebigen Beitrag zu dem Thema verfasst, der auch seine eigenen Erfahrungen mit einbezieht.

Angesichts der Corona-Krise steigt dieses Risiko natürlich besonders für Bartender noch einmal immens an: Keine Branche ist derart umfänglich und unmittelbar betroffen wie die der Bars und Clubs, abermillionen Fachleute bangen weltweit um ihren Arbeitsplatz und damit um ihre Zukunft – das macht anfällig für Angstzustände, Depressionen, Drogenmissbrauch und sogar Suizidgedanken. Für eine Branche, die ohnehin mit dem Thema Mental Health zu kämpfen hat, könnte das nun zusätzliche, sehr negative Konsequenzen nach sich ziehen. Die Kollegen von SevenFiftyDaily gehen der Sache sensibel auf den Grund.

Nach fast 15 Jahren: der Pegu Club bleibt für immer geschlossen

Ist es das erste hochprominente Bar-Opfer des Coronavirus? Diese Diagnose wäre vielleicht zu einseitig, aber in großem Umfang haben die Bar-Schließungen im Zuge der Covid-19-Pandemie wohl durchaus mit reingespielt: Wie Audrey Saunders am Donnerstag in einem ausführlichen Post auf ihrem privaten Facebook-Profil bekanntgab, wird ihr legendärer Pegu Club in der New Yorker Houston Street nie wieder seine Türen aufsperren.

Der Pegu Club gehörte zu den wichtigsten Orten der globalen Bar-Renaissance, Audrey Saunders zu dessen prägenden amerikanischen Protagonistinnen. Zwar ist es im Laufe der Jahre etwas stiller geworden, doch bis heute war der Pegu Club eine absolute Institution und ein relevanter Identifikationsort für die internationale Community. Die Bar war u.a. der Entstehungsort eines der wenigen echten modernen Cocktailklassiker, des Old Cuban, und auch des Gin Gin Mule, über den wir auf MIXOLOGY ONLINE kurioserweise genau in dieser Woche erneut geschrieben hatten.

Ein wenig Seelen-Essen für zuhause: die echte, echte „Bolo“

Die heimische Küche dürfte aktuell der liebste Ort jener Menschen sein, die sonst gern in Bars und Restaurants gehen. Aber auch viele Bartender nutzen, wie wir es bei MIXOLOGY in vielen privaten Gesprächen mit Barleuten hören, die jetzt entstandene freie Zeit, um sich am Herd zu betätigen und die eigenen Koch-und-Back-Skills zu erweitern.

Wie passend, dass unsere Freunde vom Magazin Effilee die wundervolle Reportage über das wirklich echte Ragú Bolognese (vor längerer Zeit im gedruckten Heft erschienen) mittlerweile auch auf ihrer Website haben – ist doch eine gute, lang geschmorte „Bolo“ für viele Menschen eine der absoluten Herzens-Speisen überhaupt. Warum die Sauce also nicht einmal genauso kochen, wie Anna Maria die Monari es in ihrer jahrzehntealten Trattoria tut? Wir wünschen guten Appetit!

Credits

Foto: Everett Collection / shutterstock.com

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