Einfach, erfrischend, erfrischend einfach: Der Clover Club
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich dem Clover Club zum ersten Mal begegnet bin. Es ist noch keine zehn Jahre her, es war aber bestimmt zu einem Zeitpunkt, an dem eine Sour-Variante mit einem Fruchtsirup bereits nicht mehr der aromatische Aufstand vor der Bastille war.
Trotzdem war nach dem ersten Schluck klar, es hier mit einem Drink zu tun zu haben, den man sich merkt. Es war einer dieser Cocktails, den man für Gäste aus dem Köcher zieht, die nach was Frischem, Fruchtigem, Unkompliziertem fragen. Und wenn es schnell gehen muss.
Ob für Mann oder Frau, war dabei zweitrangig. Ich habe in einer Bar gearbeitet, in der es männlichen Gästen ziemlich gleichgültig war, ob ihr Drink pink war und in einem Stilglas daherkam. Was ja, wie man allgemein weiß, noch immer nicht die Regel ist. Der Gesichtsausdruck nach dem ersten Schluck war in der Regel der von überraschter Zufriedenheit. Als hätte man am Nektar der Könige genippt – und nicht an einem Gin Sour mit Himbeersirup.
Die Geschichte des Clover Club
Aber das ist eben diese dezente, unerklärliche Magie des Clover Club. Verwunderlich war dann lediglich die Tatsache, dass der Drink nicht Anfang des Jahrtausends aus einer kleinen Bar in New York oder London unters Volk geschüttelt wurde, sondern bereits mehr als hundert Jahre auf dem Buckel hat. Er entstand in einem gleichnamigen Industriellen-Club, der sich seit 1882 im Bellevue Stratford Hotel in Philadelphia traf und u.a. von Mark Twain frequentiert wurde.
Dort soll der rosa Drink Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden worden sein. Zu diesem Zeitpunkt entwickelte der Clover Club vermutlich auch rasch Beliebtheit, bevor er, wie so viele, während der Prohibition in Vergessenheit geriet. Nicht mal Ernest Hemingway, über den scheinbar jeder Cocktail der westlichen Hemispähre gewandert ist, erwähnt hin. Erst im Zuge des Gin-Booms wurde auch der Clover Club wiederentdeckt – und das eben völlig zu Recht. Es ist erfrischender Cocktail, der sich auch leicht zu Hause mixen lässt. Er ist ein bisschen wie Eis essen. Schwipp-Schwapp, leer ist er.
Himbeersirup ist das entscheidende Detail im Clover Club
Die Basis des Drinks lässt sich mit der Wahl des Gins steuern. Man kann dabei auf einen klassischen, wacholderbetonten Gin zurückgreifen, kann eine knackigere, zitruslastigere Variante wählen oder spielt mit dem individuellen Aroma eines New Western Gins.
Das wesentliche Element, das einen Clover Club von einem Gin Sour unterscheidet, ist ohnehin seine Süßquelle, die ihm auch seine Farbe verleiht: Himbeersirup. Dieser macht den Clover Club erst zu einem Clover Club. Wer den Sirup nicht selber machen kann, kann und sollte auf eine Auswahl ansprechender Produkte zurückgreifen, wie beispielsweise von Darbo.
Natürlich kann man alternativ auch mit frischen Himbeeren experimentieren, die man wahlweise mit schüttelt oder im Shaker muddelt. Dann sollte man der Rezeptur jedoch Zuckersirup hinzufügen, da der Drink zwar die Frucht der Himbeere abbekommt, aber zu trocken und sauer ausfällt. Eine weitere Variante wäre, zu Gunsten eines Himbeergeists gänzlich auf Gin zu verzichten und den Himbeersirup durch Zuckersirup auszutauschen. Dann jedoch hat man keinen Clover Club im eigentlichen Sinne mehr im Glas.
Clover Club
Zutaten
6 cl Gin
3 cl frischer Zitronensaft
2 cl Himbeersirup
1/2 Eiweiß
Eiweiß tut dem Clover Club gut
Als Drink aus der Sour-Gattung stellt sich auch beim Clover Club noch die Frage: Eiweiß, ja oder nein? Nicht jeder Sour braucht das – und nicht jeder Gaumen will das –, dem Clover Club Cocktail steht die schaumige Konsistenz jedoch gut zu Gesicht. Natürlich kann man dabei auch auf Alternativen wie Aquafaba zurückgreifen. Die dezente Schaumkrone ist dann auch das Kriterium, das ihn von seinen farblich ähnlichen Kollegen wie dem Cosmopolitan oder dem Jasmine Cocktail unterscheidet.
Und die Himbeere als Garnitur. Falls vorhanden. Es geht aber auch ohne.
Und dann: Schwipp-Schwapp. Leer ist er.
Credits
Foto: Sarah Swantje Fischer