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Inventur

Inventur am 24. Oktober 2021 – Die Queen darf nicht mehr trinken

Willkommen an diesem letzten Sonntag vor der Zeitumstellung Ende Oktober! A propos Zeit und a propos Oktober: Letzte Woche waren wir wohl doch zu sehr mit der Nachbereitung des Bar Convent Berlin beschäftigt, um die Meldung mitzubekommen, dass die Queen offenbar einen nicht ganz freiweilligen Sober october einlegt. Genauer gesagt sogar eine längere Zeit: Wie Vanity Fair berichtet, hat Elisabeth II. kürzlich auf Anraten ihrer Ärzte vorerst den regelmäßigen Alkoholkonsum eingestellt. Dies bestätigen laut der Zeitschrift mindestens zwei Quellen aus dem direkten Umfeld der britischen Monarchin.

Vorrangig gehe es bei der Alkoholkarenz darum, dass sich die inzwischen 95-jährige Regentin bis Anfang Februar schont, dann nämlich begeht sie das 70. (!) Jubiläum ihrer Thronbesteigung. Um den Alkoholkonsum der britischen Royals und der Queen ranken sich seit jeher zahlreiche Legenden. Manch unseriöser Bericht hat schon behauptet, Elisabeth II. tränke durchschnittlich vier bis fünf Cocktails pro Tag. Gesichert scheint hingegen, dass sie eine kleine Vorliebe für einen Dry Martini oder einen Martini-Twist mit Dubonnet hegt und fast täglich ein Gläschen deutschen Süßwein zum Dinner nimmt. Normalerweise. Nun aber eben nicht mehr.

Da wir im Februar glücklicherweise kein Thronjubiläum zu stemmen haben, gießen wir uns guten Gewissens einen kleinen Drink zum Sonntagsbrunch ein und schauen auf die News der Woche.

Reaktion auf den Personalmangel: Roboter in Service und Küche?

Das Thema Personalmangel beschäftigt nicht nur die deutsche und europäische Gastronomie. Auch in den Vereinigten Staaten hat die massive Krise dazu geführt, dass dem normalerweise extrem breit aufgestellten Gastgewerbe die Mitarbeiter millionenfach weggebrochen sind.

Eine Reaktion darauf, die inzwischen immer mehr Wirte anwenden, hat die New York Times diese Woche in ihrer „Future“-Reihe vorgestellt: Immer mehr Restaurantbetreiber wagen den Einsatz spezieller Gastronomie-Roboter. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Robotik-Firmen, die spezielle Geräte anbieten – sei es für die Küche, für den Service, die Bar oder sogar zur Reinigung von Toiletten. Ein schräges Szenario wie aus einem alten Science-Fiction-Film. Aber offenbar auch keine Zukunftsmusik mehr.

Berliner Wirte sollen „Charta der Rücksicht“ unterschreiben

Ist das schon wieder Gentrifizierung oder berechtigtes Klagen? Eine Bürgerinitiative in Berlin-Mitte verlangt von Bar- und Kneipenbetreibern, eine sogenannte „Charta der Rücksicht“ zu unterschreiben und bei sich im jeweiligen Betrieb sichtbar auszuhängen. Die „Stadtteilkoordination Brunnenstraße-Süd“ möchte Gastronomen damit primär in die Pflicht nehmen, den Lärmschutz und die Nachtruhe ernster zu nehmen.

Der belebte und gastronomisch stark erschlossene Kiez rund um den Weinbergsweg und den Weinbergspark unweit der Torstraße bereitet den Berichten zufolge seit Lockerung von Corona-Maßnahmen immer wieder Probleme in Sachen Ruhestörung, im Park steigt die Müllbelastung wieder an und sogar Zusammenstöße zwischen Nachtschwärmern und der Polizei habe es bereits gegeben. Unterzeichnet haben die Charta laut Berliner Woche bislang aber nur zwei Wirte. Inzwischen berichtet auch der Tagesspiegel über die Angelegenheit (Abo-Modell).

Dwyane Wade engagiert sich für Bildung und mehr Inklusion im Wein-Business

Es ist nicht neu, dass der ehemalige Basketball-Superstar Dwyane Wade eine große Liebe zum Wein pflegt. Kurz hatten wir darüber auch schon einmal berichtet. Daneben besitzt der dreifache NBA-Champion natürlich auch standesgemäß ein Weingut im Napa Valley. Nun geht er noch einen Schritt weiter, und dieser wiederum passt zu seiner anderen großen Leidenschaft: dem Kampf für mehr Inklusion und Gleichberechtigung.

Wie am Donnerstag gemeldet wurde, wird Wade Vorstandsmitglied im renommierten Davis‘ Department of Viticulture and Enology an der University of California. Wie die Universität in ihrer Begründung zu der Berufung von Wade schrieb, seien nicht nur seine Aktivitäten als Weinhersteller, sondern vor allem sein langjähriges karitatives und gesellschaftliches Engagement der Grund für seine Aufnahme in das Gremium gewesen. Sinngemäß soll sich der 39-Jährige in seiner Arbeit für das Institut speziell um Themen wie Weiterbildung, Diversität und Inklusion im bislang noch immer sehr weißen und sehr männlichen Wein-Business kümmern.

Behindern klassische Cocktails die Innovation?

Huhn oder Ei? Ein bisschen so wirkt auch die Frage, die der berühmte Londoner Bar-Entwickler Ryan Chetiyawardana in einem Beitrag für das Class Magazine stellt. In seinem Essay nämlich stellt er die Hypothese in den Raum, dass der bis heute sehr starke, wirkungsmächtige Kanon klassischer Cocktails im Prinzip innovationsfeindlich sei, wenn es um Spirituosen geht.

Wieso nun Huhn oder Ei? Weil Chetiyawardana beide Aspekte der Auswirkungen klassischer Drinks beleuchtet. Einerseits böten sie eine zuverlässige Richtgröße, mit der sich neue Produkte beurteilen lassen. Gleichermaßen jedoch verengten sie den Blick der Branche, weil wirklich neue Produkte zu oft innerhalb des klassischen Kosmos verortet würden. Das behindere echte Innovation und marginalisiere Rohstoffe, Produkte und Kategorietraditionen, die von außerhalb der bekannten kulturellen Zyklen stammen. Ein spannender Beitrag, den es sich zu lesen lohnt!

Credits

Foto: Everett Collection / Shutterstock

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