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Der White Negroni: farblos, aber nicht blass

Ein Negroni besteht aus Gin, Campari und süßem Wermut. Sein Markenzeichen ist die rubinrote Farbe. Der White Negroni ist, wie der Name verrät, anders. Farblich wie geschmacklich. Wayne Collins hat den Negroni-Twist Anfang der Nullerjahre entwickelt.

Der White Negroni hat sich mittlerweile im Kanon der Neo-Klassiker etabliert. Man bekommt ihn in jeder guten Bar – und wenn schon nicht das, hat man zumindest schon mal davon gehört. Aber alleine der Name lässt natürlich keine Zweifel über seinen Ursprung sowie seinen großen Verwandten aufkommen, den Negroni.

Wayne Collins erfindet den White Negroni

Entstanden ist der White Negroni sehr früh, und zwar Anfang der Nullerjahre. Das mag etwas verwundern, war es doch eigentlich eine Zeit, in der selbst der Negroni noch zumeist ein Schattendasein fristete und auch die Bar-Rennaissance in den Kinderschuhen steckte.

Die frühe Entstehung ist gekoppelt an die Biographie seines Erfinders, Wayne Collins. Das Londoner Ur-Gestein begann seine Bar-Karriere bereits 1991 in einer Bar namens Bar Royale und war in Folge eine der prägenden Figuren der Londoner Bar-Szene, die unter anderem auch mit Dick Bradsell zusammenarbeitete, bekanntermaßen der Erfinder des Espresso Martini sowie des Bramble.

„Ich habe schon Anfang der 1990er regelmäßig die American Bar im Savoy besucht“, erinnert sich Wayne Collins in einem lesenswerten Porträt auf Difford’s Guide, „da saß ich: Praktisch noch ein Kind, aber am Tresen großspurig Manhattan on the Rocks bestellt. Peter Dorelli meinte einmal, er hätte auch eine wage Erinnerung an mich aus jener Zeit.“

White Negroni entstand bereits 2001

Seinen White Negroni erfand Wayne Collins 2001 auf der VinExpo in Bordeaux für Plymouth Gin. Wie so oft war die Not Mutter der Erfindung. Die Legende will, dass er weder Campari noch süßen Wermut zur Hand hatte, also griff er als Campari-Ersatz zum französischen Enzianlikör „Suze“. Den Anteil des süßen Wermuts ersetzte Collins durch den Aperitif „Lillet Blanc“.

Um Suze, der aus der gelben Enzianwurzel gewonnen wird, ranken sich Mythen. Entweder soll den Likör der Schweizer Hans Kappler oder der Franzose Fernand Moureaux Ende des 19. Jahrhunderts erfunden haben. Wer tatsächlich der Urheber ist, wird sich wohl nicht mehr klären lassen. Unbestritten bleibt, dass er als Bitterlikör eine Alternative zu Campari darstellen kann.

Schwieriger scheint der Ersatz von Wermut durch Lillet Blanc, da Letzterer zwar ebenso ein Aperitifwein ist, allerdings mit einem recht unterschiedlichen Geschmacksprofil. Eine robuste Variante für Lillet wäre beispielsweise Kina L’Aéro d’Or von Tempus Fugit.

White Negroni

Zutaten

(adaptiertes Rezept)
5 cl Dry Gin (in Original Plymouth Gin)
3 cl Lillet Blanc
2 cl Suze Likör
1 Dash Angostura Orange Bitters

White Negroni: Gin, Suze, Lillet

Rezeptur darf Gin-lastiger sein

Das ursprüngliche Rezept von Wayne Collins ergibt einen ansprechenden Drink, der eher einen entfernten Verwandten des Negronis darstellt, als seinen kleinen Bruder. Wenig verwunderlich, hielt sich der Brite dabei an die Rezeptur, die alle Zutaten zu gleichen Teilen vorsah.

Das sollte man als Ausgangsbasis, um sich dem White Negroni zu nähern, auch probieren. In weiterer Folge darf die Rezeptur allerdings zu Gunsten des Gins erweitert werden, um dem Drink etwas mehr Ecken und Kanten zu geben. Dabei sollte man einen kräftigen Vertreter seiner Gattung wählen, um dem Suze Paroli zu bieten, ihn aber auch auf ein robustes Fundament zu betten. Ein Dash Orange Bitters verleiht dem Drink noch ein entscheidendes Fünkchen Frische.

White Negroni wird im Schatten des Negroni bleiben

Seinen großen Verwandten wird der White Negroni natürlich niemals an Popularität einholen. Aber das muss er auch nicht. Dass er aber im Kanon angekommen ist, um zu bleiben, ist unbestritten. Das zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass Suze heute wieder in jeder guten Bar zu finden ist.

Und ohne den White Negroni wäre das wohl kaum der Fall.

Credits

Foto: Sarah Swantje Fischer

Comments (2)

  • Sabine Weiland

    Sobald Alex sein Cocktail Bar MelRose wieder aufmachen darf, werde ich den probieren ?

    reply

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