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Die Enzyklopädie alkoholischer Heißgetränke, Teil 4: Der Grog

Der Grog das einfachste und womöglich auch bekannteste aller Heißgetränke: Ursprünglich bestand er nur aus Rum und Wasser. Seine Erfindung diente einzig und allein dem Zweck, die Spirituose zu verdünnen, um Seemänner seetauglich zu halten. Verantwortlich dafür war der britische Admiral Vernon, genannt „Old Grog“.

Am 21. August 1740 gab der britische Admiral Vernon eine Order aus. Darin schreibt er, „daß es die einhellige Meinung sowohl der Kapitäne als auch der Schiffsärzte ist, daß der verderbliche Brauch der Seemänner, ihre Ration in Drams zu trinken, und oft auf einmal, mit vielen schwerwiegenden Auswirkungen sowohl auf ihre Moral als auch auf ihre Gesundheit einhergeht, die dadurch sichtlich beeinträchtigt werden, und viele ihrer Leben dadurch verkürzt werden“.

Auch bemängelt er „die schlechten Folgen, die sich aus der Betäubung ihrer verstandesmäßigen Qualitäten ergeben, die sie rücksichtslos zu Sklaven jeder brutalen Leidenschaft macht, und die nach ihrer einhelligen Meinung nicht besser behoben werden können, als durch die Anordnung, ihre halbe Pinte täglich mit einem Liter Wasser zu mischen“. Dabei sei es erlaubt, dass „diejenigen, die gute Ehemänner sind, von den Ersparnissen ihres Salzproviants und Brotes, Zucker und Limetten kaufen können,“ um ihr Getränk wohlschmeckender zu machen.

Die Geschichte des Grog beginnt auf hoher See

Deshalb ordnete der Admiral zur Aufrechterhaltung von Nüchternheit und Disziplin auf den Schiffen seiner Majestät an: „Sie werden daher hiermit aufgefordert und angewiesen, […] besonders darauf zu achten, daß […] die unter Ihrem Kommando stehende Schiffskompanie […] ihre jeweilige Tagesdosis von einer halben Pinte pro Mann für alle Ihre Offiziere und die Schiffskompanie jeden Tag mit dem Verhältnis von einem Quart Wasser zu jeder halben Pinte Rum gemischt wird, der in einem für diesen Zweck aufbewahrten […] Faß gemischt wird, und zwar an Deck und in Anwesenheit des Wachleutnants, der besonders darauf zu achten hat, daß die Männer nicht um ihre volle Rumration betrogen werden, und wenn diese so gemischt ist, soll ihnen der Rum in zwei Portionen am Tag serviert werden, eine zwischen 10 und 12 Uhr morgens und die andere zwischen vier und sechs Uhr nachmittags. Und Sie haben dafür zu sorgen, andere […] Fässer zu haben […] und ihr Wasser zu süßen für ihr Trinken zu anderen Zeiten, und Sie haben Ihren Leutnants in ihrer jeweiligen Wache die strikte Anweisung zu geben, sehr sorgfältig darauf zu achten, daß kein Rum oder andere Spirituosen insgeheim an Bord ihres Schiffes durch eigene Boote, oder allen anderen, gebracht werden, da sowohl Sie und sie […] sich für die schlechten Folgen verantworten müssen, die sich aus jeglicher Nachlässigkeit bei der ordnungsgemäßen Ausführung dieser Befehle ergeben können. [… ] Gegeben von meiner Hand an Bord seiner Majestät Schiff, [der Burford, 21. August 1740].

Die Bezeichnung Grog wird erstmals 1749 publiziert

Wichtig ist, folgendes hervorzuheben: Das von ihm verordnete Getränk, das später Grog genannt werden sollte, bestand aus Rum und Wasser. Er erlaubt jedoch, dass man Zucker und Limetten erwerben dürfe, um das Getränk dadurch schmackhafter machen zu können. Der Grog jedoch wird ohne diese Zusätze zubereitet, anfänglich mit einem Verhältnis von einem Teil Rum auf vier Teile Wasser.

Diese Verdünnung war nichts neues, denn wie bereits im ersten Kapitel über den Punch dargelegt, verdarben Bier und Wein auf langen Schiffsreisen, und man ging deshalb dazu über, Branntwein mit Wasser zu verdünnen. Die Bezeichnung Grog wird erstmals 1749 publiziert. In einem Bericht der Jamaica Gazette steht, dass auf einem Schiff Grog zugeteilt wurde. Diese Bezeichnung verbreitete sich schnell, und ein 1770 erschienener Beitrag über neunundsiebzig verschiedene Ausdrücke für den Zustand des Betrunkenseins kennt bereits den Ausdruck „Groggy; dies ist ein westindischer Ausdruck; Rum und Wasser ohne Zucker, der Grogg genannt wird.

Sie nannten ihn Old Grog

Die erste Erklärung dafür, warum Grog seine Bezeichnung erhielt, fand ich in einem Gedicht des Jahres 1781, welches 1790 mit folgendem Kommentar versehen wurde: „Admiral Vernon trug bei schlechtem Wetter gewöhnlich einen Umhang aus Tarlatan, [auf englisch grogram,] nach dem die Seeleute ihn Old Grog nannten; daher wurde der Name ihm zu Ehren auf die Spirituose mit Wasser übertragen, denn er war der erste Offizier, der es an Bord der Schiffe seiner Majestät auf diese Art und Weise befahl.

Der auf den Schiffen der britischen Marine ausgegebene Grog wurde im Laufe der Zeit immer mehr verdünnt. Beispielsweise erfahren wir davon im Zusammenhang mit dem Besuch des preussischen Königs und des russischen Zaren, die am 23. Juni 1814 die Docks in Portsmouth besuchten. Die Gesellschaft war schon damals an Klatsch und Tratsch interessiert, und so berichtete das Gentleman’s Magazine ausführlich über diese Zusammenkunft: „Bald nachdem die königliche Gesellschaft an Bord gekommen war, macht sie sich daran, das Schiff zu erkunden, jeder wie es ihm beliebte. Der Regent war sehr neugierig und aufmerksam. Der König von Preußen untersuchte viel und schien ein sehr aufmerksamer Beobachter zu sein. Alexander verlor keine Zeit: Er verließ das Hauptdeck und ging eine Zeitlang allein auf dem Schiff umher. Dann nahm er seine illustre Schwester und ging zu der Stelle hinunter, an der die Besatzung um 12 Uhr ihre Zuteilung erhielt. Er erkundigte sich danach und fragte, welche Menge Wasser dem Rum beigegeben wurde. Als ihm gesagt wurde, daß das Verhältnis des Wassers sechs zu eins war, stellte ein Seemann fest, daß es nicht schlimmer wäre, wenn es stärker wäre. Alexander bat um die übliche Zuteilung und trank sie bereitwillig und lächelnd aus, wobei er seine Zustimmung zu der Spirituose bekundete, “die”, so Seine Majestät in sehr verständlichem Englisch, “man Grog nennt, und ich finde ihn sehr gut”. Er ließ eine kleinere Menge für die Herzogin einschenken, die ihn mit viel guter Laune trank. Die Männer bekamen eine zusätzliche Zuteilung … Auch die Söhne des Königs von Preußen tranken Grog mit den Männern mit viel Genugtuung.

Ein Grog wurde zwar grundsätzlich mit Rum hergestellt, aber man verwendete gelegentlich auch andere Spirituosen, beispielsweise Whiskey, Brandy oder Apple Brandy.

Der Grog nach 1862

Grog zeigt sich nach 1862 als ein vielfältiges Mischgetränk, das es in unzähligen Ausprägungen gibt. Man verwendete unterschiedlichste Spirituosen bei der Zubereitung, darunter Cognac, Cider, Arrak, Gin, Aguardiente, Kirsch, Maraschino, Pfefferminzlikör, Wein und Bier. Auch Eier wurden hinzugegeben. Es gab ihn auf russische Art, englische Art, amerikanische Art, mexikanische Art, kanadische Art, schwedische Art, holländische Art, deutsche Art oder helgoländer Art; mit Tee, Kaffee, Milch oder Rotwein angereichert; als Pharisäer, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die zugehörigen Rezepturen haben jedoch nichts mehr mit einem Grog zu tun, zu zahlreich sind die einzelnen Zutaten. Für die Analyse dessen, was man ab 1862 unter einem Grog verstand, habe ich deshalb nur diejenigen Rezepte berücksichtigt, die entweder als Grog, Rum Grog oder Whiskey Grog bezeichnet wurden.

In den ersten Jahren verstand man unter einem Grog immer ein mit Wasser verdünntes Destillat. Dies änderte sich jedoch ab 1882 dramatisch, denn die zugehörigen Rezepturen entsprachen durch zusätzliche Süßung überwiegend der eines Toddys, und schließlich zumeist der eines Punches durch zusätzliche Verwendung von Zitrusfrüchten.

Die Enzyklopädie alkoholischer Heißgetränke

Teil 1: Einleitung

Teil 2: Der Punch

Teil 3: Der Toddy

Teil 4: Der Grog

Teil 5: Der Skin

Teil 6: Der Negus

Teil 7: Der Sangaree

Teil 8: Hot Buttered Rum & Co.

Teil 9: Der Sling

Teil 10: Der Bumbo

Credits

Foto: Editienne

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